Hochaktuell: Steven Spielbergs "Die Verlegerin"
21. Februar 2018Die Parallelen seien offensichtlich, gab Spielberg in Interviews schon unumwunden zu. Sein neuer Film "Die Verlegerin" (Originaltitel "The Post") handelt von einem historischen Skandal um Politik und Presse, um Öffentlichkeit und Justiz in der Ära Johnson/Nixon. Was Spielberg meinte, war klar. Es ist der Umgang des derzeitigen US-Präsidenten Donald Trump mit eben jener freien Presse, mit dem amerikanischen Justizapparat. Und es ist der politische Stil des Präsidenten insgesamt.
Die "Pentagon Papers" erschütterten im Frühsommer des Jahres 1971 die amerikanische Öffentlichkeit. "New York Times" und "Washington Post" hatten Teile eigentlich streng geheimer Dokumente der US-Regierung veröffentlicht. Die Papiere waren seit 1967 vom damaligen Verteidigungsminister Robert McNamara erstellt worden - und bargen brisanten Zündstoff: Zu lesen war darin das ganze Ausmaß des amerikanischen Engagements im fernen Osten, diplomatisch und vor allem auch militärisch.
Die US-Regierung verschleierte die Wahrheit
Das unterschied sich erheblich von dem Bild, das die Regierung dem amerikanischen Volk zu vermitteln versuchte. Auch der Beginn des Einsatzes von US-Militärberatern und anderem militärischem Personal in Vietnam wurde der Öffentlichkeit falsch angegeben.
Schließlich herrschte in den USA auch noch Unklarheit über den sogenannten "Tonkin-Zwischenfall" von 1964: Damals wurde suggeriert, dass nordvietnamesische Schnellboote US-Schiffe im Golf von Tonkin beschossen hätten. In der Heimat sollte die US-Bevölkerung damit auf eine drohende Gefahr durch den Kommunismus eingeschworen werden. In der Folge von Tonkin verstärkten die USA die Truppenpräsenz vor Ort massiv. Wem vor allem Letzteres bekannt vorkommt, der hat vermutlich die Serie "House of Cards" im Kopf, in der ganz ähnliche Szenarien durchgespielt werden.
Spielberg hat diesen hochpolitischen Stoff um die "Pentagon Papers" nun verfilmt. Es war früh klar, welche Reaktionen der Film in der Öffentlichkeit auslösen würde. In einem Interview mit dem österreichischen Magazin "Kurier" wies Spielberg auf die Parallelen zum Hier und Jetzt hin: "Nixon hielt es mit der Wahrheit nicht so, wie die Wahrheit das verdient", so der Regisseur. Spielbergs anschließende Frage in dem Interview fiel rhetorisch aus: "Erinnert uns das an wen?"
Spielberg: "Ein patriotischer Film"
Er habe mit "Die Verlegerin" einen "patriotischen Film" gedreht, keinen "parteipolitischen", so Spielberg: "Nicht als Demokrat, sondern als jemand, der an die Pressefreiheit glaubt, an Journalismus." Sein Film sei auch als Gegenmittel zu dem Begriff "Fake News'" zu verstehen. "Die Helden meines Films sind Journalisten, und sie sind die wahren Helden", sagte der US-Regisseur.
Die amerikanische Regierung unter Richard Nixon hatte damals versucht, die Veröffentlichung der "Pentagon Papers" zu verhindern. Sie appellierte auch an die US-Justiz, das zu unterstützen. Nicht ohne Erfolg. Die weitere Berichterstattung durch die "New York Times" wurde zunächst eingeschränkt. Doch auch die "Washington Post" begann damals mit der Publikation von Auszügen der brisanten Dokumente.
Schließlich wandten die Befürworter der Publikation einen Trick an: Sie überzeugten einen US-Senator, den Inhalt der Dokumente im Kongress zu veröffentlichen. Der Fall landete schließlich vor dem Obersten Gerichtshof der USA, wo ein Grundsatzurteil fiel: Das Interesse der Öffentlichkeit und die Pressefreiheit sei höher zu gewichten als ein mögliches Geheimhaltungsinteresse des Staates.
Tom Hanks und Meryl Streep erstmals gemeinsam auf der Leinwand
Das alles erinnert verblüffend an die derzeitige politische Gemengelage, insbesondere an die Affäre um die frühen Russland-Kontakte der Trump-Administration. Mit den Hollywood-Stars Meryl Streep und Tom Hanks in den Rollen einer Zeitungsherausgeberin und eines Journalisten ist der Film überaus prominent besetzt.
Schon vor dem offiziellen Kinostart sammelte der Film wichtige Preise ein: Der US-Filmverband "National Board of Review" kürte ihn zum Film des Jahres, die Darsteller errangen die Schauspieler-Auszeichnungen.
In der Kategorie "Bester Film" ist "Die Verlegerin" in diesem Jahr für einen Oscar nominiert. Auch Meryl Streep könnte für ihre Rolle als Verlegerin am 4. März mit einem Oscar ausgezeichnet werden. Die Chancen auf einen Oscar stehen nicht schlecht. "Die Verlegerin" gilt als einer der Favoriten. Schließlich sind die Parallelen der im Film erzählten historischen Geschehnisse zu heutigen Vorgängen in Washington unübersehbar. Am 22. Februar startet der Film in den deutschen Kinos.