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Komplett vernetzt

Jennifer Fraczek6. September 2013

Es gibt noch Momente, in denen der Mensch ohne Internet auskommt. Doch geht es nach den Elektronik-Herstellern auf der Internationalen Funkausstellung, werden sie seltener. Denn auch Uhren und Autos werden vernetzt.

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A journalist looks at a Samsung Galaxy Gear smartwatch (L) and Galaxy Note 3 after their launch at the IFA consumer electronics fair in Berlin, September 4, 2013. The IFA consumer electronics and home appliances fair will open its doors to the public from September 6 till 11 in the German capital. REUTERS/Tobias Schwarz (GERMANY - Tags: BUSINESS TELECOMS SCIENCE TECHNOLOGY)
Bild: Reuters

E-Mails checken, mit Freunden chatten, Musik hören, Videos ansehen, Informationen einholen - fast drei Stunden verbringen die Deutschen täglich im Internet. Und immer öfter wird nicht zu Hause, sondern unterwegs gesurft. Der Verkauf von Smartphones boomt. Mit fast einem Drittel Marktanteil ist der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung hier die Nummer eins.

Das Unternehmen hat wie andere Konkurrenten neben den Handys aber schon ein neues Feld aufgetan: Das der sogenannten Wearables, also jenen kleinen Computern, die am Körper getragen werden. Ein Beispiel dafür ist Google Glass, eine Brille zum Surfen im Internet. Ein weiteres ist Samsungs Computer-Uhr Galaxy Gear, die auf der Internationalen Funkausstellung IFA (06.09. bis 11.09.2013) in Berlin vorgestellt wurde.

Die Verbindung zur Welt

Diese Uhr ist via Bluetooth mit dem Handy verbunden und benachrichtigt den Nutzer, etwa wenn ihn jemand anruft oder er eine Nachricht bekommt. Er kann über sie auch telefonieren, denn sie hat ein Mikrofon und Lautsprecher, und er kann Textnachrichten diktieren und Fotos machen. "Sie ist dein Werkzeug, deine Verbindung zu einer Welt voller Informationen", schwärmt Pranav Mistry, der Leiter jenes Think Tanks, der die Gear entwickelt hat.

The functions of Samsung's Galaxy Gear smartwatch is displayed at the IFA (Internationale Funkausstellung) electronics trade fair in Berlin on September 4, 2013. The South Korean electronics giant believes its Galaxy Gear watch will "lead a new trend in smart mobile communications. AFP PHOTO / JOHN MACDOUGALL (Photo credit should read JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images)
Die Samsung Galaxy Gear - eine Uhr mit InternetverbindungBild: AFP/Getty Images

Nicht wenige Experten sehen das Marktpotenzial der Computer-Uhren eher skeptisch, von den Herstellern will aber keiner den Anschluss verpassen. Sony ist mit einer Smartwatch - schon der zweiten Generation - auf der IFA vertreten. Apple arbeitet nach Medienberichten an einer iWatch.

TV-Hersteller in Bedrängnis

Mag der Smartphone-Markt auch wachsen, in anderen Bereichen der Unterhaltungselektronik waren die Zahlen zuletzt schlecht. Vor allem die Umsätze der Hersteller von Fernsehgeräten gingen zurück, was manche Konzerne an den Rand einer Insolvenz brachte. Wie das Traditionsunternehmen Loewe aus dem oberfränkischen Kronach, das nun auf der Suche nach einem Investor ist.

Das Unternehmen müsse sich "radikal neu definieren", sagt der Vorstandsvorsitzende Matthias Harsch. "Das Thema 'Geschäftsmodell Fernseher' war gestern." Ein Gerät, mit dem man nur fernsehen kann, reicht nicht. TV und Internet verschmelzen miteinander, der Nutzer greift aktiver ins Geschehen ein - etwa dadurch, dass er sich sein Programm unabhängig von Sendezeiten selbst auswählt, oder durch seine Nachrichten in sozialen Netzwerken.

Flachbildschirme des chinesischen Unternehmens Hisense am 01.09.2012 auf der Internationalen Funkausstellung IFA 2012 in Berlin. Foto: Robert Schlesinger dpa
Die Fernsehhersteller leiden unter sinkenden UmsätzenBild: picture-alliance/dpa

Der Fernseher soll zu einer Plattform werden, die jeder nach seinen Interessen und Bedürfnissen einstellen kann. Loewe lagert deshalb die Produktion der Hardware aus an die chinesische Firma Hisense, der Konzern selbst werde sich in Richtung einer Softwarefirma entwickeln, erklärt Harsch.

Der Fahrer fragt, die App antwortet

Ein Weg, den andere Industriezweige auch beschreiten wollen, wenn auch nicht ganz so radikal. Dass der Automobilhersteller Ford die Elektronikmesse IFA - und nicht die Automesse IAA - nutzt, um sein Konzept eines an das Internet angebundenen Autos vorzustellen, zeigt, als was sich das US-Unternehmen sieht. Als Technologiekonzern nämlich, wie Fords Direktor für elektronische Systeme, Jim Buczkowski, sagt.

Ford hat ein System entwickelt, mit dem es möglich ist, das Internet im Auto zu nutzen, ohne die Hände vom Steuer nehmen zu müssen. Nötig ist dafür ein Smartphone, das über Bluetooth oder Kabel mit einer Ford-Software verbunden wird. Apps zum Musikhören, zum Suchen und Reservieren eines Hotelzimmers oder zum Nachschlagen von Informationen können dann genutzt werden - über Knöpfe am Lenkrad oder indem der Fahrer sagt, was er sucht.

A giant IFA logo can be seen at one of the entrances to the 53rd edition of the IFA (Internationale Funkausstellung) electronics trade fair in Berlin on September 4, 2013. IFA, Europe's largest consumer electronics and home appliances fair, opens from 6 to 11 September 2013. AFP PHOTO / JOHN MACDOUGALL (Photo credit should read JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images)
Etwa 240.000 Besucher werden zur IFA erwartetBild: AFP/Getty Images

Auch die Axel Springer AG, die unter anderem die "Bild"-Zeitung und die Tageszeitung "Die Welt" herausbringt, ist bei der Vernetzung dabei. Der Konzern fährt angesichts sinkender Zeitungsverkäufe einen harten Digitalisierungskurs. "Wir wollen Marktführer im Bereich digitaler Qualitätsjournalismus werden", sagt der bei der "Welt"-Gruppe für die Internetentwicklung zuständige Romanus Otte.

Das Internet wird also in weitere Lebensbereiche eindringen. Geht es nach den Herstellern, werden wir es bald auf der Nase oder am Handgelenk tragen, im Auto nutzen und über Fernseher und andere Haushaltsgeräte in allen Räumen der Wohnung. Oder wie Romanus Otte sagt: "Das allgegenwärtige Internet ist, womit wir uns jetzt auseinanderzusetzen haben."