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Kein Versicherungsschutz gegen Terror

Dirk Alfter17. Januar 2002

Unternehmen können sich kaum noch gegen Anschläge versichern, alte Verträge werden gekündigt. Jetzt wollen BASF und andere deutsche Konzerne eine eigene Versicherungsgesellschaft gründen.

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Der Chemieriese BASF erwägt ins Versicherungsgeschäft einzusteigenBild: AP

Gerade jetzt, wo die Angst vor Terror besonders groß ist, stehen viele Industrieunternehmen plötzlich ohne Schutz da. Viele Versicherungen kündigten nach dem 11. September kurzerhand die Versicherungsverträge und tüftelten neue Policen aus. Der Grund: So genannte Rückversicherer, also Unternehmen, die Versicherungen wie zum Beispiel Allianz ihrerseits absichern, übernehmen bestimmte Risiken nur noch eingeschränkt. Außerdem erhöhten sich die Kosten für eine Rückversicherung.

Wer nun einen neuen Versicherungssvertrag abschließen will, muss mit wesentlich höheren Prämien rechnen, als vor dem 11. September - teilweise über 100 Prozent. Außerdem wurden Terroranschläge aus den Leistungskatalogen gestrichen. Eine prekäre Situation, denn gerade große Betriebe aus der Chemie, Luftfahrt oder Atomwirtschaft gelten als potentielle Angriffsziele.

Weil Terroranschläge nicht mehr versicherbar seien, denke die BASF daher über die Gründung einer eigenen Rückversicherung nach, erklärte ein Sprecher.

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung sucht die BASF dafür nach Partnern. In diesem Zusammenhang wurden nach Angaben des Blatts Siemens und Lufthansa genannt. Insgesamt müssten aber etwa zehn bis zwölf Konzerne das Milliardenprojekt mitstemmen. Ihnen winken dafür günstigere Versicherungsverträge.

Schwere Last

Wie ernst diese Überlegungen in Wirtschaftskreisen genommen werden, zeigte sich an der Börse. Die Aktien der Münchner Rück, des weltweit größten Rückversicherer, gaben zeitweise über zwei Prozent nach. Händler sprachen von der Furcht vor einem neu entstehenden "ernst zu nehmenden Faktor" in der Versicherungswirtschaft.

Davon wollte man bei der Münchner Rück allerdings nichts wissen. "Wir sehen diese Erwägungen weniger als Konkurrenz, sondern als einen Beitrag für diese schwierige Situation", sagte Anke Rosumek, Münchener Rück-Sprecherin DW-WORLD. Sie hob aber hervor, dass die Industrieunternehmen diese Last nicht alleine schultern könnten. Es gehöre viel Erfahrung, Expertenwissen und finanzieller Rückhalt zu so einem Projekt. Auch der Staat müsse seinen Teil beitragen, fügte Rosumek hinzu.

Staatliche Zusagen sind nach BASF-Angaben jedoch bisher ausgeblieben. In mehreren Briefen an Bundeswirtschaftsminister Werner Müller hatte das Unternehmen appelliert, sich aktiv in die Gespräche einzuschalten. Diese Kontakte seien bisher aber ohne Ergebnis geblieben, teilte BASF mit.