Kinderhandel nimmt dramatisch zu
11. Januar 2013Der moderne Sklavenhandel mit Kindern und Jugendlichen hat nach Einschätzungen von Kinderrechtsorganisationen weltweit deutlich zugenommen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen -UNICEF- und das Bundeskriminalamt legten in Berlin neue Daten vor. So sind nach Informationen von UNICEF heute rund 27 Prozent der entdeckten Opfer von Menschenhandel Kinder und Jugendliche. Zwei Drittel davon sind Mädchen, wie Anne Lütkes (Artikelbild mit BKA-Chef Ziercke), Vorstandsmitglied von UNICEF Deutschland in Berlin mitteilte. Grundlage der Berechnungen seien Informationen aus 132 Staaten. In den Jahren 2003 bis 2006 habe der Anteil der Minderjährigen noch bei rund 20 Prozent gelegen.
Nur die Spitze des Eisbergs
Wie viele Menschen, darunter auch Erwachsene, weltweit Opfer von Menschenhandel seien, könne wegen des hohen Dunkelfeldes kaum beziffert werden. Es handele sich jedoch um Millionen, fügte Lütkes hinzu. Die häufigsten Formen der Ausbeutung dieser Menschen seien Zwangsprostitution und Zwangsarbeit. Die Europäische Kommission schätzt den Profit aus Menschenhandel weltweit auf mehr als 25 Milliarden Euro pro Jahr.
In Europa werden vor allem Kinder und Jugendliche aus südosteuropäischen Ländern wie Rumänien oder Bulgarien Opfer von Kinderhandel. Sie würden mit falschen Versprechungen nach Westeuropa gelockt, zur Prostitution gezwungen, brutal ausgebeutet und seien Gewalt ausgeliefert, sagte Lütkes. Das bestätigte auch der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke. Die Mehrzahl der 2011 in der Bundesrepublik bei Polizeikontrollen entdeckten Opfer von Menschenhändlern waren nach Angaben Zierckes jünger als 21 Jahre. Zwölf Prozent waren zwischen 14 und 17 Jahre alt, 13 Opfer waren sogar jünger als 14 Jahre. Auch Ziercke geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes setzen sich die Verbrecher-Netzwerke aus professionellen Schleusern, Zuhältern, Prostituierten, Geldwäschern und Urkundenfälschern zusammen.
qu/kle (dpa, dapd, kna, epd)