Nomen Omen est?
20. Dezember 2004
Das Mädchen "Andalucia" enstand im Spanienurlaub und "Nemax'" Mutter arbeitet an der Börse. "Die Phantasie von Eltern bei der Namensgebung ihrer Sprößlinge ist manchmal grenzenlos", erzählt Gerhard Müller. Er arbeitet als Namensberater bei der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden. Rund 30 Anfragen landen tagtäglich auf seinem Schreibtisch.
Trend zum Exotischen
Seit längerem beobachtet er bereits einen Trend zu exotischen Vornamen. Ihren Anteil in Deutschland schätzt er derzeit auf 10 bis 20 Prozent. "Grund ist vor allem eine Individualiserung der Gesellschaft", erklärt Müller. "Und dann greifen die Eltern zu allem, was sie finden. Gerade das Internet ist eine schier unerschöpfliche Quelle". Der Renner sind derzeit indische und indianische Namen.
Gerhard Müller prüft diese Namensvorschläge. Wenn sie in irgendeiner Sprache existieren und das Geschlecht eindeutig ist, dann spricht er Empfehlungen aus. Diese sind aber keineswegs bindend für die Standesämter. "Mein persönlicher Geschmack darf dabei keine Rolle spielen", fügt er hinzu. Daher sind auch Namen wie "Winnetou", "Gneisenauette" und "Blücherine" zulässig. "Pumuckl" kommt nun mal von Nepomuk. Ein Schelm, wer bei "Pepsi-Carola" an die braune Brause denkt. Denn "Pepsi" kommt von "Pepita".
Eingreifen bei Witzvorlagen
Bei allzu großen Witzvorlagen versucht Müller, die stolzen Eltern umzustimmen - auch wenn der Name nachweislich existiert. "Der Mädchenname 'Nagina' zum Beispiel stammt aus dem Sanskrit", erinnert er sich, "es braucht nicht viel Fantasie, um den Namen zu verunstalten. Und wir wissen doch alle, wie boshaft Kinder sein können", schmunzelt er. Immerhin: "Nagina" wurde nur noch der Zweitname.
"McDonald", "Störenfried", "Omo" und "Bierstübel" fielen hingegen bei Müller durch. "In Deutschland ist der Gebrauch von Produktnamen verboten", erklärt Müller.
USA: Unbegrenzte Möglichkeiten
Davon wollen die Amerikaner nichts wissen: Ein New Yorker Ehepaar versuchte bereits, die Namensrechte für ihr Baby im Internet zu versteigern. Gegen einen Mindestpreis von 500.000 Dollar hätte das Kind dann "Microsoft", "McDonalds" oder auch "Nike" geheißen. Das Interesse der Firmen blieb allerdings aus.
Auch Jungs mit Mädchennamen werden in den USA immer häufiger. Zum Beispiel heißen viele Jungs 'Sara'", weiß der Namensberater und vermutet: "Aus Streben nach Gleichberechtigung." Und natürlich nimmt die Namensgebung in Hollywood besonderere Auswüchse an. So müssen sich etwa Bob Geldorfs Töchter mit den Namen "Peaches Honeymoon", "Little Pixie" und "Fifi Trixibelle" durchs Leben schleppen.
Auch andernorts wird nicht so streng reglementiert: In Belgien hatte eine Mutter mit Hungerstreik den Namen "Anakin" für ihren Sohn durchgesetzt - nach dem gleichnamigen Jedi-Ritter aus "Star Wars". Ein bulgarischer Fußballfan nennt sich jetzt wie sein Lieblingsclub: "Manchester United".
Narrenfreiheit in Brasilien
Und in Brasilien herrscht in Sachen Vornamen die totale Narrenfreiheit: Dort wimmelt es geradezu von "Washingtons", "Lincolns" und "Mozarts". Ein Elternpaar liebte es eher in Kürze und nannten ein Kind "Abc", das andere "85". Andere Vornamen wiederum sind aus ganzen Sätzen gebildet: "José-Casou-de-Calças-Curtas", zu deutsch: "Josef heiratete in kurzen Hosen".
Zwölf Vornamen sind zu viel
In Deutschland hingegen werden nicht nur allzu kreative Namensschöpfungen ausgebremst. Zwölf Vornamen sind zu viel - das entschied das Düsseldorfer Oberlandesgericht. Die Mutter hatte argumentiert, mit einem Dutzend Namen verschiedener Herkunft ihrem Kind zeigen zu wollen, dass es "keine Grenzen im Herzen der Menschen" geben sollte. Sie wollte ihr Kind "Chenekwahow Migiskau Mikapi-Hun-Nizeo Alessandro Majim Chayara Inti Ernesto Prithibe Kioma Pathar Henriko" nennen. Jetzt heißt der Junge nur noch: "Chenekwahow Migiskau Kioma Ernesto Tecumseh".