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Hunderte überfüllte Züge an Pfingsten

7. Juni 2022

Die Reisewelle zu Pfingsten und das Neun-Euro-Ticket haben zu hunderten überfüllten Regionalzügen und Verspätungen geführt. Besonders die Strecken in die Feriengebiete an Nord- und Ostsee waren extrem ausgelastet.

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Deutschland | Pfingstreiseverkehr - Hamburg Hauptbahnhof
Gedränge Richtung Ostsee an einem Regionalzug im Hauptbahnhof HamburgBild: Frank Bündel/rtn/picture alliance

Die laufende Rabattaktion im deutschen Nahverkehr setzt nach Gewerkschaftsangaben die Beschäftigten unter Druck. "Das Neun-Euro-Ticket über Pfingsten hat die Mitarbeiter:innen an die Belastungsgrenze gebracht", teilte Martin Burkert, der Vize-Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) am Dienstag mit. "Größte Probleme am Wochenende waren wie erwartet überfüllte Züge, die Fahrradmitnahme und die Durchsetzung der Maskenpflicht." Viele Reisende hätten sich jedoch solidarisch mit Beschäftigten verhalten.

Die Gewerkschaft verlangte nachhaltige Investitionen in Busse und Bahnen. "Es darf nicht bei einem Strohfeuer durch das Neun-Euro-Ticket bleiben", verlangte Burkert. "Pfingsten hat bereits gezeigt, dass der Schienenpersonennahverkehr von den Menschen angenommen wird."

Deutschland | Pfingstreiseverkehr - München Hauptbahnhof
Mit Fahrrad eher wenig Chancen: Reisende am Hauptbahnhof MünchenBild: Lennart Preiss/dpa/picture alliance

"Wie erwartet gab und gibt es regionale Spitzen im Fahrgastaufkommen, insbesondere zu touristischen Zielen", hatte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Montag eingeräumt, ohne konkrete Strecken zu nennen. Reisende hatten insbesondere in Richtung Ost- und Nordsee von teils völlig überfüllten Zügen berichtet, aus einigen mussten Fahrgäste wieder aussteigen. 

Personalvertretung: Bahnmitarbeiter "gehen auf dem Zahnfleisch"

Auch die Personalvertretung der Deutschen Bahn beklagte nach dem Pfingstwochenende die hohe Belastung für die Mitarbeiter.

"Die Neun-Euro-Aktion hat erwartungsgemäß einen großen Ansturm auf die Regionalzüge ausgelöst, der bundesweit zu deutlich mehr Fällen von Überlastung geführt hat", sagte der Vize-Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats DB Regio, Ralf Damde, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).

"Zu den befürchteten tätlichen Übergriffen gegen das Bahnpersonal kam es nicht, wohl aber zu verbalen", sagte Damde. Der massive zusätzliche Personalbedarf habe allein über Pfingsten Tausende Überstunden nötig gemacht. Trotz der vielen zusätzlich eingesetzten Fahrzeuge mussten Passagiere abgewiesen werden. "Überall in Deutschland waren die Bahnsteige und die Züge voll, in mehreren Fällen mussten überfüllte Züge geräumt werden - aber zum Glück keine Bahnhöfe."

Rund 400 überfüllte Züge, Probleme bei Fahrradmitnahme

Laut ersten Auswertungen der Problemmeldungen der Zugführer hat es an jedem Tag bundesweit etwa 400 Züge mit zu hoher Auslastung gegeben, sodass Passagiere abgewiesen werden mussten oder Fahrräder nicht mitgenommen werden können. "Vor allem Fahrräder sind nach wie vor ein großes Problem", sagte Damde dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Pfingstreiseverkehr - Berlin Hauptbahnhof
Von Berlin Richtung Ostsee - sehr gefragte Verbindung am PingstwochenendeBild: picture alliance/dpa

Insgesamt gab es pro Tag rund 700 Meldungen von Überlastung, Problemen mit Passagieren oder Störungen an die Einsatzzentrale. Das sei signifikant mehr als an einem durchschnittlichen Wochenende und auch signifikant mehr als an Pfingstwochenenden vor Corona.

Zu erhöhtem Personal- und Zeitaufwand führte demnach, dass viele Reisende ohne Bahn-Erfahrung sich auf den Bahnsteigen oder in großen Bahnhöfen nicht zurecht fanden, erklärte Damde. "Insgesamt brauchten die Passagiere deutlich mehr Hilfestellung als sonst. Dazu gehörte auch, dass viele Menschen, die lange nicht Zug gefahren sind, nicht wussten, dass im ÖPNV nach wie vor Maskenpflicht herrscht."

Der zusätzliche Einsatz von Fahrzeugen habe flächendeckend zu Überstunden für das Bahn-Personal geführt, vor allem bei Lokführern, Kundenbetreuern, Service-, aber auch Reinigungskräften und dem Personal für die Instandhaltung, erklärte Damde. "Störungen können nicht mehr in der Werkstatt, sondern müssen an Fahrzeugen im Dauereinsatz von mobilen Teams vor Ort behoben werden."

Das Personal habe die Zusatzaufgaben über die Betriebsteile hinweg sehr kooperativ und engagiert ausgeübt, sagte er dem RND. "Im Ausnahmefall ist das möglich, aber dauerhaft nicht. Viele Bahn-Angestellte gehen schon jetzt auf dem Zahnfleisch", betonte Damde.

Mindestens sieben Millionen Neun-Euro-Tickets verkauft

Mit dem Neun-Euro-Ticket können Fahrgäste seit vergangenen Mittwoch einen Monat lang bundesweit den Nahverkehr nutzen. Tickets werden für Juni, Juli und August verkauft. Damit sollen Pendler wegen der stark gestiegenen Energiekosten unterstützt werden. Für den Klimaschutz sollen neue Nutzer dauerhaft zum Umstieg auf die Bahn bewegt werden.

Nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen waren bis vergangenen Dienstag rund sieben Millionen der Tickets verkauft worden.

tko/ hb (afp, dpa)