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Liberty und Telekom: Deal geplatzt

André Moeller26. Februar 2002

Die Deutsche Telekom darf ihre regionalen Fernsehkabelnetze nicht an den US-Medien-Konzern Liberty Media verkaufen. Das hat das Bundeskartellamt nun entschieden.

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Bundeskartellamt in BonnBild: Bundeskartellamt

Die Wettbewerbshüter begründen ihre Entscheidung gegen den großen Kabel-Deal zwischen der deutschen Telekom und dem US-Konzern Liberty Media damit, dass sich aus dem Geschäft eine erhebliche Wettbewerbsbeschränkung ergäbe.

"Der Zusammenschluss würde die Wettbewerbsstruktur auf den deutschen Kabelmärkten deutlich verschlechtern", teilte Kartellamtspräsident Ulf Böge auf einer Pressekonferenz in Bonn mit. Das sei nicht der Fall, wenn die Deutsche Telekom vorerst Eigentümerin der Netze bleibe. Liberty wollte von der Deutschen Telekom für 5,5 Milliarden Euro rund 60 Prozent des TV-Kabelnetzes in Deutschland erwerben und damit auch in den deutschen Fernsehmarkt einsteigen.

Bedauern bei Telekom und Liberty Media

Die Telekom und Liberty-Media bedauerten das Verbot durch die Kartellwächter. Liberty hatte es jedoch bereits im Vorfeld der Kartellamts-Entscheidung abgelehnt, eine so genannte "Ministererlaubnis" beim Bundeswirtschaftsministerium zu beantragen.

Beide Unternehmen vertreten die Ansicht, dass der Verkauf des Telekom-Kabels zusätzliche Wettbewerbsimpulse geschaffen hätte. Schließlich habe Liberty nicht nur einen Einstieg in das TV-Geschäft geplant, sondern auch Internet und Sprachtelefonie über das Kabelnetz anbieten wollen.

Dieses Multimedia-Angebot hätte nach Meinung der Unternehmen Liberty und Telekom nicht nur eine alternative Plattform für das bislang von Kirch dominierte Bezahlfernsehen sein können. Auch das Monopol der Telekom im Telefon-Ortsnetz bzw. auf der so genannten "letzten Meile" wäre auf diese Weise aufgebrochen worden.

Kartellwächter wollten geballte TV-Macht verhindern

Die Kartellwächter vertreten in ihrer Begründung hingegen die Ansicht, dass der Liberty-Konzern seine Geschäftsvorhaben im Nicht-TV-Bereich weder überzeugend noch schlüssig darlegen konnte. Im Vorfeld hatten sie einen schnelleren Ausbau der Kabelnetze für die Internet-Nutzung und Telefongespräche als Voraussetzung dafür genannt, dass der Deal doch noch zustande kommen könnte. Das war aber bei Liberty auf Ablehnung gestoßen.

Ein weiterer Kritikpunkt der Wettbewerbshüter: Auch die Konkurrenz auf dem Bildschirm würde beeinträchtigt, da Liberty eigene Programme wie den Teleshopping-Sender QVC besitze, beziehungsweise mit zahlreichen Fernsehveranstaltern verbunden sei. Damit ist nicht zuletzt der Mediengigant Rupert Murdoch gemeint.

Telekom: Stabile Kurse

Die Aktien der Deutschen Telekom haben sich trotz des gescheiterten Kabel-Handels mit einem Kursaufschlag von mehr als einem Prozent stabil behauptet. Nach Aussage von Händlern herrscht am Markt Hoffnung, dass die Telekom auch nach Liberty einen Käufer für ihr Kabelnetz finden wird.

Nach Angaben von Telekom-Sprecher Ulrich Lissek hat der Telekomkonzern vor der Bekanntgabe der Kartellamtsentscheidung keine Gespräche mit weiteren potenziellen Übernahmepartnern geführt. Es sei mit Liberty "Exklusivität" vereinbart worden.

Kurze Trauer: Gerüchte über neuen Käufer

Trotzdem gibt es bereits Mutmaßungen über mögliche neue Interessenten für einen Kauf des Telekom-Kabelnetzes. Ein Londoner Finanzmakler bestätigte dem 'Handelsblatt' sein Kaufinteresse: Er wolle für das Telekom-Kabel bieten und man habe kein Problem, den Kaufpreis von 5,5 Milliarden Euro aufzubringen. Er arbeite mit "finanziellen Partnern" zusammen, deren Namen er jedoch nicht nennen wolle. Insider vermuten dahinter die britische Firma Compere als mögliche Käuferin der Telekom-Kabelnetze.

Auch für die Telekom ist es nun wichtig, den Deal schnell mit einem anderen Partner über die Bühne zu bringen. Die angestrebten Verkaufserlöse von rund 5,5 Milliarden Euro spielten für die langfristige Planung der Konzernführung eine wichtige Rolle. Das Unternehmen hat riesige Schulden, die darauf warten, abgebaut zu werden.