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Griechischer Agrarexport

Panagiotis Kouparanis25. Oktober 2012

Die Krise zwingt Griechenland zum Umdenken. Die lang verschmähte Landwirtschaft ist wieder attraktiv geworden. Auch für den Export. Allerdings finden griechische Agrarprodukte nur schwer den Weg in deutsche Supermärkte.

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Markthalle in der Altstadt von Chania, Kreta (Foto: Frank Baumgart(c) dpa)
Markthalle in Kreta mit OlivenBild: picture alliance/dpa

Kein anderes Euro-Land hat seine Exporte im ersten Halbjahr 2012 so stark gesteigert wie Griechenland. Doch obwohl das Plus laut Eurostat bei zwölf Prozent lag, bleibt die griechische Außenhandelsbilanz weiterhin negativ. Nicht nur deshalb müssen weitere Anstrengungen unternommen werden, um die griechischen Ausfuhren zu steigern. Zusätzlich zwingt der Rückgang der Kaufkraft in Griechenland die Unternehmen immer stärker, auf den Export zu setzen. Besonders die Landwirtschaft bietet sich dafür an.

Seit Anfang der 1980er Jahre ist sie um mehr als die Hälfte geschrumpft. An den ohnehin bescheidenen Ausfuhren Griechenlands ist sie mit weniger als einem Viertel beteiligt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland belief sich 2011 der Anteil von Medikamenten an den Importen aus Griechenland auf 13,5 Prozent, während etwa Feta-Käse, Ouzo, Oliven und Olivenöl zusammengenommen gerade mal bei 7,5 Prozent lagen. Hier könnte noch mehr getan werden. Doch so leicht ist es für Agrarprodukte und Lebensmittel aus Griechenland nicht, den Weg zum deutschen Verbraucher zu finden.

Joachim Schalinski, Redakteur der Wochenzeitung "Lebens Mittel" (Foto: DW/Panagiotis Kouparanis)
Joachim Schalinski: "Griechische Produkte sind überteuert."Bild: DW

Hohe Preise - geringe Mengen

Um in das Sortiment der großen deutschen Supermarktketten aufgenommen zu werden, müssen die Produzenten einen günstigen Preis und hohe Qualität garantieren. Außerdem müssen Produkte in großen Mengen lieferbar sein und alle Bedingungen gleichbleibend erfüllt werden. Da gebe es für griechische Produkte noch erhebliche Nachholbedarf, sagt Joachim Schalinski, der schon mehrere Länderberichte über Griechenland in der Lebensmittel Zeitung verfasst hat, dem führenden Branchenblatt in Deutschland.

"Wenn ich an griechische Weine denke, so sind sie absolut überteuert. Sie sind wirklich sehr gut, nur der Preis stimmt überhaupt nicht. Ich bezahle keine 18 Euro für eine Flasche griechischen Wein, nur weil die griechischen Strukturen diesen Preis erforderlich machen.“

Das Hauptproblem, so Schalinski, sei die Tatsache, dass die griechischen Agrarproduzenten kaum untereinander kooperierten, sie fast ausschließlich für den griechischen Markt produzierten und sich allzu sehr auf das vielkritisierte EU-Subventionssystem eingestellt hätten, das sogar Prämien für die Zerstörung bestimmter Agrarkulturen zahlt.

Blick in ein Geschäft in dem kleinen Ferienort Georgioupolis im Norden Kretas (Foto: DW)
Ungenutztes Export-Potenzial: griechisches OlivenölBild: picture-alliance/dpa

Neuer Unternehmergeist für die Landwirtschaft

Der zunehmende Anstieg der Arbeitslosigkeit seit Ausbruch der Rezession vor mehr als vier Jahren bringt immer mehr Griechen dazu, die Städte zu verlassen, um sich auf dem Land eine neue Existenz aufzubauen. In dieser Zeit nahm die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft um sieben Prozent zu. Unter den neuen Bauern sind viele Akademiker, die sich am biologischen Anbau orientieren oder sich um spezielle Agrarprodukte kümmern, wie etwa Schnecken- und Pilzzucht oder das Sammeln von Trüffeln. Vielleicht entwickeln gerade diese neuen Landwirte den Unternehmergeist, der nötig ist, um auf den Auslandsmärkten Erfolg zu haben.

Dafür braucht es aber zunächst die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, meint Petros Michelidakis, Leiter der griechischen Auslandsvertretung der Messe Düsseldorf in Athen. Die kleinteilig strukturierten griechischen Landwirtschaftsbetriebe und die Kosten, die die Entwicklung einer Marketingstrategie für das Ausland erfordern, könnten nur von mehreren Agrarbetrieben gemeinsam getragen werden. "Als erstes muss der Zielmarkt untersucht werden, seine Größe und ob er zu den Produkten passt, die angeboten werden sollen. Dann müssen die griechischen Landwirte eigene Organisationsformen aufbauen, damit das Produkt, das sie exportieren wollen, marktkonform und in den benötigen Mengen und Standards geliefert wird", sagt Michelidakis.

Neues Image

Darüber hinaus solle man sich verständigen und ein eigenes "Branding" entwickeln, um etwa Pfirsiche aus der Region Veria, Äpfel aus dem Pilio oder Trahanas, eine Art griechische Grießsuppe, zu vermarkten. In Zeiten der Globalisierung hätten griechische Produkte im Ausland nur dann eine Chance, wenn sie unterscheidbar seien von anderen, ist Lebensmittelexperte Joachim Schalinski überzeugt: "Wir hätten wahrscheinlich auch beim deutschen Verbraucher eine große Sympathie für das griechische Angebot, wenn es ihm in seiner ursprünglichen Authentizität und Hochwertigkeit angeboten und verfügbar gemacht würde. Das ist aber derzeit nicht unbedingt der Fall."

Petros Michelidakis, Leiter der Auslandsvertretung der Messe Düsseldorf in Athen (Foto: DW/Panagiotis Kouparanis)
Sieht Marketing-Defizite: Petros Michelidakis, Leiter der Auslandsvertretung der Messe Düsseldorf in AthenBild: DW

Wenn für den Konsumenten im Ausland nachvollziehbar begründet werden könne, warum ein griechisches Produkt teurer sei als andere, dann hätten die Griechen als "Nischenplayer" eine Chance, sagt Joachim Schalinski. Denn das würde auch die Supermarktketten ansprechen, die sich untereinander Konkurrenz machen und deshalb gezwungen sind, interessante und neue Produkte anzubieten.