Frustration, Enttäuschung gepaart mit Fassungslosigkeit - so lässt sich die Stimmung im deutschen Team nach der schmerzhaften 1:2-Niederlage gegen Japan zusammenfassen. Bereits nach dem ersten Spiel der Fußball-WM in Katar steht das DFB-Team vor dem Aus. Thomas Müller sprach nach dem Spielvon einem "Horror-Szenario", denn gerade er fühlte sich natürlich an die WM in Russland vor vier Jahren erinnert. Auch damals hatte die deutsche Mannschaft das Auftaktspiel verloren und musste bereits nach der Gruppenphase die Heimreise antreten.
Das leidige Thema "Chancenverwertung"
Nun könnte das Team von Bundestrainer Hansi Flick das gleiche Schicksal ereilen. Denn der kommende Gegner ist Spanien und hat Costa Rica mal eben mit 7:0 geschlagen . Bereits das zweite Gruppenspiel wird nun zum Endspiel für das DFB-Team - und das ausgerechnet gegen den vermeintlich härtesten Vorrundengegner. Die Hoffnung auf einen Sieg oder vielleicht ein Unentschieden dürften verhältnismäßig gering ausfallen - angesichts der Stärke der Spanier, aber auch der eigenen Leistung gegen Japan. Denn die Gründe, die zur Niederlage geführt haben, sind längst bekannt und nicht einfach zu beheben.
Auf einen kurzen Nenner gebracht, sind Deutschlands Offensive zu harmlos und die Defensive zu fehleranfällig. Im Grunde also alles wie immer. Es fehlt ein treffsicherer Stürmer. Wie bereits in den vergangenen Monaten schaffte es das Team gegen die Japaner trotz bester Chancen nicht, die Führung über die Zeit zu bringen oder gar auszubauen.
Und die Probleme, die vorne anfangen, hören hinten leider nicht auf. Die Defensive der DFB-Elf war beim WM-Auftakt - wie schon bei den vergangenen Spielen - fehleranfällig. Abstimmungsprobleme, Stellungsfehler und keine Stabilität. Dass die Abwehrreihe nicht eingespielt ist, ist dabei leicht zu erklären. In insgesamt 17 Spielen unter dem neuen Bundestrainer bot Flick zwölf Mal eine andere Abwehrformation auf. Wie soll sich eine Mannschaft da einspielen?
Keine Überzeugung und fehlende Qualität
Hinzu kommt ein Mangel an Qualität. Nico Schlotterbeck, David Raum oder auch Lukas Klostermann, der als Alternative auf der Bank saß, gehören eben nicht zum Kreis der besten Abwehrspieler im weltweiten Spitzenfußball. Ein ähnliches Bild gibt es in der Offensive: Niclas Füllkrug ist ein guter Bundesligaspieler, ebenso Youssoufa Moukoko, der gerade 18 Jahre alt geworden ist. Von internationaler Klasse zu sprechen, wäre bei beiden aber fehl am Platze oder eben noch zu früh. Auch die erfahrenen Serge Gnabry oder Kai Havertz ließen gegen Japan die letzte Überzeugung vermissen. "Ich weiß nicht, ob da die Reife fehlt oder auch ein Stück weit irgendwo die Qualität, für solche Situationen bereit zu sein", lautete Ilkay Gündogans niederschmetternde Analyse. Doch er trifft den Nagel auf den Kopf.
Gegen Spanien geht es für die deutsche Mannschaft nun um alles. Das Team von Hansi Flick muss gewinnen. Verlieren die Deutschen das Spiel, ist die Weltmeisterschaft für sie höchstwahrscheinlich bereits beendet. Es wäre zum zweiten Mal in Folge ein WM-Aus schon nach der Gruppenphase. Das DFB-Team muss sich steigern und beweisen, dass es reif genug ist und die Qualität besitzt, um gegen Spanien zu bestehen. Es wäre ein Qualitätsbeweis, wie ihn die deutsche Mannschaft in entscheidenden Spielen schon seit langer Zeit nicht mehr geliefert hat.