Königliches Ritual: Wie Charles III. gekrönt wird
5. Mai 2023Seit rund 1000 Jahren werden englische Königinnen und Könige in London gekrönt. In dieser langen Zeit sind viele Rituale entstanden, die auch die Krönung von Charles III. und seiner Frau Camilla prägen werden. Manche sind fast so alt wie die Zeremonie selbst, zum Beispiel die Königskrone. Andere sind ganz modern, unter ihnen die "Krönungsquiche". Sieben der wichtigsten Frage rund um die Krönung von König Charles III.:
1. Wieso findet die Krönung am 6. Mai statt?
Das Königshaus einigt sich gemeinsam mit der britischen Regierung auf das geeignete Datum für die Krönung. Warum die Wahl auf den 6. Mai gefallen ist, wurde weder vom Buckingham Palace noch von "Number 10" - der Residenz des britischen Premierministers - offiziell erläutert. Die britische Presse weist auf einige persönliche Verbindungen zwischen dem König und dem Krönungsdatum hin. So ist der 6. Mai auch der Geburtstag seines Enkelkinds Archie Harrison Mountbatten-Windsor, des ältesten Sohns von Prinz Harry und Meghan Markle, der im Jahr 2019 zur Welt kam. Es ist außerdem der Todestag seines Ur-Ur-Großvaters König Edward VII., der im Jahr 1910 verstarb. Ob es eine gute Idee war, den Geburtstag des eigenen Enkels zu überschatten? Vielleicht nicht. Die Mutter, Meghan Markle, reist mit ihrem Sohn jedenfalls nicht zur Krönung an.
2. Warum wurde die Westminster Abbey ausgesucht?
Eine andere Kirche wurde vermutlich nicht einmal in Betracht gezogen: Schon seit dem Jahr 1066, als William der Eroberer England mit seiner Armee einnahm, werden hier britische Königinnen und Könige gekrönt. 38 Krönungszeremonien haben seitdem in der Kathedrale stattgefunden. Westminster Abbey ist außerdem der Schauplatz für viele weitere wichtige Gottesdienste, an denen die englische Königsfamilie teilnimmt.
William der Eroberer ließ sich übrigens am Weihnachtstag krönen - am 25. Dezember 1066. Damals galten Könige als Gottes Vertreter auf Erden. Ein ähnlich religiöses Datum wollte sich Charles III. offenbar nicht aussuchen. Auch seine Mutter entschied sich damals für eine Sommer-Krönung: Elizabeth II. wurde am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey gekrönt.
3. Welche Krone trägt der König?
Das Königshaus ist im Besitz mehrerer Kronen. König Charles III. hat sich zur Krönung die "Edwardskrone" ausgesucht. Es ist die älteste der britischen Königskronen, angefertigt im Jahr 1661 und zum ersten Mal getragen von König Charles II.. Sie ersetzte die mittelalterliche Krone, die 1649 eingeschmolzen worden war. Von 1649 bis 1661 wurde England kurzzeitig zur Republik, angeführt vom Diktator und Kriegsherren Oliver Cromwell. Die Rebellen verkauften viele der königlichen Juwelen und ließen das Gold einschmelzen.
Nach der Wiederherstellung der Monarchie (der sogenannten "Restoration"), musste also eine neue Krone her, die ihrer Vorgängerin in vielerlei Hinsicht ähnelte. Laut der Stiftung "Royal Collection Trust" wiegt die Krone rund zwei Kilogramm, ist mit Rubinen, Amethysten und Saphiren geschmückt und besteht aus purem Gold. Ihr Wert soll bei etwa 40 Millionen Dollar (ca. 36 Millionen Euro) liegen.
Ihren Namen erhält die Krone übrigens angeblich von St Eduard, dem letzten angelsächsischen König Englands, der im 11. Jahrhundert gelebt haben soll.
4. Und welche Krone trägt die Königin?
Camilla wird mit dem Segen der verstorbenen Königin Elizabeth II. offiziell als Königin Camilla benannt werden, nicht bloß als Königsgemahlin. Sie wird am 6. Mai ebenfalls in der Westminster Abbey gekrönt - und zwar mit der Krone von Königin Mary, Königsgemahlin von König George V., angefertigt für die Krönungszeremonie im Jahr 1911. Laut dem britischen "Guardian" wird damit zum ersten Mal seit dem 18. Jahrhundert eine Krone "wiederverwendet".
Die Krone wird vor der Zeremonie um ein wichtiges Juwel erleichtert: den Koh-i-Noor-Diamanten, der zuletzt für eine Kontroverse sorgte, da er unter zweifelhaften Umständen in den Besitz des britischen Königshauses gelangte. Gleich vier Staaten fordern den Diamanten von Großbritannien zurück: Indien, Pakistan, Afghanistan und Iran.
