Offiziell boomt die Türkei
29. März 2018Die türkische Volkswirtschaft sei 2017 im Jahresvergleich um 7,4 Prozent gewachsen, teilte das türkische Statistikamt in Ankara am Donnerstag mit.
Im Jahr zuvor hatte das nachträglich angepasste Wirtschaftswachstum bei 3,2 Prozent gelegen, als Folge des gescheiterten Putschversuchs gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan im Juli 2016.
Nun also meldet die Türkei ein Wachstum, dass selbst das chinesische übertrifft. China, die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft, wuchs im vergangenen Jahr laut offiziellen Angaben um 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci begrüßte die Zahlen und sprach von einem "spektakulären Erfolg", mit dem die Türkei an die Spitze der G20-Staaten aufsteige.
Zauber der Statistik
Die Türkei erzielte das starke Wachstum trotz großer politischer Spannungen mit wichtigen Handelspartnern wie Deutschland und trotz rückläufiger Einnahmen im Tourismus. Der immer noch anhaltende Ausnahmezustand, der nach dem Putschversuch verhängt wurde, schreckt zudem viele Investoren ab.
Auch leidet das Land unter hohen Inflations- und Arbeitslosenraten von jeweils mehr als zehn Prozent sowie einem Verfall des Wechselkurses der einheimischen Währung Lira.
In dieser Woche konnten für einen Dollar erstmals mehr als vier türkische Lira gekauft werden. Gegenüber dem Euro steht die Lira kurz vor einem Wechselkurs von fünf zu eins. Vor einem Jahr kostete ein Euro nur 3,70 Lira.
Begründete Zweifel
Der Kursverfall der Währung macht türkische Exporte attraktiver, verteuert aber die Importe. Um die Wirtschaft zu beleben, investiert die türkische Regierung viel Geld in staatliche Bauprojekte. Die Auslandsverschuldung des Staates ist zuletzt auf den höchsten Stand seit 15 Jahren gestiegen.
Viele Ökonomen - auch türkische - bezweifeln daher, dass die offiziellen Statistiken den wahren Zustand der türkischen Wirtschaft widerspiegeln.
bea/hb (dpa, afp, DW)