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Politik

Betonierte Fakten

17. März 2010

Eigentlich markiert die "Grüne Linie" die Grenze zwischen Israel und dem Westjordanland. Die Palästinenser hofften, dass diese Grenze die Umrisse ihres künftigen Staates markieren. Doch die Hoffnung darauf schwindet.

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Palästinensische Arbeiter neben dem Rohbau eines israelischen Baus in der Siedlung Maaleh Adumim im Westjordanland (Foto: AP)
Ein Hindernis auf dem Weg zum Frieden: jüdischer SiedlungsbauBild: AP

Auf der ins Zentrum führenden Handelstraße von Hebron herrscht reges Treiben, jedenfalls am Anfang. Doch allmählich wird es stiller. Die Autos werden weniger, ebenso die Passanten. Schließlich kommen die Autos überhaupt nicht mehr weiter, nur Fußgänger können sich noch bewegen. Die Straße endet an einer Gasse. Arabische Händler bieten dort ihre Ware an. 

Unter den Augen des Militärs. Pflanzarbeiten an der Grenze zu einer Siedlung (Foto: DW/Kersten Knipp)
Unter den Augen des Militärs. Pflanzarbeiten an der Grenze zu einer SiedlungBild: Kersten Knipp

Siedler in Hebron

Sie leben in direkter Nachbarschaft zu tiefreligiösen Siedlern. Das Verhältnis sei oft schwierig, erläutert Walid Abu Alhalaweh vom Hebron Rehabilitation Center, einer Organisation, die sich um die Aufwertung der Altstadt kümmert. Die in Hebron lebenden Siedler seien politisch radikal, erklärt er. 

Die Besiedlung begann 1979. Damals besetzten einige jüdische Frauen das Beit Hadassa Gebäude im Zentrum der Stadt. Seitdem zogen immer mehr Siedler nach. Heute leben rund 400 von ihnen im Herzen der Stadt. In der an Hebron angrenzenden Siedlung Qiryat Arba leben gut 4.000 weitere. Geschützt werden sie von rund 1.500 israelischen Soldaten. Zahlreiche Behinderungen, die Israel mit Sicherheitslage begründet, machen den palästinensischen Bürgern das Leben schwer.

Zunächst mussten 500 kleinere Geschäfte auf Befehl des Militärs schließen, erläutert Walid Abu Alhalaweh. In den folgenden Jahren gaben noch einmal über 1.100 Ladenbetreiber auf, da aufgrund der Behinderung keine Kunden mehr kamen. Sie blieben aus, da es in der Altstadt von Hebron sehr viele Straßenblockaden gibt. Allein in der Altstadt von Hebron, erläutert Abu Alhalaweh, seien es rund 100 Blockaden, die die Palästinenser zu zahlreichen Umwegen zwingen.

Ein jüdischer Siedler steht mit Militärs an einer Straßensperre (Foto: DW/Kersten Knipp)
Nicht ohne mein Gewehr: Ein Siedler mit MilitärsBild: Kersten Knipp

Amerikaner, Israeli und Palästinenser

Längst nicht alle Siedler leben aus religiöser Überzeugung im Westjordanland. Gerade im Umkreis von Jerusalem gibt es viele, die aus rein ökonomischen Gründen in den Siedlungen leben. Wer sich entscheidet dort zu leben, kann auf Unterstützung und Entgegenkommen der Regierung rechnen. Andere Siedler wiederum leben aus religiösen Gründen im Westjordanland. Ari Gelman etwa. Er wohnt in der Siedlung Efrat, 14 Kilometer südlich von Jerusalem. Warum lebt er im besetzten Westjordanland? Er sei ein Sohn Palästinas, antwortet er.

Sein Vater sei zu Beginn der 1920er Jahre in das damalige Palästina gekommen. Er sei vor antisemitischer Diskriminierung in Osteuropa geflohen. Ein Jahr habe er in Palästina gearbeitet, dann sei er in die USA gezogen. Seinem Pass nach sei sein Vater ein Palästinenser. Das mache auch ihn zu einem Palästinenser, sagt Gelman. Und er sei nicht nur Palästinenser, sondern auch Amerikaner und Israeli – und dies den Gesetzen aller drei Länder entsprechend.

Er selbst sei allerdings erst relativ spät gekommen. Während des Studiums in den USA habe er seine Religiosität entdeckt. In jener Zeit, Ende der 1970er Jahre, sei er zum ersten Mal nach Israel gereist. Hier wollte er leben, habe er gemerkt. So kam er 1982 endgültig zunächst nach Palästina.

Methoden der Landnahme

Schutznetze, gespannt zwischen den Häuserzeilen, die den Abfall der Siedler von Hebron auffangen sollen (Foto: DW/Kersten Knipp)
Müll von Gottes Gnaden? Schutznetze gegen den Abfall der Siedler von HebronBild: Kersten Knipp

Die Landnahme durch Israel erfolgt auf zweierlei Wegen. Einmal beschließt der Staat ganz offiziell die Besiedlung weiteren Gebietes in Ostjerusalem und im Westjordanland. Zweitens aber besetzen Siedler ein Stück Land, meist auf der Spitze eines Hügels, stellen dort einen Wohnwagen auf oder bauen ein kleines Haus oder eine Hütte. Fast immer sind dann auch Soldaten anwesend, die die Siedler beschützen. Diese kleinen Außenposten wachsen bisweilen zu kleinen Siedlungen und später auch Ortschaften aus – in den meisten Fällen mit Duldung des israelischen Staates. Andere wilde Siedlungen allerdings zerstört der Staat.

Für die Palästinenser haben die Siedlungen einige Konsequenzen. So etwa in Ort Jab'a. Der kleine Ort liegt nahe der neu errichteten israelischen Grenzmauer. Außerdem wurden in der Nähe einige jüdische Siedlungen gebaut. Die in deren Umkreis errichteten Blockaden und Sicherheitseinrichtungen hemmen auch den Kontakt zu den Nachbardörfern. 

Blockierte Schulwege

Die Siedlung, die auf dem konfiszierten Land gebaut worden sei, liege drei bis vier Kilometer von Jab'a entfernt. Zwischen Jab'a und der ebenfalls von Palästinensern bewohnten Ortschaft Sourif habe man aber eine Straßenblockade errichtet. Die Blockade mache das Leben vor allem für die schulpflichtigen Kinder schwer. Statt der direkten Verbindung nach Sourif müssten die Kinder einen drei Kilometer langen Umweg nehmen, und das durch abschüssiges Gelände. Die Zeit fehle für die Schule.

Autor: Kersten Knipp

Redaktion: Stephanie Gebert

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