Jacobsen triumphiert auch in Garmisch
1. Januar 2013Elf Jahre nach dem letzten deutschen Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee müssen die "Adler" des Deutschen Ski Verbands (DSV) die Hoffnungen auf einen erneuten Triumph bereits nach dem zweiten Springen begraben. Severin Freund, der beim Auftaktspringen in Oberstdorf starker Dritter wurde, enttäuschte diesmal auf Rang 15. Freund sprang im ersten Durchgang lediglich auf 129,5 Meter und fiel weit zurück. Mit seinem zweiten Sprung auf 130,5 Meter machte er zwar Boden gut, wird aber die Topspringer kaum mehr einholen können. Dies gilt ohnehin für Routinier Martin Schmidt, der sich einen Rang vor Freund platzierte. Bester Deutscher wurde Andreas Wellinger mit Weiten von 133 und 131,5 Meter als Neunter.
Jacobsen trudelte und überflog doch alle
An der Spitze der Tournee-Wertung entwickelt sich ein packender Zweikampf. Vorjahressieger Gregor Schlierenzauer und der Sieger von Oberstdorf, Anders Jacobsen, zeigten in Garmisch erneut die stärksten Leistungen – mit dem besseren Ende für Anders Jacobsen, der am Ende mit winzigen 0,9 Punkten vor Schlierenzauer siegte. Dabei schien auch dieses Duell im ersten Durchgang bereits an Spannung zu verlieren. Der Norweger Jacobsen verpatzte den Absprung, kam gefährlich ins Trudeln und schaffte es dennoch, mit seinem außergewöhnlichen Fluggefühl den Sprung noch einigermaßen weit hinunter zuziehen (131 Meter). "Der erste Sprung hat sich angefühlt wie ein Helikopter-Flug", erzählte Jacobsen später mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
Schlierenzauer machte zwei technisch solide und weite Sprünge (134,0 und 136,5), doch die reichten am Ende nicht: Jacobsen kratzte mit seinem zweiten Versuch auf 143 Meter haarscharf am Schanzenrekord und hatte trotz seines Fehlers im ersten Durchgang am Ende die Nase vorn.
Schlierenzauer wurde Zweiter vor den beiden Norwegern Anders Bardal und Tom Hilde. Jacobsen, der seine Karriere 2011 eigentlich schon für beendet erklärt hatte, bleibt damit in der Gesamtwertung klar in Führung vor seinem österreichischen Rivalen Schlierenzauer und dem Norweger Tom Hilde.
Bundestrainer von deutschen Springern "enttäuscht"
Aus Sicht der DSV-Adler war es ein Tag mit gemischten Gefühlen. Einerseits stimmte der Auftritt der deutschen Skispringer in der Breite: Acht deutsche Athleten sprangen ins Finale der besten 30. Andererseits haderte Bundestrainer Werner Schuster mit dem verlorenen Boden in der Gesamtwertung: "Heute sind wir in der Spitze nicht mitgekommen. Es ist ein bisschen enttäuschend." Schon am kommenden Freitag im österreichischen Innsbruck haben die DSV-Springer die Chance auf Wiedergutmachung – auch wenn der Tournee-Sieg nun in weite Ferne gerückt ist.