Medien: Direkteinstieg bei Lufthansa geplant
1. Mai 2020Unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet der "Spiegel", rund 5,5 Milliarden Euro sollten in Form einer stillen Beteiligung des Bundes an die Lufthansa fließen. Im Gegenzug verlange die Bundesregierung dafür eine Garantiedividende von neun Prozent. Außerdem wolle der Staat mit 25,1 Prozent direkt bei der Lufthansa einsteigen, was knapp eine Milliarde kosten dürfte. Weitere 3,5 Milliarden Euro solle die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beisteuern. Hierfür wolle die Regierung eine Bürgschaft übernehmen, hieß es.
Stündlich eine Million Euro Verlust
Wegen der Corona-Pandemie ist der Flugbetrieb bei der Lufthansa ebenso wie bei anderen Fluggesellschaften fast vollständig zum Erliegen gekommen. Trotz massiver Kurzarbeit laufen viele Fixkosten weiter, so dass das Unternehmen stündlich rund eine Million Euro verliert und die Barreserven von mehr als vier Milliarden Euro dahinschmelzen. Belastend sind unter anderem Zinsen und ungünstige Kerosin-Verträge, die noch von einem viel höheren Ölpreis ausgegangen waren als dem aktuellen.
Das Finanzministerium in Berlin teilte auf Anfrage mit: "Wie üblich äußern wir uns nicht zu einzelnen Unternehmen." Die Lufthansa wollte den Bericht nicht kommentieren. Mehreren Medienberichten zufolge dauern die Verhandlungen über das Hilfspaket noch an. Auch bezieht sich die Berichterstattung des "Spiegel" offensichtlich nur auf die Regierungsseite. Über die Konditionen für das Unterstützungspaket müsste jedoch auch eine Einigung mit der Lufthansa erzielt werden.
Alternative: Insolvenz in Eigenverwaltung?
Konzernchef Carsten Spohr hatte kürzlich vor einem zu großen Staatseinfluss auf sein Unternehmen gewarnt. Man könne einen Konzern nur sehr schwer steuern, wenn mehrere Regierungen Einfluss auf operative Geschäftsaufgaben nehmen wollten, sagte Spohr der Wochenzeitung "Die Zeit". Anstelle des direkten Staatseinstiegs prüft die Lufthansa auch eine Insolvenz in Eigenverwaltung.
In einem Schreiben an die Bundesminister für Finanzen und für Wirtschaft, Olaf Scholz (SPD) und Peter Altmaier (CDU), hatten sich die Lufthansa sowie die Gewerkschaften Verdi und Piloten-Vereinigung Cockpit (VC) am Donnerstag für die grundsätzliche Bereitschaft der Bundesregierung zur Unterstützung bedankt. "Wir wissen sehr zu schätzen", dass sie "Hilfe in Aussicht gestellt haben", hieß es. "Nachhaltiger Erhalt von möglichst vielen Arbeitsplätzen" sei das Ziel.
Hilfsgelder aus drei weiteren Ländern
Finanzielle Unterstützung, die Österreich, Belgien und die Schweiz für die Lufthansa-Tochterfirmen Austrian Airlines, Brussels und Swiss gewähren, sollen dem "Spiegel" zufolge auf die Hilfen des Bundes angerechnet werden. Einen entsprechenden Beschluss gibt es aus der Schweiz, Austrian Airlines hat Hilfen beantragt. Als Gegenleistung für mögliche Unterstützung fordern aber auch andere betroffene Regierungen Mitsprache- und Vetorechte.
Bereits am Donnerstag hatten sich die Lufthansa-Piloten zu einem Gehaltsverzicht von bis zu 45 Prozent bereiterklärt. Die Piloten "bekennen sich zu ihrer Verantwortung", erklärte der Präsident der Piloten-Vereinigung Cockpit (VC), Markus Wahl. Voraussetzung sei aber, dass sich auch der Konzern "zu seinen Mitarbeitern bekennt", um "die Kreise gemeinsam mit diesen sozialpartnerschaftlich zu überwinden", betonte Wahl mit Blick auf die Arbeitsplätze der Piloten.
kle/sti (afp, dpa)