IS reklamiert Anschlag von Nizza für sich
16. Juli 2016Der Attentäter sei "ein Soldat des IS" gewesen, schrieb die der Terrormiliz nahestehende Nachrichtenagentur Amak im Internet. Der Angriff sei eine Folge des IS-Aufrufs, Angehörige der Anti-IS-Koalition anzugreifen, hieß es weiter. Die Echtheit der Erklärung ließ sich nicht unabhängig überprüfen.
Die französischen Behörden hatten bisher keine Hinweise darauf, dass der Attentäter Mohamed Lahouaiej-Bouhlel in Verbindung mit Islamisten stand. Der Tunesier war am Donnerstag während des Feuerwerks zum Nationalfeiertag der Franzosen mit einem Laster in die Menschenmenge gerast, bevor er von der Polizei getötet wurde. Mindestens 84 Menschen wurden getötet, über 200 verletzt. 16 Todesopfer konnten bislang nicht identifiziert werden.
Mehrere Festnahmen
In Frankreich suchten die Ermittler nach möglichen Hintermännern der Bluttat. Vier Männer aus dem näheren Umfeld des Attentäters wurden zur Vernehmung festgenommen. Auch die Ex-Frau des Tunesiers wird verhört. In Paris kam in Anwesenheit von Präsident François Hollande das Sicherheitskabinett zusammen. Im ganzen Land begann eine dreitägige Staatstrauer. Am Montagmittag solle es eine Schweigeminute geben.
Premierminister Manuel Valls hatte sich am Freitag überzeugt gezeigt, dass der von der Polizei erschossene Attentäter ein organisierter Islamist war - auch wenn die Ermittlungen dies noch nicht bestätigt hätten. "Das ist ein Terrorist, der ohne Zweifel auf die eine oder andere Weise mit dem radikalen Islamismus verbunden war." Innenminister Bernard Cazeneuve verneinte dagegen die Frage, ob man Mohamed Lahouaiej-Bouhlel Verbindungen zum radikalen Islam nachweisen könne.
Nur als Kleinkrimineller aufgefallen
Der Mann lebte nach Angaben der Staatsanwaltschaft seit vielen Jahren in Nizza. Bis Donnerstag war Lahouaiej-Bouhlel nur als Kleinkrimineller aufgefallen. Nach Angaben seiner Familie war er schon vor seiner Bluttat gewalttätig gewesen. "Er schlug seine Frau, er war ein Mistkerl", berichtete ein Familienmitglied der britischen Zeitung "Daily Mail". "Er trank Alkohol, er aß Schweinefleisch und er nahm Drogen." Der 31-Jährige sei kein Muslim gewesen.
Bereits zuvor hatte der Vater berichtet, dass sein Sohn früher wegen psychischer Probleme ärztlich behandelt worden sei. Unter den Opfern von Nizza sind mehrere Ausländer, darunter auch drei Deutsche. Nach Angaben des Bezirksamtes Berlin-Charlottenburg handelt es sich um zwei Schülerinnen und eine Lehrerin aus Berlin, die in Nizza auf Klassenfahrt waren. Eine Bestätigung des Auswärtigen Amtes liegt hierfür noch nicht vor. Von dort hieß es, möglicherweise werde es noch längere Zeit dauern, bis über das Schicksal der vermissten Deutschen Klarheit bestehe.
jj/wo (dpa, afp)