Neue Atomvorwürfe gegen Assad
24. Mai 2011Dies geht aus einem vertraulichen Bericht der IAEA hervor. Allerdings haben aus diesem Bericht am Dienstag (24.05.2011) alle großen Nachrichtenagenturen zitiert, so dass es mit der Vertraulichkeit nun dahin ist. Bei der von Israel im Jahr 2007 bombardierten Anlage in Al Kibar habe es sich "sehr wahrscheinlich" um einen Atomreaktor gehandelt, dessen Existenz Syrien hätte offenlegen müssen. Die Anlage, die dem Vernehmen nach auch zur Waffenproduktion geeignet gewesen sei, war seinerzeit zerstört worden. Nach den jetzt vorliegenden Informationen war der Reaktor damals fast fertig.
Spuren von Uran
Syrien hatte den Vorwurf stets zurückgewiesen, dass die Anlage zur Anreicherung von Plutonium gedient habe. Der IAEA wurden dennoch keine Inspektionen vor Ort erlaubt. Bis zum Jahr 2008 – damals glaubten die Kontrolleure, sehr wohl Spuren von Uran auf dem Gelände entdeckt zu haben.
Mehr Druck auf Assad
Woher die nun gesicherten Erkenntnisse stammen könnten, ist noch unbekannt. Klar ist dagegen, dass die Atomkontrolleure in Wien mit ihrer jüngsten Einschätzung den Boden für mögliche weitere Schritte der internationalen Gemeinschaft gegen das Regime in Damaskus bereiten. Denn: Entscheidet der IAEA-Gouverneursrat bei seiner Sitzung Anfang Juni, den Fall per Resolution an den UN-Sicherheitsrat zu verweisen, könnten weitere Sanktionen drohen. Für den syrischen Machthaber Baschar al-Assad, der ohnehin unter massivem Druck steht, wäre das ein Problem mehr. Seine frühere Strategie einer Anerkennung im Westen wäre endgültig gescheitert. Nach Europa einreisen darf Assad nach einem Beschluss der EU ohnehin nicht mehr.
Nicht nur die Israelis, auch die USA waren sich seit einiger Zeit sicher, dass Syrien in der Anlage in Al Kibar Material für Atomwaffen hergestellt hat. Warum die Sache nun erneut ans Licht kommt, liegt Agenturberichten zufolge auch daran, dass die IAEA alle Möglichkeiten ausgereizt hat, Syrien zur Zusammenarbeit zu bewegen. Deshalb habe man sich jetzt zu der Einschätzung in dem vertraulichen Bericht entschlossen, heißt es in diplomatischen Kreisen in Wien. Und man hat sich auch dazu entschlossen, es mit der Vertraulichkeit nicht zu übertreiben.
Autor: Marko Langer (dpa, rtr, afp)
Redaktion: Martin Schrader