Netanjahu: Israel setzt "gerechten Krieg" gegen Hamas fort
10. Dezember 2023Nach dem Veto der Vereinigten Staaten gegen einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Fortsetzung des "gerechten Kriegs" gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas angekündigt. In einer Videobotschaft begrüßte Netanjahu die "korrekte Haltung der USA im UN-Sicherheitsrat", die als einziger der 15 Mitgliedstaaten gegen den Resolutionsentwurf gestimmt und ihn mit ihrer Veto-Macht blockiert hatten. Die anderen Länder müssten begreifen, dass "man nicht die Vernichtung der Hamas unterstützen und gleichzeitig ein Ende des Krieges fordern kann, was die Vernichtung der Hamas verhindern würde", erklärte Netanjahu.
Israel geht nach eigenen Angaben davon aus, dass im Gaza-Krieg bisher schon mehr als 7000 Hamas-Terroristen getötet wurden. Diese "vorsichtige Schätzung" sei das Minimum, sagte der Nationale Sicherheitsberaters Zachi Hanegbi. "Es könnten mehr sein, weil wir nicht wissen, was alles unter den eingestürzten Stellen und Tunneln und so weiter liegt."
Israel: "Das ist der Plan"
Israelische Einheiten seien außerdem sehr nah an Kommandozentralen der Hamas in Dschabalia und Schedschaija im Norden des Gazastreifens herangerückt, berichtete Hanegbi. Plan der israelischen Führung sei es, Hamas-Chef Jihia al-Sinwar zu töten. Dieser wolle, dass die Hamas bis zum bitteren Ende kämpfe. "Aber wenn wir ihn töten, und das ist der Plan, dann wird die Führung, die ihm nachfolgt, möglicherweise verstehen, dass sie, wenn sie seinem Schicksal entgehen will, Gaza verlassen muss, als Verlierer." Eine totale Niederlage der Hamas würde auch den Weg zur Befreiung von derzeit noch 138 Geiseln aus der Gewalt der Islamisten frei machen, meinte Hanegbi.
Der israelische Armeechef Herzi Halevi kündigte eine Ausweitung der Offensive gegen die Hamas an. Jeden Tag würden mehr und mehr Terroristen" getötet oder verwundet, einige von ihnen hätten sich zudem in den vergangenen Tagen ergeben, sagte Halevi. Dies sei "ein Zeichen, dass ihr Netzwerk auseinander fällt, ein Zeichen, dass wir härter durchgreifen müssen". Die Hamas meldete am Sonntag "sehr heftige Luftangriffe" auf Ziele in der Nähe von Chan Junis und auf die Straße Richtung Rafah im Süden des Gazastreifens.
Gazastreifen: "Apokalyptische" Lage
Durch die Kämpfe wurden inzwischen insgesamt etwa 1,9 Millionen Menschen im Gazastreifen vertrieben. Die meisten von ihnen sind Richtung Süden geflohen. Die Region Rafah entlang der Grenze zu Ägypten wurde zu einem riesigen Flüchtlingslager. Hilfsorganisationen warnten abermals vor einer humanitären Katastrophe im Gazastreifen. Aufgrund der Überfüllung und der schlechten sanitären Bedingungen in den Unterkünften des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) breiten sich dort Krankheiten aus.
"Fast eine Million Kinder wurden zwangsvertrieben und werden immer weiter in den Süden gedrängt, in winzige, überfüllte Gebiete ohne Wasser, Nahrung und Schutz", sagte die Direktorin des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) für den Nahen Osten, Adele Khodr. Die Beschränkungen und Hindernisse für Hilfslieferungen in den Gazastreifen kämen einem "Todesurteil" für die Kinder gleich. Die Hilfsorganisation Oxfam nannte die Lage "apokalyptisch".
Der Krieg war am 7. Oktober durch den Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst worden. An diesem Tag waren hunderte Hamas-Terroristen vom Gazastreifen aus nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden dabei etwa 1200 Menschen getötet und zahlreiche Geiseln genommen. Als Reaktion begann Israel mit den massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen. Nach Darstellung der Hamas sollen seit Beginn der israelischen Offensive mindestens 17.700 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet worden sein. Die Zahl lässt sich nicht unabhängig überprüfen.
wa/haz/pgr (dpa, afp, rtr)