Simpsons-Sprecher beendet Rolle
20. Januar 2020Hank Azaria, ein US-amerikanischer Schauspieler mit griechisch-jüdischen Wurzeln, lieh 30 Jahre der indischstämmigen Zeichentrickfigur Apu Nahasapeemapetilon in der Comic-Kultserie "Die Simpsons" seine Stimme. Apu ist Besitzer des Supermarks Kwik-E-Mart und Vater von acht Kindern. Er lebt im fiktiven Springfield, der Stadt, in der "Die Simpsons" spielen. Durch den Dokumentarfilm "The problem with Apu" (Das Problem mit Apu) aus der Feder von Hari Kondabolu sah sich diese Konstellation aus weißem Sprecher und farbiger Zeichentrickfigur vor zwei Jahren erstmals lautstarker Kritik ausgesetzt.
Der amerikanische Comedian Hari Kondabolu, der selbst indische Wurzeln hat, reibt sich am starken Akzent, mit dem der indischstämmige Apu spricht. Die Darstellung dieses Vertreters einer südasiatischen Minderheit in den USA, wo die Simpsons angesiedelt sind, ist dabei Ausgangspunkt der übergeordneten Frage, wie Medien bestehende Stereotype verstärken. Der Film unter Regie von Michael Melamedoff löste eine größere Debatte zum Thema in Amerika aus. Ausländisch klingende Akzente nachzuahmen, ist für viele als kulturelle Aneignung ein Tabu.
Die anhaltende Debatte hat vermutlich nun dazu geführt, dass Schauspieler Azaria die Rolle des Apu, der zu den Bewohnern des fiktiven Springfield gehört, nicht weiter ausüben möchte. Wie er in einem Interview, das auf dem amerikanischen Blog "/film" veröffentlicht wurde, angekündigt hat, quittiert er diese Rolle nun. "Wir haben die Entscheidung alle gemeinsam getroffen", betonte Azaria. "Wir glauben alle, dass es die richtige Sache ist". Azaria spricht nach wie vor weitere Rollen innerhalb der Zeichentrickserie. Beispielsweise leiht er seine Stimme dem namenlosen Comicbuch-Verkäufer, dem Restaurantbesitzer Luigi Risotto und Dr. Nick Riviera.
Wie geht es weiter mit Apu?
Ob Azarias Rückzug gleichzeitig das Aus der Figur Apu bedeutet, ist noch unklar. Möglich ist, dass Apu ganz aus der Serie verschwindet oder aber einen neuen Sprecher bekommt. Ein offizielles Statement der Produzenten oder von Fox Broadcasting Co. gibt es dazu noch nicht. Kondabolu schlägt auf Twitter vor, talentierte Schreiber die Rolle künftig interessant ausgestalten zu lassen. Auf jeden Fall hofft er, dass Apu weiter zu Springfield gehören wird. Falls nein, fürchtet er Morddrohungen.
Trotz seiner Kritik an der Serie outet sich Kondabolu als Fan der Simpsons. Sollte der Charakter des Apu künftig wegfallen, ist fraglich, was mit weiteren überzeichneten Figuren innerhalb der Simpsons-Welt passiert. Genannt seien Anthony D'Amico, bekannt als "Fat Tony" - Anführer der Mafiosi in Springfield - und der "Bienenmann" Pedro Chespirito - ein TV-Produzent, der in einem mexikanisch geprägten Spanisch lediglich knappe Sätze raushaut.
Reaktionen der Macher auf die Kritik
Als durch die Dokumentation "The problem with Apu" Rassismusvorwürfe an den Simpsons laut wurden, reagierten die Macher. Politische Inkorrektheit wurde zum Thema. So sprechen in einer Folge zwei der Hauptcharaktere, Mutter Marge und Tochter Lisa Simpson, über beleidigende und rassistisch klingende Buchpassagen. Diese sind Teil eines alten Werks, das Marge noch aus Kindertagen kennt. Die Idee der Mutter ist, die alten Zeilen in die heutige Zeit zu übertragen. Dass die Thematisierung auf die Apu-Kontroverse zurückgeht, zeigt sich daran, dass der Ladenbesitzer indischer Herkunft unmittelbar danach einen Auftritt hat.
Die Simpsons gibt es seit 1989; im deutschen Fernsehen laufen sie auf ProSieben. Die Serie ist bekannt für ihren schonungslosen Blick auf die amerikanische Gesellschaft, für ihren Humor, der nicht jeder und jedem zusagt und für ihre Parodien auf die Popkultur. Zahlreiche Stars hatten bereits einen Gastauftritt bei den Simpsons - etwa Stephen Hawking oder Paul McCartney. Der US-Sender Fox hat die 32. Staffel in Auftrag gegeben. Sie befindet sich derzeit in Produktion.