Obergföll: Die "Ewige Zweite" ist die Erste
18. August 2013"Das ist das I-Tüpfelchen und Sahnehäubchen zugleich - einfach genial" entfuhr es Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll, als sie erstmals in ihrer Karriere als Deutschlands "Sportlerin des Jahres" geehrt wurde. Nach einem Traumjahr mit dem ersten WM-Gold, der größten Börse ihrer Karriere (über 100.000 Dollar in der Diamond League), der Hochzeit mit Männer-Bundestrainer Boris Henry und der Wahl zum "Champion des Jahres" durch die Athleten erlebte die 32-Jährige im noblen Benazet-Saal des Kurhauses ihre Krönung. 700 geladene Gäste feierten die vor Glück strahlende Blondine frenetisch.
Viele Sportfans erinnerten sich daran, wie sehr sich die 31-Jährige über ihren ersten und langersehnten Weltmeistertitel in diesem Jahr freute: Nach ihrem Gold-Coup rannte sie los, nahm ein paar Schritte Anlauf und sprang ihrem Trainer und künftigen Ehemann Boris Henry in die Arme. Endlich hatte die Speerwerferin, die in ihrer Karriere schon so viele Medaillen gewonnen hatte, den ersehnten ersten Titel geholt. Im zweiten Versuch des WM-Finales von Moskau schleuderte sie den Speer auf 69,05 Meter und sicherte sich damit die Goldmedaille, nachdem es zuvor sechs Mal bei einer großen Meisterschaft nur zu Silber (5) und Bronze (1) gereicht hatte.
Früher ging die Olympiazweite Obergföll oft als erklärte Favoritin in die Wettkämpfe und kam mit dieser Rolle nicht zurecht. Gelangen die ersten Versuche nicht so wie sie wollte, haderte sie und stand sich damit selbst im Weg.
Ohne Druck zum WM-Titel
Vor der WM in Moskau änderte sie ihre Haltung, unbedingt Gold gewinnen zu wollen. Der Sport sei nicht mehr das Wichtigste in ihrem Leben. Sie plane stattdessen die Zeit nach der Karriere. "So etwas wie eine Familie" sei wichtiger, sagte sie vor den Wettkämpfen von Moskau. "Ich habe soviel erreicht. Wenn jetzt noch etwas dazukommt, wäre es genial. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, weil wir uns haben und vielleicht bald mal ein Kind." Entsprechend entspannt und gelöst präsentierte sie sich in Russland, machte sich keinen Druck. Und genau das war wohl der Schlüssel zum Erfolg.
Und mit dem weitesten Wurf des WM-Finales gewann Obergföll nicht nur WM-Gold sondern auch eine persönliche Wette gegen ihren damaligen Verlobten. Henry, selbst ein ehemaliger Weltklasse-Speerwerfer, musste eine Wette einlösen. "Er hat gesagt, wenn ich Weltmeisterin werde, dann nimmt er meinen Namen an." Versprochen ist versprochen: Boris Henry heißt jetzt Boris Obergföll.