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Höchststand an Corona-Neuinfektionen

4. November 2021

Noch nie wurden in Deutschland so viele neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet: fast 34.000 binnen eines Tages. Die Zahl dürfte auch Thema auf dem Treffen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern sein.

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Ein positiver Corona-Schnelltest liegt auf einem Mund-Nasen-Schutz
Viele Corona-Tests fallen in Deutschland derzeit positiv ausBild: Christian Ohde/CHROMORANGE/picture alliance

Die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen in Deutschland hat den Höchststand der zweiten Infektionswelle im Winter 2020 übertroffen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 33.949 Corona-Neuinfektionen. Der bisherige Rekord lag bei 33.777 Fällen am 18. Dezember 2020. Der Höchststand der dritten Welle im Frühjahr war am 22. April mit 29.518 verzeichnet worden.

Vor einer Woche hatte der Wert der Neuansteckungen bei 28.037. Noch ist aber unklar, inwiefern der Feiertag Allerheiligen am Montag in fünf Bundesländern eine Rolle bei der Entwicklung der Zahlen spielt. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI mit 154,5 an. Am Vortag hatte der Wert bei 146,6 gelegen, vor einer Woche bei 130,2. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 165 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verzeichnet. Vor einer Woche waren es 126 Todesfälle.

Eine Intensivpflegerin und ein Facharzt sind mit der Versorgung eines Corona-Patienten beschäftigt
Zwar sind längst nicht so viele Corona-Patienten auf den Intensivstationen wie vor einem Jahr, doch es gibt weniger Pflegekräfte Bild: Robert Michael/dpa/piucture alliance

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI mit 3,62 an. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit 2020 bei rund 15,5. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen.

Uneinigkeit zwischen den Gesundheitsministern

Die steigenden Infektionszahlen dürften beim Treffen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern, das diesen Donnerstag und Freitag in Lindau am Bodensee stattfindet, beherrschendes Thema sein. Denn gleichzeitig sinkt die Zahl freier Intensivbetten, weil Pflegekräfte fehlen. Doch von einem gemeinsamen Kurs für den anstehenden Corona-Winter scheinen die Minister noch weit entfernt - so etwa in der Frage, ob die Corona-Pandemie nach dem 25. November noch als epidemische Lage von nationaler Tragweite eingestuft werden sollte.

Ein Schild weist auf einen Impfbus in der Region Hannover hin, vor dem Bus sitzen Mitarbeiter
Nicht nur wer eine Auffrischungsimpfung erhalten, auch wo dies durchgeführt werden werden soll, ist noch unklarBild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance

Während der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn seinen Appell zu mehr Auffrischungsimpfungen bekräftigte und die Länder aufforderte, alle Menschen ab 60 Jahren anzuschreiben und ihnen "Booster"-Angebote zu machen, kam aus Länderkreisen hingegen der Vorschlag, alle Über-70-Jährigen anzuschreiben, wie die Deutschen Presse-Agentur berichtet. Bayern wiederum will einen neuen Vorstoß machen, um Drittimpfungen für alle zu ermöglichen.

Offene Fragen zu Test- und Impfpflicht

Ebenfalls unklar ist, wo die Auffrischungsimpfungen überhaupt stattfinden sollen. Der Bundesgesundheitsminister fordert öffentlichn Angebote für Auffrischungsimpfungen. Diese müssten nicht nicht unbedingt in großen Impfzentren erfolgen, aber es müssten Angebote auch außerhalb von Arztpraxen gemacht werden müssen. Denn: " Zu viele Impfwillige finden aktuell keinen Arzt, der sie impft", hatte Spahn am gestrigen Mittwoch auf einer Pressekonferenz gesagt. 

Das Bundesgesundheitsministerium hatte zudem eine umfassende Testpflicht in Pflegeheimen gefordert, der Beschlussentwurf aus Länderkreisen sieht aber lediglich vor, dass Bund und Länder "darauf hinwirken, dass ein ausreichendes Testangebot in den Einrichtungen vorgehalten wird".

Ein Hinweisschild auf Quarantänemaßnahmen hängt am Eingang zu einem Seniorenzentrum
In einem Seniorenheim in Bad Doberan in Mecklenburg-Vorpommern starben mehrere Menschen nach einem Corona-AusbruchBild: Jens Büttner/dpa/picture alliance

Der Deutsche Pflegerat hingegen fordert ebenfalls eine Testpflicht. Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, will sogar eine Impfpflicht. "Kein Ungeimpfter darf Kontakt zu einer derart vulnerablen Gruppe haben, weder beruflich noch als Besucher. Das gilt für Senioren- und Pflegeheime wie für Intensivstationen", sagte Weigeldt der "Bild"-Zeitung.

Sorgen um die Pflegekräfte

Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Klaus Holetschek, kündigte an, die Situation der Pflege in den Mittelpunkt zu stellen. Die Pflege sei am Limit, sagte er. Pflegekräfte verabschiedeten sich aus den Krankenhäusern, verkürzten ihre Arbeitszeiten. "Das darf uns nicht kaltlassen", so Holetschek.

Die Gesundheitsministerkonferenz könnte nicht die einzige Bund-Länder-Runde bleiben, in der über das weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie diskutiert wird. So warben Spahn und Bayerns Regierungschef Markus Söder dafür, Entscheidungen auf einem Treffen von Bund und allen Ministerpräsidenten auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Doch auch zu diesem Vorschlag kamen aus anderen Bundesländern bisher eher verhaltene Reaktionen.

cw/ww (afp, dpa, rtr)

Corona-Infektion trotz Impfung