Grüne PC's
30. Oktober 2007Die Umweltfolgen des Einsatzes von Computern sind bisher weitgehend ignoriert worden - zumindest von der breiten Öffentlichkeit, denn in der Industrie macht man sich bereits seit Jahren Gedanken darüber, wie man schadstoffärmere Computer herstellen und wie man ihren Stromverbrauch reduzieren kann.
Anderes Augenmerk im Marketing
Einer der ersten, der zumindest in Deutschland mit dem Thema an die Öffentlichkeit ging, war die Firma Fujitsu-Siemens, die bereits 1993 einen so genannten Green-PC auf den Markt brachte, der sich durch größere Umweltfreundlichkeit auszeichnete. Das Publikum zeigte nur mäßiges Interesse. Die Hersteller gaben sich auch keine große Mühe, das Thema weiter zu propagieren, meint Corinna Kammerer, Product-Managerin bei Fujitsu-Siemens: "Man hat das Marketing nicht auf der Grünen Welle, sondern mehr auf der technischer Basis aufgebaut. So hat man als Käufer eher technisch-verliebte Fans gewonnen, die sich gefreut haben, dass es etwas Neues gibt."
In letzter Zeit hat sich die Einstellung jedoch geändert. Es gibt inzwischen diverse Auszeichnungen und Güte-Standards, die umweltfreundlichen IT-Produkten verliehen werden. Die wichtigeren Firmen der Branche unterhalten fast alle Abteilungen für Umweltschutz und man betreibt auch gezieltere Werbung damit, dass die eigenen Produkte umweltfreundlich sind.
Erziehung über den Geldbeutel
So wird darauf hingewiesen, dass weniger Schadstoffe verarbeitet werden - etwa Blei, PVC oder schädliche Lacke - und natürlich sind Strom sparende Rechner angesichts der steigenden Energiepreise heute dem Kunden leichter vermittelbar als früher. Obwohl hier der Firmenkunde eindeutig weiter sei als der private Endkunde: "Im Business-Bereich wird das schon seit Jahren honoriert und gefordert. Inzwischen stellen aber auch die privaten Konsumenten fest, dass ihre Stromrechnungen zu hoch sind und sie Computer haben möchten, die weniger verbrauchen."
Und man kann tatsächlich sparen bei solch einem neuen umweltfreundlichen Computer. 40 Prozent weniger Stromverbrauch werden durch ein sparsameres Netzteil und andere energiefreundliche Komponenten erzielt. Allein im Standby-Modus liege der Stromverbrauch bei einem herkömmlichen PC bei ungefähr bei 70 bis 80 Watt, während er bei einem neuen Green-PC auf etwa die Hälfte absinkt.
Die Design-Misere
Ob das allerdings beim Endverbraucher wirklich den letzten Kauf-Anreiz gibt, mag noch dahingestellt bleiben. In letzter Zeit ist ja trotz all der Umwelt-Diskussionen auch der Umsatz großer und verbrauchsintensiver Kraftfahrzeuge gestiegen. Der Kunde legt scheinbar weiterhin mehr Wert auf den äußeren Eindruck, den ein Produkt macht, als auf seine Umwelt-Freundlichkeit.
So hat auch Fujitsu-Siemens die Erfahrung gemacht, dass sich Designer-PCs - zum Beispiel mit Umwelt-schädlicher Klavierlack-Verschönerung - besser verkaufen als schlichte PCs, in denen dafür aber keine Schadstoffe verarbeitet sind.
Billiger geht’s nicht
Dann kommt natürlich auch noch hinzu, dass Strom sparende und schadstoffärmere PCs teurer sind als herkömmliche Geräte, bei denen ja eher die Devise gilt, dass sie von Modell zu Modell leistungsstärker und gleichzeitig billiger werden.
Auf Umwelt-PCs trifft das nicht zu: "Wenn man Netzteile mit einem Wirkungsgrad von 80 Prozent einsetzt, dann sind die teurer. Das kann man nicht durch irgendwelche internen Produktionsmaßnahmen ausgleichen." Innerhalb von zwei, drei Jahren werde man solche Mehrkosten zwar durch Einsparungen bei der Stromrechnung wieder wettmachen, meint Kammerer von Fujitsu-Siemens, klingt aber auch nicht sonderlich überzeugt davon, dass dies ein Anreiz für die breite Käuferschar wird, sich künftig umweltfreundlichere, dafür aber teurere PCs anzuschaffen.