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Heftige Kämpfe um die libysche Stadt Sirte

16. September 2011

Während die neue libysche Führung die ersten westlichen Politiker empfängt, gehen die Kämpfe mit Gaddafi-treuen Truppen weiter. Nach Angaben des Übergangsrats rücken die aufständischen Einheiten auf die Stadt Sirte vor.

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Ein Aufständischer vor einer Fahrzeugkolonne (Foto: dapd)
Vormarsch auf SirteBild: dapd

Der Sender Al-Jazeera berichtet am Freitag (16.09.2011), dass die Aufständischen den Flughafen eingenommen hätten, der sich zehn Kilometer südlich des Zentrums der Küstenstadt befindet. Sirte ist die Geburtsstadt des untergetauchten Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi und eine der letzten Hochburgen der Gaddafi-treuen Truppen.

Ein Militärsprecher der neuen Führung teilte der französischen Nachrichtenagentur Agence France-Presse mit, bei den Kämpfen seien mindestens elf Kämpfer getötet und mehr als 30 verletzt worden. Auch auf Seiten der Gaddafi-treuen Soldaten habe es erhebliche Verluste gegeben. Am Donnerstag war ein Konvoi mit mehreren hundert Fahrzeugen mit schweren Waffen aus dem rund 150 Kilometer entfernten Misrata nach Sirte aufgebrochen. Zuvor hatte die NATO Ziele in der Region um Sirte aus der Luft angegriffen.

Auch aus der Stadt Bani Walid werden heftige Gefechte gemeldet. Die Nachrichtenagentur Associated Press meldet, Kämpfer der Aufständischen rückten langsam in die Stadt ein, die bislang von Gaddafis Truppen kontrolliert wird. Bani Walid liegt rund 150 Kilometer südlich der Hauptstadt Tripolis.

Unterstützung aus London und Paris

Am Donnerstag hatten Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Premier David Cameron der neuen Führung einen Besuch abgestattet. die beiden Staatsmänner kamen unter anderem mit dem Chef des Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, zusammen. Es war der erste Besuch ausländischer Staatsmänner in Tripolis nach dem Sturz Gaddafis. Die beiden Politiker sicherten dem libyschen Übergangsrat die weitere Unterstützung des Westens zu.

v.l.n.r.: Frankreichs Präsident Sarkozy, der Chef des Übergangsrates Dschalil und der britische Premier Cameron (Foto: picture alliance/abaca)
In Siegerpose: Frankreichs Präsident Sarkozy, der Chef des Übergangsrates Dschalil und der britische Premier CameronBild: picture alliance/abaca

"Frankreich und Europa werden an eurer Seite sein", beteuerte Sarkozy. Im Mittelpunkt der Gespräche mit dem Übergangsrat stand der demokratische Neuanfang. Sowohl Sarkozy als auch Cameron kündigten an, mehrere Milliarden Dollar des Gaddafi-Regimes freizugeben, die noch auf westlichen Konten eingefroren sind. Außerdem sagten Cameron und Sarkozy die vom Übergangsrat erbetene Fortführung der Militäreinsätze zu. Die NATO-Angriffe würden weitergeführt, bis alle Anhänger Gaddafis die Waffen niedergelegt hätten.

Selbstlose Hilfe oder Interesse am Öl?

Sarkozy und Cameron waren bemüht, den Eindruck zu vermeiden, sie seien vor allem deshalb nach Tripolis gekommen, um den Lohn für ihre Unterstützung des NATO-Einsatzes einzufahren. "Es gibt kein Kalkül", sagte Sarkozy in Tripolis. Cameron sagte, er sei gekommen, um zu gratulieren und um herauszufinden, wie beim Wiederaufbau des Landes geholfen werden könne.

Der türkische Regierungschef Erdogan winkt (Foto: picutre alliance)
Erdogan bei seiner AnkunftBild: picture-alliance/dpa

Doch ganz so selbstlos dürften die Motive nicht sein, die Sarkozy und Cameron so schnell nach Tripolis brachten. Beide Länder haben handfeste wirtschaftliche Interessen in dem ölreichen nordafrikanischen Land. Der Vorsitzende der französisch-libyschen Handelskammer, Michel Casals, hatte bereits Anfang September die Entsendung einer Wirtschaftsdelegation nach Libyen angekündigt. Es sei mit einem relativ harten Wirtschaftskrieg zu rechnen, sagte Casals. Deshalb müsse man so schnell wie möglich die künftigen Entscheidungsträger treffen.

Mit ihrer kurzfristig angekündigten Reise kamen Sarkozy und Cameron dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zuvor. Der traf am Freitag in Tripolis ein, wo er von Dschalil und Regierungschef Mahmud Dschibril empfangen wurde. Erdogan befindet sich zur Zeit auf einer Reise durch die arabische Welt, bei der er den Staaten Hilfe anbieten und seinen Status als regionaler Führer bekräftigen will. Vor Libyen hatte er Ägypten und Tunesien besucht.

Autor: Martin Muno (afp, ape, dpa, rtr)
Redaktion Julia Elvers-Guyot