Wieder ein Hoeneß in der Bundesliga
27. Juli 2020Sebastian Hoeneß ist künftig - wie der Klub nun bestätigte - verantwortlich für die Profimannschaft von 1899 Hoffenheim. Auch wenn der Nachname Hoeneß bundesweit wohl so gut wie jedem Kind bekannt sein dürfte und vor allem FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli damit in Verbindung gebracht wird: Sebastian Hoeneß dürften bislang nur Insider der Branche kennen. Mit ihm kommt ein neuer Hoeneß in die Bundesliga.
Der 38-Jährige gehört zur Familie. Er ist der Sohn von Dieter Hoeneß, dem Bruder von Uli Hoeneß. Dieter ist ebenfalls ein ehemaliger erfolgreicher Profi des FC Bayern und ehemaliger Nationalspieler und Manager unter anderem beim VfB Stuttgart, bei Hertha BSC und dem VfL Wolfsburg. Eine große Spielerkarriere, wie sie in seiner Familie bislang üblich war, machte Spross Sebastian allerdings nicht. Vielleicht hatte das auch damit zu tun, dass er stets im Zusammenhang mit seiner namhaften Familie gesehen wurde. "Hin und wieder würde ich mir wünschen, als Sebastian wahrgenommen zu werden - und nicht nur als Hoeneß", sagte Sebastian Hoeneß einst. "Mein Nachname polarisiert. Das kenne ich nicht anders."
Vom Abstiegsplatz zur Meisterschaft
In der Jugend kickte Sebastian Hoeneß für den VfB Stuttgart, später in den Amateurklassen für die TSG 1899 Hoffenheim und vor allem für Hertha BSC. Bei den Berliner Amateuren wurde der offensive Mittelfeldspieler in zehn Jahren mehr als 160 Mal eingesetzt. Mit 28 Jahren beendete Sebastian Hoeneß dann aber auch schon seine aktive Karriere, um sich seiner eigentlichen Leidenschaft hinzugeben - dem Coaching. Damit begann er in der Jugendabteilung des Berliner Klubs Hertha Zehlendorf.
Doch aus seinem einjährigen Spieler-Engagement in Hoffenheim hatte Hoeneß einen wichtigen Kontakt mitgenommen. Der nach Leipzig abgewanderte Ralf Rangnick holte Hoeneß schließlich als Trainer in die Jugend-Akademie von RB. Dort betreute er erst die U17, dann die U19 und wechselte 2017 zur U19 des FC Bayern. Vor einem Jahr bekam er dann die U23 der Münchner in der 3. Liga unter seine Fittiche - und führte dieses Team, mit dem er am 8. Spieltag Mitte September des Vorjahres noch auf einem Abstiegsplatz gestanden hatte, zur Meisterschaft.
Von "Jugend- zu Männerspielern"
Ein rasanter Aufstieg des jungen Trainers, der nun in die Bundesliga führt. "Ich bin immer gut damit gefahren, mir keine großen Gedanken zu machen. Einfach meinen Weg zu gehen, keine zu großen Schritte zu machen. Sukzessive versuchen, zu lernen und mich weiter zu entwickeln", sagte Hoeneß gegenüber dem SWR.
Vater Dieter ist jedenfalls voll des Lobes für seinen Sohn und dessen Arbeit - speziell im vergangenen Jahr: "Ich habe die Spiele im Herbst gesehen. Die Spielanlage war damals schon gut. Er hat die Jugendspieler zu Männerspielern gemacht." Sebastian Hoeneß und seine Mannschaft haben schnell gelernt und sich den Gegebenheiten in ihrer Spielklasse angepasst.
Bei der U23 versuchte sein Team, den Gegner mit Ballbesitz-Fußball, der mittlerweile in allen Jugendteams der Münchner gelehrt wird, sowie den überdurchschnittlichen offensiven Qualitäten zu besiegen. Mit 76 Treffern waren die Münchner auch das Team mit den meisten Toren in der abgelaufenen Drittliga-Saison. Allerdings kassierten das Team dabei auch 60 Gegentreffer.
In Hoffenheim dürfte Hoeneß dagegen eher ein System nach Vorbild des Leipziger Konterfußballs etablieren, der auf mehr Stabilität in der Defensive beruht und viel Laufarbeit erfordert. Der nächste Hoeneß bekommt in der Bundesliga seine Chance. Einen Namen in der deutschen Eliteklasse muss sich Sebastian Hoeneß aber erst noch machen.