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Guineas Ebola-Helfer in Gefahr

Philipp Sandner18. Februar 2015

Rotkreuz-Mitarbeiter leben gefährlich: Auch ein Jahr nach Beginn der Epidemie kommt es regelmäßig zu Übergriffen auf Ebola-Helfer. Grund sind mangelnde Aufklärung und kulturelle Vorbehalte in der Bevölkerung.

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Ebola-Helfer in Guinea (Foto: European Union)
Bild: European Union/Kenzo Tribouillard

Bei der Bewältigung der westafrikanischen Ebola-Epidemie spielen sie eine wichtige Rolle: Unermüdlich betreiben die Helfer vom Internationalen Roten Kreuz Aufklärung, helfen bei der Versorgung der Kranken und bei der Bestattung der Toten. Und doch kommen sie immer wieder in Bedrängnis: Das Rote Kreuz von Guinea berichtet von wiederholten Angriffen auf seine Mitarbeiter und die freiwilligen Helfer. "Diese Übergriffe reichen von verbalen Attacken bis zu körperlichen Angriffen", sagt Moustapha Diallo, Pressesprecher des Internationalen Bündnisses des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds in Guinea, im Gespräch mit der DW. Vergangene Woche waren zwei Freiwillige verprügelt worden, als sie eine Beerdigung organisieren wollten - nur einer von rund zehn Vorfällen monatlich, so Diallo.

Es sei "wirklich bedauerlich, dass immer noch Gerüchte die Runde machen, die Misstrauen und Angst schüren", sagt Diallo - und das, obwohl die Epidemie schon rund ein Jahr in Westafrika grassiere. So gibt es mancherorts die Auffassung, die Ebola-Helfer würden die Epidemie weiter verbreiten. Solche Gerüchte erschwerten die Arbeit der Ebola-Helfer und schnitten ganze Dorfgemeinschaften von der wichtigen Hilfe ab. Seit Beginn der Krise März 2014 betreibt das Rote Kreuz in Guinea Aufklärung über die Verbreitungswege und angemessene Vorsichtsmaßnahmen. Doch man habe es schwer, sagt der Pressesprecher: "Gerüchte verbreiten sich schneller als Wahrheiten." Die Zahlen der Neuinfektionen in den am schwersten betroffenen Ländern Sierra Leone und Liberia sind inzwischen rückläufig. Guinea verzeichnet seit Ende Januar wieder einen Anstieg neuer Fälle. Dort infizierten sich in der Woche bis zum 8. Februar 65 Menschen mit dem Virus.

Ebola-Helfer (Foto: picture alliance)
"Verbalen Attacken und körperlichen Angriffen ausgesetzt": Ebola Helfer von Ärzte ohne GrenzenBild: picture alliance/AA/Mamadou Cellou Diallo

Die Vorurteile bleiben

Der Widerstand gegen die Aufklärungsarbeit hat auch kulturelle Gründe: Der Zusammenhalt der Familie spielt in den betroffenen westafrikanischen Ländern eine große Rolle. Zu den notwendigen Sicherheitsmaßnahmen gehört aber die Isolation von Ebola-Infizierten und Menschen, die verdächtige Symptome aufweisen. Noch schwieriger ist der Umgang mit den Toten: Zum Schutz vor der weiteren Übertragung von Ebola-Viren gehört auch die Verbrennung der Leichen - was im muslimisch geprägten Guinea bisher undenkbar war. Laut dem Journalisten Badicko Diallo hat dies dazu beigetragen, dass Vorurteile die Runde machen: Menschen, deren Verwandte in Ebola-Behandlungszentren gestorben seien, hätten deren Leichen nie gesehen.

Vorurteile blieben auch in den Städten bestehen, so der Journalist, der im zentralguineischen Ort Mamou für den Radiosender Bolivar FM arbeitet. "Die Epidemie hat zuerst in den Waldregionen von Guinea Fuß gefasst. In manchen Städten hat es keine einzigen Fälle gegeben." Die Menschen in den Städten hätten sich von Fehlinformationen verunsichern lassen. In abgelegenen Gegenden gebe es andere Probleme. Dorthin kämen überhaupt keine gesicherten Informationen, weil sich viele der staatlichen und internationalen Aufklärer aus Angst um ihre Sicherheit gar nicht aufs Land trauen würden. Ein Teufelskreis: "Die ländliche Bevölkerung stützt sich auf Gerüchte, die sie von allen Seiten aufnimmt, und ist verwirrt." Ihre Reaktion sei es, alles zu meiden, was mit Ebola zu tun habe - auch die Aufklärungskampagnen.

Abtransport eines Ebola-Opfers in Liberia (Foto: Reuters)
Heikles Thema: der Umgang mit den TotenBild: Reuters/James Giahyue

Ein mühsamer Kampf

Die Weltgesundheitsorganisation setzt nun verstärkt auf die Mithilfe der Medien. "Wenn Sie Menschen schicken, denen die Bevölkerung nicht vertraut, ist ein Scheitern vorprogrammiert", sagt Journalist Diallo. Man habe den Verantwortlichen deshalb vorgeschlagen, sich an wichtige Amtsträger der verschiedenen Regionen zu wenden: "Geht zu den Bürgermeistern und den Imamen, bildet sie aus, um die Botschaft zu verbreiten." Einen Imam oder Bürgermeister werde die Bevölkerung nicht angreifen - da ist sich Diallo sicher.

Das Rote Kreuz setzt bereits auf die Zusammenarbeit mit Angehörigen der lokalen Gemeinschaften. Und dennoch kommt es zu Übergriffen - manche davon mit tödlichem Ausgang: Im Januar tötete ein Mob einen Polizisten und seinen Fahrer mit dem Vorwand, diese wollten das Virus verbreiten. Dutzende stehen nun wegen dieses und ähnlicher Fälle vor Gericht. Ob das Abschreckung genug ist, um weitere Gewalttaten abzuwenden, muss sich zeigen. Fest steht aber: Die Ebola-Helfer vom Roten Kreuz werden ihre Arbeit weiter tun. "Wir verurteilen die Bevölkerung nicht", sagt Moustapha Diallo vom Bündnis des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds in Guinea. "Wir werden erklären, wieder und wieder erklären, um dem Unverständnis etwas entgegenzusetzen, das die Beendigung der Epidemie erschwert." Schließlich reiche ein einziger unbemerkter Fall, um die bisherigen Erfolge zunichte zu machen. Gerade jetzt, wo die Infektionszahlen rückläufig seien, sei also Wachsamkeit gefragt.

Imam klärt in Guinea über Ebola auf (Foto: AFP/Getty Images).
Imame sollen bei der Aufklärung helfenBild: CELLOU BINANI/AFP/Getty Images