Hollande: "Es war ein Terroranschlag"
26. Juni 2015Frankreichs Präsident François Hollande hat den Angriff auf eine Fabrik nahe Lyon als "Terroranschlag" bezeichnet. Er sagte in Brüssel vor Journalisten, ein Angreifer sei "festgenommen" und "identifiziert" worden. Möglicherweise habe ein zweiter Täter den Mann in dem Anschlagsfahrzeug begleitet, so Hollande. Der Präsident hielt sich am frühen Nachmittag noch beim EU-Gipfel auf, wollte das Treffen aber alsbald verlassen und nach Paris zurückkehren.
Gegen die für die Attacke verantwortlichen "Gruppen und Individuen" müsse unerbittlich vorgegangen werden, sagte Hollande. In Paris wurde eine Sitzung des Nationalen Verteidigungsrates im Elysée-Palast anberaumt.
Salafistische Bewegung
Der von der Polizei gefasste Verdächtige war dem französischen Inlandsgeheimdienst DGSI bereits bekannt. Der Festgenommene habe Verbindungen zur "salafistischen Szene" gehabt, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Anschlagsort.
2006 sei der Mann auf eine Liste der Sicherheitsbehörden gesetzt, 2008 aber wieder aus dem Register gestrichen worden. Vorstrafen habe der 35-Jährige nicht. Die Behörden prüfen, ob der Verdächtige allein handelte oder ob es Mittäter gibt. Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.
Gasflaschen gesprengt
Wie die Polizei mitteilte, sind laut ersten Erkenntnissen eine oder mehrere Personen mit einem Fahrzeug auf die Fabrik in Saint-Quentin-Fallavier im Südosten von Lyon zugerast. Dann habe es eine Explosion gegeben. Mindestens ein Angreifer sei mit einer islamistischen Fahne in der Hand auf das Gelände vorgedrungen. Er habe mehrere Gasflaschen in der Fabrik in die Luft gesprengt.
Am Zaun der Anlage wurde der vom Körper abgetrennte Kopf eines Terroropfers gefunden - nach Angaben der Ermittler war er mit arabischen Schriftzeichen bedeckt. Zwei weitere Menschen wurden leicht verletzt.
Anschlagsziel: US-Unternehmen
Ziel des Anschlags war eine Fabrik des US-Unternehmens Air Products, das Gas- und Chemieprodukte für die Industrie herstellt. Der Standort Saint-Quentin-Fallavier im südostfranzösischen Département Isère wird von den französischen Behörden als Anlage mit gefährlichen Gütern eingestuft, allerdings nicht auf der obersten Risikostufe. Air Products bezeichnet sich selbst als weltweit führenden Anbieter von Wasserstoff und Helium.
Frankreichs Premierminister Manuel Valls ordnete an, "sofort" in der gesamten ostfranzösischen Region Rhône-Alpes die Sicherheitsvorkehrungen für Einrichtungen zu verstärken, die gefährdet sein könnten.
jj/SC (dpa, afp, rtr)