Lettland: Griechenland muss liefern
20. März 2015Deutsche Welle: Frau Premierministerin, Lettland hat nach der Finanzkrise große Anstrengungen zur finanziellen Konsolidierung unternommen. Was halten Sie davon, dass Griechenland nach immer mehr Hilfsgeldern verlangt?
Laimdota Straujuma: Ich muss betonen, dass alle Länder ihre Verpflichtungen gegenüber anderen, denen sie zugestimmt haben, auch wirklich erfüllen. Das gilt natürlich auch für Griechenland. Die Griechen müssen die Vereinbarung einhalten.
Glauben Sie, dass Griechenland diplomatischer vorgehen sollte als bisher? Treffen die Griechen den richtigen Ton gegenüber den Europäern?
Ich denke, die Griechen müssen ehrlicher sein. Sie sollten nicht so viele Forderungen stellen. Andere Regierungen haben auch Probleme. Für uns ist es jetzt schwierig zuhause zu erklären, dass wir Geld für ein anderes Land einsammeln sollen.
Wie weit werden die anderen Euro-Länder noch gehen, um Griechenland in der Währungsgemeinschaft zu halten?
Ich würde sagen, das hängt davon ab, wie sie sich in Zukunft verhalten. Es ist schwierig, jetzt immer wieder neue rote Linien zu ziehen, die nicht überschritten werden dürfen. Wir müssen verhandeln und am Ende brauchen wir von beiden Seiten gegenseitiges Verständnis. Das gilt auch für die Griechen. Die müssen sich in andere EU-Staaten hineinversetzen und sich an ihre eigenen Verpflichtungen halten.
Eine Frage zur Krise rund um die Ukraine. Sind Sie zuversichtlich, dass die EU bei den Sanktionen gegen Russland ihre bisherige Einigkeit bewahren kann?
Na ja, bislang sind wir einig. Alle 28 Mitgliedsstaaten haben akzeptiert, dass die Sanktionen direkt mit der Entwicklung in der Ukraine verknüpft beiben müssen. Darum ist die Verlängerung der Sanktionen für mich eine gute Nachricht.
Laimdota Straujuma (64) ist seit Januar 2014 Regierungschefin von Lettland. Der baltische Staat hat zurzeit die rotierende Ratspräsidentschaft der Europäischen Union inne. Seit 2014 ist Lettland auch Mitglied der Euro-Zone und deshalb an den finanziellen Rettungsmaßnahmen für Griechenland beteiligt.