Grünes Gewölbe: Gesuchter Zwilling gefasst
18. Mai 2021Anderthalb Jahre nach dem Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden ist ein fünfter Tatverdächtiger gefasst worden. Der bislang flüchtige 22-Jährige sei am Montagabend von Zielfahndern des Bundeskriminalamts und von Spezialkräften der Bundespolizei in Berlin-Neukölln gefasst worden, teilte die Dresdner Staatsanwaltschaft mit. In der sächsischen Landeshauptstadt soll er noch an diesem Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden.
Nach dem Mann wurde seit Mitte November öffentlich gefahndet. Die Staatsanwaltschaft Dresden wirft dem Beschuldigten schweren Bandendiebstahl und Brandstiftung vor. Bereits Ende vergangenen Jahres waren sein Zwillingsbruder sowie drei weitere Verdächtige im Zusammenhang mit dem Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe festgenommen worden. Der 22-Jährige konnte den Fahndern aber entwischen - im Januar sogar ein zweites Mal.
Mitglieder des Remmo-Clans
Die fünf jungen Männer waren nach Überzeugung der Ermittler direkt an dem Coup beteiligt, ihnen werden schwerer Bandendiebstahl und Brandstiftung vorgeworfen. Sie stammen aus dem Berliner Remmo-Clan. Mitglieder dieser Großfamilie wurden auch für andere Straftaten wie den Goldmünzen-Diebstahl aus dem Berliner Bode-Museum 2017 verurteilt.
Seit März wird zudem nach vier weiteren Männern gefahndet, die im Verdacht der Beihilfe zum schweren Bandendiebstahl stehen. Ihre Identität ist derzeit noch unklar. Sie könnten kurz vor dem Einbruch den Tatort ausgespäht haben und damit an der Vorbereitung des Diebstahls beteiligt gewesen sein. Ein damals veröffentlichtes Bild einer Videokamera zeigt das Quartett, wie es die Vitrine näher betrachtet, aus welcher dann der Schmuck gestohlen wurde.
Fluchtfahrzeug angezündet
Die Einbrecher von Dresden waren Ende November 2019 durch ein Fenster in das Grüne Gewölbe im Residenzschloss eingedrungen. Innerhalb weniger Minuten stahlen sie aus einer Vitrine historischen Juwelenschmuck aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Anschließend flohen sie mit einem Auto, das sie später in Brand setzten. Das spektakuläre Verbrechen löste international große Aufmerksamkeit aus.
Der kunsthistorische Wert der Beute ist kaum zu überschätzen. Die registrierten und für Kenner sofort wiedererkennbaren Stücke dürften jedoch kaum verkäuflich sein. Nach Aussage von Experten ließe sich allenfalls der Materialwert erzielen, wenn die Edelsteine und -metalle zuvor abgeschliffen beziehungsweise eingeschmolzen werden. Bisher fehlt von den gestohlenen Juwelen jede Spur.
Im Fall der 2017 im Bode-Museum gestohlenen etwa 100 Kilogramm schweren Goldmünze "Big Maple Leaf" halten Ermittler es für wahrscheinlich, dass die Diebe das Gold eingeschmolzen und zu kleineren Münzen verarbeitet haben könnten. Der Materialwert wurde damals mit fast 3,75 Millionen Euro angegeben.
jj/ehl (dpa, afp, epd)