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New Orleans macht sich selber Mut

Daniel Scheschkewitz24. Februar 2006

New Orleans ist die einzige Großstadt in den USA, in der mit großen Umzügen Karneval gefeiert wird. Seine lokale Bezeichnung "Mardi Gras" (Fetter Dienstag) geht auf die Franzosen zurück, die die Stadt 1699 gründeten.

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Erster Mardi Gras nach KatrinaBild: picture-alliance/ dpa
Mardi Gras
Traditionelle 'Zulu Parade' in New OrleansBild: AP

In den "Kern-Studios" unweit des Mississippi-Ufers herrscht in diesen Tagen Hochbetrieb. Dekorateure und Maler legen letzte Hand an einer ganzen Armada von Festzugswagen an, die auch in diesem Jahr wieder beim Mardi Gras durch die Straßen von New Orleans rollen werden. Und doch ist dies mal einiges anders. Sechs Monate nach dem verheerenden Hurrikan "Katrina" ist noch nicht einmal die Hälfte der Einwohner in die Stadt zurückgekehrt, ganze Straßenzüge sind noch immer ein Trümmerfeld.

Karneval mit Signalwirkung

Der Karneval soll vor allem eins: Mut machen. Nie zuvor war der Mardi Gras für New Orleans so wichtig wie in diesem Jahr. Errol Laborde, Herausgeber des New-Orleans-Magazins: "Mardi Gras beweist den Bürgern von New Orleans, dass ihre Stadt noch am Leben ist. Wenn diese Tradition nicht aufrecht erhalten würde, wäre dass für die Menschen sehr deprimierend. Außerdem hoffen wir, dass wir damit auch der Welt signalisieren, dass unsere Stadt lebendig ist."

Hurrikan Katrina - Jazzband im French Quarter
Jazzbands ziehen wieder durch das French Quarter in New OrleansBild: picture-alliance/ dpa

Das trifft zu auf das historische Zentrum, das French Quarter, wo die Antiquitätengeschäfte inzwischen ebenso wieder zum Herumstöbern einladen und zahlreiche Hotels wieder geöffnet haben. Der Mardi Gras fällt jedoch kleiner aus, denn der Stadt fehlt das Geld. Auch in den Kern Studios, wo man das ganze Jahr über die bunt schillerden Motivwagen besichtigen kann, arbeiten weniger Menschen als vor "Katrina". Die Schulklassen und Touristen, die das Gelände sonst in Massen besuchten, bleiben fast ganz aus. Auch einige der Karnevalsvereine, vor allem unter der stark dezimierten schwarzen Bevölkerung von New Orleans, haben Mühe, in diesem Jahr genügend Teilnehmer für die Umzüge aufzubringen.

"Die Menschen brauchen den Mardi Gras"

Dennoch: Die Umzüge finden statt. Denn der Mardi Gras kann in New Orleans schon auf eine mehr als 150-jährige Tradition zurückblicken. Nur in einigen wenigen Jahren fielen die Umzüge kriegsbedingt ganz aus. Sechs Monate nach "Katrina" und den schweren Überflutungen leuchten die offiziellen Mardi Gras Farben, lila, grün und golden deshalb - aller Widrigkeiten zum Trotz - wieder durch die Stadt.

"Ich glaube, solange Menschen in New Orleans leben wird es auch den Mardi Gras geben", meint Patrick Porter vom Karnevalsveranstalter Mardi Gras World. "Es ist einfach ein so wichtiger Teil unserer Kultur, des 'joir de vive', der Lebensfreude. Ich glaube, es würde den Mardi Gras selbst dann geben, wenn kein einziger Tourist käme. Es bedeutet den Menschen hier so viel!"