Kampf dem Menschenhandel
16. Juni 2004In dem jährlichen Bericht der US-Regierung werden die Länder je nach ihren Bemühungen, den Menschenhandel zu bekämpfen, eingestuft. Auf dem Index verzeichnet sind wie im vergangenen Jahr Kuba, Nordkorea, Sudan und Birma. Erstmals hinzu kommen Äquatorialguinea, Bangladesch, Ecuador, Guyana, Sierra Leone und Venezuela. Die USA wirft ihnen vor, nicht entschlossen genug gegen den Menschenhandel etwa in Form von Zwangsprostitution oder Zwangsarbeit vorzugehen.
Organisierte Kriminalität
"Menschenhandel ist moderne Sklaverei", heißt es auf der offiziellen Homepage des US-Außenministeriums. Die Auswirkungen des Menschenhandels betreffe nicht nur die Opfer, die ihrer Freiheit und ihrer Menschenrechte beraubt werden, sondern schüre weltweit das Wachstum der organisierten Kriminalität. Die überwiegende Zahl der Opfer sind Frauen und Kinder, die zur Arbeit gezwungen oder sexuell ausgebeutet werden. In vielen Fällen wird körperliche Gewalt angewandt, um die Opfer ins Ausland zu verschleppen. In anderen Fällen machen die Menschenhändler ihren Opfern falsche Versprechungen bezüglich Arbeits- oder Heiratsmöglichkeiten, um sie in die Falle zu locken.
US-Außenminister Collin Powell sagte bei der Vorstellung des Jahresberichts am Montag (14.6.2004), dass jährlich 600.000 bis 800.000 Menschen Opfer des illegalen Menschenhandels werden. Diese Zahl beinhalte noch nicht die Millionen von Menschen, die innerhalb ihres eigenen Landes verschleppt und ausgebeutet werden.
Staaten unternehmen nichts gegen Menschenhandel
Den Staaten, die auf dem Index verzeichnet sind wird vorgeworfen, den Minimalstandards zur Bekämpfung des Menschenhandels nicht zu entsprechen und auch keine ersichtlichen Anstrengungen zu unternehmen, dies zu verbessern. Nun drohen ihnen die USA mit nicht-humanitären und nicht-gewerblichen Sanktionen. Das könnten zum Beispiel Kürzungen oder Streichungen der Militärhilfe oder etwa im Ausbildungs- und Kultursektor sein. Ecuador droht beispielsweise eine Kürzung der Wirtschaftshilfe, wenn es nicht innerhalb von 60 Tagen ein Programm vorlegt, dass seine guten Absichten beweist.
Die Regierung beeile sich, ein Programm zum Schutz von Straßenkindern schneller als es ohnehin geplant war vorzulegen, berichtet die ecuadorianische Zeitung El Universo. Aber den Menschenhandel gänzlich zu unterbinden, sei unmöglich, betonte der Präsident von Ecuador, Lucio Gutiérrez der Zeitung gegenüber. "Wir müßten Soldaten und Polizisten an jedem Meter der Grenze postieren." Den übrigen, auf dem Index verzeichneten Staaten drohen ähnliche Sanktionen wie Ecuador.
Die Frage nach der Motivation
Nur einzelne Staaten an den Pranger zu stellen, hält auch Claudia Berker von der Kinderhilfsorganisation terre des hommes nicht für richtig. "Menschenhandel ist ein weltweites Phänomen, von dem keine Staaten ausgenommen sind. Abgesehen davon bringt diese Liste auch keine neue Erkenntnis", so Berker. "Man sagt ja nicht: Kinderhandel in Bangladesch? - Was für eine Überraschung!"
Gerade politisch unabhängige Organisationen wie terre des hommes würden die Maßnahmen der US-Regierung sehr zwiegespalten sehen. "Auf der einen Seite ist es natürlich wichtig und wird von uns begrüßt, dass auch von staatlicher Seite agiert wird", sagte Berker zu DW-World. "Auf der anderen Seite muß die Frage nach der Motivation gestellt werden. So eine Liste darf kein Vorwand sein für Sanktionsmaßnahmen, die politisch motiviert sind."
Lob und Tadel für Deutschland
Deutschland gehört laut dem Bericht zu jenen Ländern, die den Standards zur Bekämpfung des Menschenhandels voll und ganz entsprechen. Gelobt wird unter anderem ein Programm aus dem vergangenen Jahr, um Projekte gegen den Frauenhandel im Ausland zu finanzieren. Dennoch heißt es darin, Deutschland sei Zwischenstation und auch Bestimmungsland für Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion sowie und aus Zentraleuropa, die sexuell ausgebeutet werden.