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Im Zentrum Afrikas

Ute Schaeffer, zurzeit Nigeria11. November 2008

Auf seiner Reise durch Nigeria macht Bundespräsident Köhler deutlich, dass es auch im deutschen Interesse ist, dem Land zu helfen. Neue Technologie soll Menschen und Umwelt nützen.

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Militärischer Empfang für den deutschen Bundespräsidenten in Nigeria: Köhler schreitet eine Militärparade ab (Foto: dpa)
Militärischer Empfang für den deutschen Bundespräsidenten in NigeriaBild: picture-alliane/dpa

Das Potential Nigerias sei nicht sein Öl, betonte Bundespräsident Horst Köhler zu Beginn seines Staatsbesuchs am Montag (10.11.2008) in der Hauptstadt Abuja. Das Potential des Landes seien vielmehr seine Menschen. Damit sich dieses Potential entwickeln könne, müsse in Nigeria die entsprechende Infrastruktur wachsen: vor allem in den ländlichen Gebieten. "Es braucht die erforderliche Infrastruktur, damit Bauern ihre Produkte zum Markt bringen können, damit Märkte überhaupt organisiert werden. Und es schließt ein, dass in den ländlichen Gebieten Schulen gebaut werden müssen", sagte der Bundespräsident.

Für Köhler geht es auf seiner Reise (10. bis 12.11.) auch darum, mit Abstechern in Lagos und im nordnigerianischen Kano auf die regionale Ungleichheit aufmerksam zu machen. Die Abstecher in die Megastadt Lagos im Süden und in den unterentwickelten Kano führen den Bundespräsidenten in Regionen, in denen mehr als deutlich ist, wie wichtig es für Nigerias Entwicklung ist, dass mehr Menschen im Land von den Ressourcen profitieren.

Das Ziel: Kein "Blutöl" mehr

Auch eine sinnvolle Diversifizierung der Wirtschaft steht immer noch aus. Immer noch hängt Nigerias Wirtschaftswachstum vom Öl ab. 80 Prozent aller Regierungseinnahmen stammen aus dem Ölgeschäft. Und viele der Einnahmen aus dem lukrativen Wirtschaftsbereich verlassen das Land.

Kapitalflucht und illegaler Handel mit dem schwarzen Gold behinderten die Entwicklung Nigerias, kritisierte der Bundespräsident und griff einen Vorschlag des nigerianischen Präsidenten auf, der den illegalen Handel mit so genanntem “Blutöl” künftig international ächten lassen will - vergleichbar der Kontrolle des illegalen Diamantenhandels. Wenn deutlich würde, wo das gestohlene Öl schließlich lande, wäre bessere Kontrolle möglich. "Im Zusammenhang mit der Diskussion über eine globale bessere Ordnung sollte auch mehr Transparenz geschafft werden. So dass das Stehlen von Öl schwerer wird", meinte der Bundespräsident.

Nigeria gilt als siebtgrößter Erdgas-Inhaber, als größter auf dem afrikanischen Kontinent. Hauptvorkommen sind in der Erdölregion des Niger-Delta zu finden. Bei der Ölförderung dort tritt auch Gas aus, das zu knapp der Hälfte abgefackelt wird - zu Lasten von Umwelt und Gesundheit der Menschen im Niger-Delta. Aus Sicht der Nigerianer hat der Bundespräsident deshalb ein wichtiges Projekt im Gepäck.

Deutsche Technik für Nigeria

Während der Reise des Bundespräsidenten nach Nigeria hat der Energie-Konzern EON am Montag einen Vertrag abgeschlossen, mit dem das Abfackeln des Gases künftig weiter reduziert werden soll. Mit EON-Technologie wird das austretende Gas verflüssigt, und soll in die heimische Energie-Versorgung eingespeist werden - gegebenenfalls sogar für den Export zur Verfügung stehen. Eine milliardenschwere Investition, und für den nigerianischen Präsidenten eine einmalige Form der Zusammenarbeit, die es so zum Beispiel mit amerikanischen Firmen bisher nicht gebe.

Das andere große Wirtschaftsprojekt hat die Lufthansa mitgebracht. Sie will künftig Nigeria mit Direktflügen anfliegen. Und - voraussichtlich als Joint Venture mit nigerianischen Flugfirmen - auch innerafrikanische Flüge anbieten. Mit gezielten Trainings-Programmen will Lufthansa die Nigerianer fit machen bei der Flugbegleitung, vor allem aber auch bei der Wartung und Abfertigung.

Im Zentrum Afrikas

Die beiden Wirtschaftsverträge zeigen: nicht nur der deutsche Bundespräsident, auch die mitreisende deutsche Wirtschaft traut Nigeria einiges zu. Ein gutes, kooperatives Verhältnis mit dem großen Staat im Zentrum Afrikas sei von großem strategischem Interesse, betont auch der Bundespräsident. "Südafrika, aber auch Nigeria im Zentrum Afrikas ist von strategischer Bedeutung für die Stabilität des ganzen Kontinents. Und deswegen ist es auch in unserem Interesse, dass dieses Land vorankommt."

Ungesunde Gasflammen im Niger-Delta (Foto: dpa/20069
Ungesunde Gasflammen im Niger-DeltaBild: AP
Straßenszene mti Menschen und einem dunstigen Himmfel: Luftverschmutzung durch die Ölförderung in der Stadt Port Harcourt (Foto: dpa/2005)
Luftverschmutzung durch die Ölförderung in der Stadt Port HarcourtBild: picture-alliance / dpa