Trinken aus dem Meer
7. Dezember 2009"Die Ressourcen unseres Planeten reichen für unseren hohen Verbrauch an Wasser und Energie nicht aus", sagt Booky Oren. Der Vorsitzende der "WATEC"-Konferenz in Tel Aviv betont, Hauptziel müsse Nachhaltigkeit sein. "Das heißt, wir dürfen Wasser nicht mit viel Energie produzieren und Energie nicht mit viel Wasser." Bei der "WATEC" – einer internationalen Konferenz in Tel Aviv – treffen derzeit Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler aus 120 Ländern zusammen, um über einen nachhaltigen Umgang mit Wasser und Energie nachzudenken.
Weltweit führende Technologie aus Israel
Israel nutzt die Konferenz, um sich mit neuen Methoden zur Gewinnung und Rückgewinnung von Wasser, alternativer Energien und umweltverträglicher Technologien zu präsentieren. Es beansprucht für sich, in diesen Bereichen weltweit führend zu sein. "In der Produktion von Wasser-Ressourcen ist Israel ein Pionier", meint Booky Oren. "Heute kommen über 35 Prozent unseres Wassers nicht aus Niederschlägen, sondern wir produzieren das Wasser selbst. Wir haben die weltweit größte Anlage zur Meerwasser-Entsalzung und die höchste Rate an Wasser-Recycling."
Anders als die Golf-Staaten, in denen das Meerwasser mit thermischen Verfahren entsalzen wird, arbeiten die israelischen Entsalzungswerke mit dem Verfahren der Umkehr-Osmose. Das heißt, das Meerwasser wird durch eine halbdurchlässige Membran gepumpt, die Salze, Kalk, Gifte und Schwermetalle zurückhält. Diese energie-intensive Form der Trinkwassergewinnung wird in Israel seit dem Jahr 2005 angewandt. Die weltweit größte Entsalzungsanlage steht in Ashkelon. Zwei weitere Anlagen sind im Bau, in Palmachim und Hadera.
Wasserknappheit verhindern durch Entsalzung
100 Millionen Kubikmeter Wasser produziert die Anlage in Ashkelon zur Zeit, das entspricht etwa 15 Prozent des jährlichen Trinkwasserverbrauchs in Israel. Für die Betreibergesellschaft Tahal ist das ein lukratives Geschäft, sagt ihr Generaldirektor Gustavo Kronenberg. Tahal hat das Werk auf eigene Kosten gebaut und der Staat hat sich verpflichtet, das Wasser zu kaufen. Kronenberg war Projektleiter in Ashkelon und leitet jetzt die Projekte in Palmachim und Hadera. "Das erste Projekt in Ashkelon war ein echter Durchbruch", erinnert er sich. "Damit haben wir nicht nur der israelischen Regierung, sondern der ganzen Welt bewiesen, dass Entsalzung wettbewerbsfähig ist. Das Werk in Askelon hat die Staatsführung davon überzeugt, dass die Entsalzung von Meerwasser eine verlässliche und kostengünstige Lösung ist."
Trinkwasser vollständig aus dem Meer gewonnen
Die israelische Regierung verabschiedete daraufhin ein "Entsalzungs-Programm", dessen Ziel es ist, innerhalb der nächsten Jahre den Anteil an entsalztem Meerwasser an der Trinkwasserversorgung stetig zu steigern. Im Jahr 2020 schließlich soll er bei 100 Prozent, also 750 Millionen Kubikmetern im Jahr liegen.
Allerdings sind die Energiekosten der Trinkwassergewinnung aus Meerwasser derzeit noch extrem hoch. Jede Entsalzungsanlage braucht ihr eigenes Kraftwerk. Der Vorsitzende der WATEC und Präsident einer israelischen Dachgesellschaft der Wasserwirtschaft, der Arison Water Initiative, Booky Oren, warnt deshalb davor, allein auf Entsalzung zu setzen. Er mahnt einen ganzheitlicheren Ansatz an: "Man darf nicht nur über Entsalzung sprechen", sagt Oren. "Wir müssen einen umfassenden Blick auf die Wasser-Fragen entwickeln. Wenn möglich, sollte die Effizienz erhöht werden und der Wasserverlust über die Zuleitungen vermindert werden. Wenn das nicht genug ist, dann sollte man Wasser recyceln und erst wenn das noch nicht genug ist, dann muss man Meerwasser entsalzen."
Wasser als Instrument zum Frieden
Oren ist davon überzeugt, dass sich alle Wasserprobleme weltweit, aber eben auch die Konflikte um die Verteilung des Wassers zwischen Israelis und Palästinensern lösen lassen.
Seiner Einschätzung nach gibt es keinen Wassermangel. Im Gegenteil: Die Erde verfügt über Wasser in Fülle. Dieses Bewusstsein müsse sich nur endlich einmal durchsetzen, meint Oren. "Wasser kann ein Instrument sein, Frieden zu schaffen", sagt er. "Wasser ist nicht etwas, das Israel gehört. Es gehört der ganzen Welt."
Autorin: Ruth Kinet
Redaktion: Stephanie Gebert