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Kleinere Bomben

30. Juli 2007

Nach anhaltender Kritik will die NATO ihre Taktik in Afghanistan ändern, um die Zahl der zivilen Opfer zu senken. Unter anderem sollen bei bestimmten Einsätzen auch kleinere Bomben abgeworfen werden.

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ISAF-Soldat in Kabul, Quelle: AP
ISAF-Soldat in KabulBild: AP

Die NATO will nach Worten ihres Generalsekretärs künftig bei ihrem Vorgehen gegen die radikalislamischen Taliban in Afghanistan auch kleinere Bomben einsetzen, um so die Zahl der getöteten Zivilisten zu senken. NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer sagte in einem Interview der "Financial Times" vom Montag (30.7.) die Anzahl der bei den Kämpfen zwischen der Allianz und den Taliban ums Leben gekommenen Zivilisten habe dem Ansehen der NATO geschadet. Allerdings könne auch in Zukunft nicht ausgeschlossen werden, dass Zivilisten getötet würden.

Zunehmende Gewalt

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte das NATO-Vorgehen in seinem Land jüngst scharf kritisiert. Nach seinen Angaben waren die ISAF-Truppen allein im Juni für den Tod von rund 90 Zivilisten verantwortlich.

Chinook-Hubschrauber in der Prvinz Paktia (Archivbild), Quelle: AP
Chinook-Hubschrauber in der Prvinz Paktia (Archivbild)Bild: AP

Verantwortliche der NATO sagten laut "Financial Times", Hausdurchsuchungen sollten mehr und mehr den afghanischen Streitkräften überlassen werden. Dadurch könne das Risiko einer Konfrontation mit der Zivilbevölkerung gesenkt werden.

Die Zeitung zitierte zudem einen NATO-Diplomaten mit den Worten: "Wenn Sie eine 250-Kilogramm-Bombe anstelle einer 500-Kilogramm-Bombe an Bord eines Flugzeugs nehmen, kann das einen ziemlich großen Unterschied machen." De Hoop Scheffer sagte, der Kommandeur der NATO-geführten Afghanistan-Schutztruppe ISAF, Dan McNeill, habe seine Soldaten angewiesen, die Taliban nicht anzugreifen, wenn dies Zivilisten in Gefahr bringe. "Wenn wir unseren Feind heute nicht neutralisieren können, ohne Zivilisten zu schaden, dann wird unser Feind uns morgen Gelegenheit dazu geben", sagte De Hoop Scheffer.

Die Gewalt in Afghanistan hat in den vergangenen 18 Monaten zugenommen. Dabei wurden mehr als 6500 Menschen getötet. Seit Anfang dieses Jahres sind der afghanischen Regierung und Hilfsorganisationen zufolge mehr als 330 Zivilisten bei Einsätzen von ausländischen Soldaten ums Leben gekommen.

Zusätzliche Bundeswehrsoldaten?

Unterdessen erwägt die Bundesregierung die Entsendung weiterer Soldaten nach Afghanistan. Man müsse mit den Verantwortlichen in der internationalen Schutztruppe ISAF und den Partnern in der NATO klären, ob es Aufgaben gebe, die Deutschland verstärkt übernehmen soll, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Montag in Berlin. Außerdem müsse geprüft werden, ob die Bundeswehr über die entsprechenden Fähigkeiten verfüge. Die Regierung habe noch nicht entschieden, ob die Obergrenze für die deutschen Einsatzkräfte angehoben werden soll. "Dazu gibt es gegenwärtig keine Festlegungen in der Bundesregierung."

Die Union wäre nach den Worten ihres Fraktionschefs Volker Kauder bereit, einer Entsendung zusätzlicher Soldaten zuzustimmen. "Wenn die Bundesregierung es für nötig hält, das deutsche Kontingent aufzustocken, dann ist dies aus meiner Sicht auch richtig", sagte der CDU-Politiker der "Bild"-Zeitung. Ähnlich hatte sich am Wochenende auch der SPD-Vorsitzende Kurt Beck geäußert. Gesellschaft und Regierung müssten stabilisiert und afghanische Sicherheitskräfte intensiver ausgebildet werden, damit sie selbst für Sicherheit sorgen könnten, sagte er der "Bild am Sonntag". "Daher werden wir auch die Frage diskutieren, ob wir mehr Soldaten und Polizisten entsenden müssen." (stu)