Statt des Koh-i-Noor wird die Krone für Camilla mit einigen der liebsten Steine von Königin Elizabeth II. ausgestattet - laut offizieller Stellungnahme eine Hommage an die verstorbene Monarchin.
5. Wie steht es um das Merchandise?
Keine königliche Feierlichkeit ohne das entsprechende Merchandise: Royals-Fans aus aller Welt können anlässlich der Krönung von König Charles III. Geschirrhandtücher, besondere Münzen und Kühlschrankmagneten erwerben. Das Gesicht des neuen Königs ziert sogar britische Keksdosen.
Insgesamt besteht in britischen Medien bisher der Eindruck, dass für diese Krönung weniger Souvenirs produziert werden als zum Beispiel für die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle.
Die "New York Times" wies in einem Artikel dafür auf ein ganz besonderes Krönungssouvenir hin: Ein britischer Arzt hat eine Cornflakes-Packung für König Charles III. entworfen. Auf der Rückseite kann man das Gesicht des frischgebackenen Königs ausschneiden und es als Gesichtsmaske verwenden.
6. Was gibt es zum Lunch?
Am Krönungswochenende soll auch der "Coronation Big Lunch" stattfinden. Das ist kein Staatsbankett, sondern eine Initiative, die ohne königliche Gäste auskommt. Gemeinden, Vereine, Freunde, Familien und Nachbarn können sich zu selbst organisierten "Big Lunches" treffen, um die Krönung ihres Königs zu feiern. Dabei wird traditionell Geld für gemeinnützige Zwecke gesammelt.
Ganz ohne den Input des Königshauses kommen aber auch die "Big Lunches" nicht davon: König Charles III. und Königin Camilla haben Rezepte vorgeschlagen, die man anlässlich der gemeinsamen Mahlzeit zubereiten kann, nämlich die "Krönungs-Quiche". Ein praktisches Gericht, das kostengünstig herzustellen ist und sowohl kalt als auch warm serviert werden kann. Das Königspaar empfiehlt, die Quiche mit ihren "delikaten Aromen von Spinat, Saubohnen und frischem Estragon" warm oder kalt mit einem grünen Salat und gekochten neuen Kartoffeln zu essen.
Wem eine Spinatquiche nicht spektakulär genug ist, der kann auf drei weitere Vorschläge zurückgreifen: Lamm mit asiatischer Marinade nach einem Rezept des amerikanisch-chinesischen Starkochs Ken Hom, die "Krönungs-Aubergine" der britischen Bäckerin und Kolumnistin Nadiya Hussain und ein ganz besonderes Dessert von Londons prominentem Sternekoch Adam Handling.
7. Wer tritt beim traditionellen Krönungskonzert auf?
Am Sonntag nach der Krönung wird es ein Konzert in Windsor Castle geben. Erwartet werden große Stars wie Lionel Ritchie, Katy Perry und Opernsänger Andrea Bocelli, der mit seinem walisischen Kollegen Sir Bryn Terfel ein Duett singen wird.
Die britische Popgruppe Take That kommt zu dritt - ohne Robbie Williams und Jason Orange -, auch die Sängerin und Songschreiberin Freya Ridings und der walisische Soul-Komponist und -Produzent Alexis Ffrench gehören zum Line-Up.
Musical-Legende Andrew Lloyd Webber ist ebenfalls angesagt. Der Komponist von "Jesus Christ Superstar", "Evita", "Cats", "Starlight Express" und "Das Phantom der Oper" trat schon zum Platinum-Jubiläum von Königin Elizabeth II. vor der Königsfamilie auf.
Auf der Bühne wird außer den großen Superstars ein sogenannter Krönungschor stehen - er besteht aus lokalen Chören aus dem ganzen Land, die gemeinsam auftreten. Dieser "Coronation Choir" wird auch zusammen mit dem Virtual Choir, der sich aus Sängern aus dem gesamten Commonwealth zusammensetzt, singen.
Ach, und kommt eigentlich Harry?
Nach dem Zerwürfnis mit dem Buckingham Palast wird der jüngste Sohn von König Charles, Prinz Harry, mit einem eher kühlen Empfang rechnen. Zur Krönung hat der "verlorene Sohn", der die Königsfamilie offiziell verlassen hat, jedenfalls zugesagt. Nun ist auch bekannt, dass er während der Krönungszeremonie nicht, wie der Rest der Königsfamilie, in der ersten Reihe sitzen wird, sondern weiter hinten Platz nehmen muss. Ob er am Tag danach zum Konzert kommt, steht noch nicht fest. Es wird vermutet, dass sich Harry nach der Krönungszeremonie schnellstens wieder nach Kalifornien zu seiner Familie begeben wird, um Sohn Archies vierten Geburtstag mit Meghan und den Kindern zu feiern.