Komplett vernetzt
6. September 2013E-Mails checken, mit Freunden chatten, Musik hören, Videos ansehen, Informationen einholen - fast drei Stunden verbringen die Deutschen täglich im Internet. Und immer öfter wird nicht zu Hause, sondern unterwegs gesurft. Der Verkauf von Smartphones boomt. Mit fast einem Drittel Marktanteil ist der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung hier die Nummer eins.
Das Unternehmen hat wie andere Konkurrenten neben den Handys aber schon ein neues Feld aufgetan: Das der sogenannten Wearables, also jenen kleinen Computern, die am Körper getragen werden. Ein Beispiel dafür ist Google Glass, eine Brille zum Surfen im Internet. Ein weiteres ist Samsungs Computer-Uhr Galaxy Gear, die auf der Internationalen Funkausstellung IFA (06.09. bis 11.09.2013) in Berlin vorgestellt wurde.
Die Verbindung zur Welt
Diese Uhr ist via Bluetooth mit dem Handy verbunden und benachrichtigt den Nutzer, etwa wenn ihn jemand anruft oder er eine Nachricht bekommt. Er kann über sie auch telefonieren, denn sie hat ein Mikrofon und Lautsprecher, und er kann Textnachrichten diktieren und Fotos machen. "Sie ist dein Werkzeug, deine Verbindung zu einer Welt voller Informationen", schwärmt Pranav Mistry, der Leiter jenes Think Tanks, der die Gear entwickelt hat.
Nicht wenige Experten sehen das Marktpotenzial der Computer-Uhren eher skeptisch, von den Herstellern will aber keiner den Anschluss verpassen. Sony ist mit einer Smartwatch - schon der zweiten Generation - auf der IFA vertreten. Apple arbeitet nach Medienberichten an einer iWatch.
TV-Hersteller in Bedrängnis
Mag der Smartphone-Markt auch wachsen, in anderen Bereichen der Unterhaltungselektronik waren die Zahlen zuletzt schlecht. Vor allem die Umsätze der Hersteller von Fernsehgeräten gingen zurück, was manche Konzerne an den Rand einer Insolvenz brachte. Wie das Traditionsunternehmen Loewe aus dem oberfränkischen Kronach, das nun auf der Suche nach einem Investor ist.
Das Unternehmen müsse sich "radikal neu definieren", sagt der Vorstandsvorsitzende Matthias Harsch. "Das Thema 'Geschäftsmodell Fernseher' war gestern." Ein Gerät, mit dem man nur fernsehen kann, reicht nicht. TV und Internet verschmelzen miteinander, der Nutzer greift aktiver ins Geschehen ein - etwa dadurch, dass er sich sein Programm unabhängig von Sendezeiten selbst auswählt, oder durch seine Nachrichten in sozialen Netzwerken.
Der Fernseher soll zu einer Plattform werden, die jeder nach seinen Interessen und Bedürfnissen einstellen kann. Loewe lagert deshalb die Produktion der Hardware aus an die chinesische Firma Hisense, der Konzern selbst werde sich in Richtung einer Softwarefirma entwickeln, erklärt Harsch.
Der Fahrer fragt, die App antwortet
Ein Weg, den andere Industriezweige auch beschreiten wollen, wenn auch nicht ganz so radikal. Dass der Automobilhersteller Ford die Elektronikmesse IFA - und nicht die Automesse IAA - nutzt, um sein Konzept eines an das Internet angebundenen Autos vorzustellen, zeigt, als was sich das US-Unternehmen sieht. Als Technologiekonzern nämlich, wie Fords Direktor für elektronische Systeme, Jim Buczkowski, sagt.
Ford hat ein System entwickelt, mit dem es möglich ist, das Internet im Auto zu nutzen, ohne die Hände vom Steuer nehmen zu müssen. Nötig ist dafür ein Smartphone, das über Bluetooth oder Kabel mit einer Ford-Software verbunden wird. Apps zum Musikhören, zum Suchen und Reservieren eines Hotelzimmers oder zum Nachschlagen von Informationen können dann genutzt werden - über Knöpfe am Lenkrad oder indem der Fahrer sagt, was er sucht.
Auch die Axel Springer AG, die unter anderem die "Bild"-Zeitung und die Tageszeitung "Die Welt" herausbringt, ist bei der Vernetzung dabei. Der Konzern fährt angesichts sinkender Zeitungsverkäufe einen harten Digitalisierungskurs. "Wir wollen Marktführer im Bereich digitaler Qualitätsjournalismus werden", sagt der bei der "Welt"-Gruppe für die Internetentwicklung zuständige Romanus Otte.
Das Internet wird also in weitere Lebensbereiche eindringen. Geht es nach den Herstellern, werden wir es bald auf der Nase oder am Handgelenk tragen, im Auto nutzen und über Fernseher und andere Haushaltsgeräte in allen Räumen der Wohnung. Oder wie Romanus Otte sagt: "Das allgegenwärtige Internet ist, womit wir uns jetzt auseinanderzusetzen haben."