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Miese Aussichten für den Euroraum

Sabine Kinkartz28. März 2013

Wirtschaftsforscher aus Deutschland, Frankreich und Österreich haben gemeinsam in die Zukunft geschaut. Ihre Prognose für den Euroraum sieht düster aus.

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File picture shows the Euro sculpture partially reflected in a puddle on a cobblestone pavement in front of the headquarters of the European Central Bank (ECB) in Frankfurt January 21, 2012. A bumper return of 3-year loans to the ECB would boost the case for it exiting crisis mode, a top Bundesbank official said ahead of February 22, 2013 news on how much banks will hand back at a repayment window next week. The ECB lent banks a total of more than 1 trillion euros ($1.32 trillion) in twin 3-year, ultra-cheap lending operations in December 2011 and February 2012 - a ploy that ECB President Mario Draghi said "avoided a major, major credit crunch". Picture taken January 21, 2012. REUTERS/Kai Pfaffenbach/File (POLITICS BUSINESS)
Euro Krise sinkender Stern RezessionBild: Reuters

"Die Krise schwelt weiter", so ist die Gemeinschafts-Diagnose der drei Institute überschrieben - das Düsseldorfer IMK, das Pariser OFCE und das Wiener WIFO. Die Wirtschaftsstruktur sei weltweit so fragil und auch unkalkulierbar, wie lange nicht mehr, sagt Gustav Horn, Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung in der Hans-Böckler-Stiftung.

Diese Formulierung sei nicht nur die übliche Vorbehaltsklausel der Prognostiker. "Wir haben ein weltwirtschaftliches Klima, das verhalten positiv ist. Wir sehen Wachstum, stärker in den Schwellenländern, schwächer in den großen Industrieländern. Es kommen Impulse für die Exporte, das ist auch etwas, wovon Deutschland gerade profitiert", so Horn. "Aber die weltwirtschaftliche Entwicklung ist alles andere als dynamisch - und zwar im gesamten Vorhersagezeitraum, also 2013 und 2014."

ARCHIV - Gustav Horn vom Institut für Makro-Ökonomie der Hans-Böckler-Stiftung spricht am Mittwoch (05.08.2009) vor der Bundespressekonferenz in Berlin. Der Euro-Rettungsschirm müsste nach Ansicht gewerkschaftsnaher Forscher noch weiter aufgespannt werden als bislang vorgesehen. Nur dann könnten Spekulanten-Attacken gegen einzelne EU-Länder abgewehrt werden: «Um eine sehr glaubwürdige Abschreckung zu haben, müsste man sicherlich deutlich über die jetzt geplanten 440 Milliarden Euro gehen», sagte der Leiter des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung, Gustav Horn, am Mittwoch in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Foto: Tim Brakemeier dpa (zu dpa-Gespräch) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Gustav HornBild: picture-alliance/dpa

Dramatische Lage

Das eigentliche Problem liegt nach Ansicht von Horn allerdings im Euroraum. Hier sei die Lage dramatisch. "Wenn unsere Vorhersage stimmt, dann wird die Wirtschaft im Euroraum in diesem Jahr wieder schrumpfen. Im letzten Jahr war das auch schon so. 2011 fing die Rezession an, und selbst im Jahr 2014 sehen wir bestenfalls eine stagnierende Entwicklung."

Eine Rezession dieser Dauer sei ein außergewöhnliches Phänomen. "Das ist eine ungeheuer lange Phase. Normalerweise sind Rezessionen in zwei, drei, vier Quartalen längstens vorbei und dann geht es wieder aufwärts." Gegen Ende einer Krise entstünden dann meist auch positive Erwartungen, die den Aufwärtsprozess beschleunigen. "Aber genau das sehen wir im Moment im Euroraum nicht", so Horn.

Stattdessen sieht Horn ein "abschüssiges Fundament", auf dem sich erst gar keine positiven Erwartungen bilden können. Die Zeichen würden stattdessen auf eine Verschärfung der Krise hindeuten.

EU: Aufschwung auf 2014 verschoben

Europa im Minus

Laut Prognose wird die Wirtschaft 2013 im europäischen Kraftzentrum Deutschland um 0,9 Prozent wachsen. In Frankreich soll das Bruttoinlandsprodukt stagnieren, für Italien wird ein Minus von 1,2 Prozent, für Spanien ein Minus von 1,6 Prozent vorhergesagt. Griechenland muss nach Ansicht der Wirtschaftswissenschaftler im laufenden Jahr ein weiteres Minus von 4,4 Prozent verkraften.

Erstellt wurde die Prognose, bevor sich die Situation in Zypern dramatisch zuspitzte. Wie es dort weitergehen wird, das kann sich Gustav Horn gut vorstellen.

"Der Bankensektor wird dramatisch und unkontrolliert schrumpfen. Das wird die zypriotische Wirtschaft, die klein ist und in extremer Weise vom Bankensektor abhängt, enorm schwächen. Die Arbeitslosigkeit wird steigen, die Einkommen werden sinken und dadurch wird die Nachfrage einbrechen."

Mit anderen Worten, eine Abwärtsspirale, wie sie auch schon Griechenland erlebt hat. Viel Zeit, um dem entgegenzuwirken, bleibt laut Horn nicht: "Man muss die gesamtwirtschaftliche Nachfrage jetzt stabilisieren und zwar möglichst schnell, damit Zeit für eine Umstrukturierung der zypriotischen Wirtschaft ist, die sicherlich unvermeidlich ist."

Marschallplan für Südeuropa

Wie diese Umstrukturierung in Zypern, aber auch in anderen Krisenländern der Eurozone gelingen könnte, auch darüber haben sich die Wirtschaftswissenschaftler Gedanken gemacht. Der vereinbarte Wachstumspakt und der Jugendbeschäftigungspakt müssten schnell umgesetzt werden. Darüber hinaus müsse es weitere weitreichende Hilfen für Investitionen aus europäischen Töpfen geben.

"Das eine haben wir Marshallplan genannt," sagt Stephan Schulmeister vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung. "Da wird angenommen, dass die südeuropäischen Länder pro Jahr ein Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes als Wirtschaftshilfe bekommen. Zweitens wird angenommen, dass es Europa gelingt, den langfristigen Zinssatz zu stabilisieren, also dieses System zu überwinden, dass gewissermaßen die Länder gegeneinander ausgespielt werden. Dass also Deutschland, dem es ohnehin gut geht, sehr niedrige Zinsen hat und die südeuropäischen Länder sehr hohe Zinsen zahlen müssen."

Nur mit ausreichender Hilfe, davon sind Schulmeister und seine Kollegen überzeugt, kann es gelingen, die Wirtschaft in Europa wieder anzukurbeln. Eine weitere Zuspitzung der Staatsschuldenkrise und der Bankenprobleme im Euroraum erwarten die Wirtschaftswissenschaftler hingegen nicht. Allerdings nur, solange die Europäische Zentralbank bei ihrer Ankündigung bleibe, notfalls und unter bestimmten Bedingungen durch unbegrenzte Aufkäufe von Staatsanleihen eine Eskalation zu verhindern.