Körber-Preis für Neandertaler-DNA-Forschung
7. September 2018Wir sind zu zwei Prozent Neandertaler und zu fünf Prozent Denisova-Mensch. Dieses Wissen über den Ursprung der Menschheit verdanken wir Svante Pääbo. Der 63-jährige Schwede ist einer von fünf Direktoren des Leipziger Max-Planck-Institutes für evolutionäre Anthropologie. Zu seinen bedeutendsten Durchbrüchen gehört die komplette Entschlüsselung des Neandertaler-Genoms. Durch den Vergleich der Genome konnte er zeigen, dass Menschen und Neandertaler nicht nur nebeneinander, sondern auch miteinander gelebt haben und gemeinsame Kinder hatten - wie sonst sollten wir heute noch Neandertaler-Gene in uns tragen. "Neandertaler sind die engsten Verwandten des Menschen", sagt Pääbo. "Vergleiche ihres Erbgutes mit dem heutiger Menschen sowie anderer Urmenschen und Schimpansen liefern erstmals exakte molekularbiologische Antworten auf Grundfragen unserer evolutionären Herkunft."
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DNA-Isolierung unter Reinraum-Bedingungen
Der Weg zur Entschlüsselung des Genoms war nicht einfach. Svante Pääbo gilt nicht umsonst als Vater der Paläogenetik. Viele Prozesse - von der Isolierung der DNA aus halb verrotteten Knochenstücken bis zum Zusammenpuzzeln der Gen-Fragmente - mussten der Forscher und sein Team selbst entwickeln. Dafür programmierten sie komplexe Computersoftware und verwandelten das Labor in einen Reinraum, vergleichbar mit denen in der Chip-Industrie.
Bevor Svante Pääbo zur Paläogenetik fand, studierte er Medizin und Ägyptologie an der Universität Uppsala. Nach seiner Promotion arbeitet er im Team des Evolutionsbiologen Allan Wilson an der University of California in Berkeley. Nach einer Zwischenstation in München wechselte er 1997 an das neu gegründete Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.
Ein renommierter Preis
Der Körber-Preis wird seit 1982 verliehen. Er geht an Forscher, die in Europa leben und arbeiten. Dotiert ist er mit 750.000 Euro. Die sollen für die weitere wissenschaftliche Arbeit verwendet werden. "Es zeichnet den Preis aus, dass er nicht nur einen bereits erreichten Durchbruch prämiert", erklärt Matthias Mayer von der Körber Stiftung. "Er stellt auch Preisträger in den Mittelpunkt, die den Zenit ihrer wissenschaftlichen Laufbahn noch gar nicht überschritten haben, sondern von denen noch so einiges zu erwarten ist." Das trifft auf Svante Pääbo eindeutig zu. Zusammen mit seinem Team arbeitet er momentan an Methoden, um noch ältere DNA zu isolieren und zu bestimmen.