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IPC suspendiert Russland und Belarus

17. November 2022

Russland und Belarus sind bis auf Weiteres nicht mehr Mitglieder des Internationalen Paralympischen Komitees. Der Ausschluss ist ein Signal an die Weltverbände. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

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Russische Medaillengewinnerinnen und -gewinner nach ihrer Rückkehr von den Paralympischen Sommerspielen 2021 in Tokio
Russische Medaillengewinnerinnen und -gewinner nach ihrer Rückkehr von den Paralympics 2021 in TokioBild: Stanislav Krasilnikov/TASS/picture alliance

Was genau hat das IPC beschlossen?

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hat die Nationalen Paralympischen Komitees von Russland und Belarus "mit sofortiger Wirkung und bis auf Weiteres" suspendiert. Sie verlören damit "alle Rechte und Privilegien der IPC-Mitgliedschaft", lässt das IPC wissen. Die Entscheidung fiel bei einer außerordentlichen Generalversammlung in Berlin. Die Mehrheit für die Suspendierung Russlands (64 Ja-Stimmen/39-Nein-Stimmen/16 Enthaltungen) war deutlicher als für die von Belarus (54/45/18).

Wie wird die Entscheidung begründet?

Russland und Weißrussland seien nicht mehr in der Lage, ihre Mitgliedspflichten gemäß der IPC-Satzung zu erfüllen, heißt es. Dazu gehöre es, "sicherzustellen, dass im Para-Sport innerhalb der Paralympischen Bewegung der Geist des Fair Play vorherrscht, die Sicherheit und Gesundheit der Athleten geschützt und die grundlegenden ethischen Prinzipien aufrechterhalten werden" und "nichts zu tun (durch Handlung oder Unterlassung), was dem Zweck oder den Zielen des IPC zuwiderläuft und/oder das IPC, die Paralympische Bewegung oder den Para-Sport in Verruf bringen könnte".

IPC-Präsident Andrew Parsons verwies bei der Generalversammlung auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Die Situation, mit der sich die Welt des Sports derzeit konfrontiert sieht, ist höchst brisant und komplex", sagte der Brasilianer. "Ich hoffe und bete, dass der Konflikt in der Ukraine so schnell wie möglich beendet wird, dass der Frieden gesichert ist und dass nicht noch mehr unschuldige Menschen ihr Leben verlieren oder beeinträchtigt werden."

Für wie lange gilt der Beschluss?

Die Nationalen Paralympischen Komitees von Russland und Belarus - die in Berlin übrigens die Gelegenheit erhielten, ihre Positionen darzulegen - können nun Berufung gegen ihre Suspendierung einlegen. Sollte dieser nicht stattgegeben werden, kann die Entscheidung frühestens bei der nächsten IPC-Generalversammlung aufgehoben werden. Diese ist für das letzte Quartal 2023 geplant.

Bedeutet der Schritt eine Verschärfung der IPC-Position?

Ja. Bei den Paralympischen Winterspielen Anfang März hatte das IPC zunächst die Teilnahme von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus gebilligt - unter neutraler Flagge. Nachdem es einen internationalen Aufschrei gegeben hatte und zahlreiche Teams angekündigt hatten, nicht gegen russische Startende anzutreten, hatte das IPC einen Tag später eine Rolle rückwärts gemacht und beide Länder von den Spielen ausgeschlossen. Die Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus waren später in Chanty Mansijsk in Sibirien bei einer Alternativveranstaltung unter dem Motto "Wir sind vereint. Sport" gestartet. Mit dabei waren auch Sportlerinnen und Sportler aus Armenien, Kasachstan und Tadschikistan.

Wie halten es IOC und FIFA mit der Mitgliedschaft von Russland und Belarus?

Das IPC setzt mit der Suspendierung ein deutliches Signal an die anderen größeren Weltverbände. Zwar wird der vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) kurz nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine empfohlene Ausschluss russischer und belarussischer Startender bei internationalen Wettkämpfen immer noch weitestgehend eingehalten. Doch weder das IOC noch der Fußball-Weltverband FIFA sind Forderungen aus der Politik gefolgt, ihre Mitglieder Russland und Belarus zu suspendieren. Mit anderen Worten: Die Athletinnen und Athleten aus beiden Ländern bleiben im Weltsport (meist) außen vor, die Funktionärinnen und Funktionäre gehören aber weiter zur Familie.

Das Schweizer IOC-Mitglied Denis Oswald erklärte dies in einem Interview der "Neuen Zürcher Zeitung" so: "IOC-Mitglieder vertreten nicht ihr Land im IOC, sondern das IOC in ihrem Land.  Wir brauchen weiterhin Kontakte zu unseren russischen Mitgliedern, um an Informationen zu kommen."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter