Türkei-Tourismus: Ein bisschen Flaute
19. Juli 2017Putschversuch, Terrorgefahr, öffentliche Wortgefechte zwischen deutschen und türkischen Regierungsvertretern und nun auch noch die verschärften Reisehinweise der Bundesregierung - wer will da noch in die Türkei reisen? Die überraschende Antwort: Viele. Gerade hat das türkische Kultur- und Tourismusministerium seine Frühjahrszahlen präsentiert. Die Erkenntnis: Im April 2017 kamen zum ersten Mal seit 2015 wieder mehr Touristen ins Land; im Vergleich zum Jahresbeginn stieg die Zahl der Reisenden um knapp 20 Prozent.
Neben Russen sind es traditionell vor allem Deutsche, die die Mehrheit der Urlauber stellen. "Insbesondere Familien", so Torsten Schäfer vom der Branchenorganisation "Deutscher ReiseVerband" (DRV) im Gespräch mit der DW, würden "an der türkischen Riviera und Ägäisküste All-inclusive-Urlaub verbringen. In den vergangenen Jahren haben die Hoteliers stark in den Bau solcher Anlagen investiert. Zudem wurde vom Staat die touristische Infrastruktur ausgebaut und auch die Verkehrsinfrastruktur verbessert".
Krisenjahr 2016
Die Tourismusbranche ist in der Türkei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Traditionell war die Branche, die rund 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet, eine zuverlässige Einnahmequelle. Das änderte sich vor allem im vergangenen Jahr: zuerst geschahen die Anschläge zu Beginn des Jahres 2016 in Istanbul, bei dem auch Deutsche starben, dann der gescheiterte Putsch im Juli.
Die Tourismusbranche erlebte einen Schock; insgesamt brachen die Umsätze um über 40 Prozent ein. Knapp vier Millionen Deutsche verbrachten ihren Urlaub 2016 in der Türkei. Im Vergleich zum Rekordjahr 2015 war das ein Rückgang von fast zwei Millionen Urlaubern.
Günstige Preise: Es geht aufwärts
2017 befindet sich die Branche auf dem Wege der Besserung. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte schon im vergangenen Jahr ein kurzfristiges Charterflugverbot für russische Flugzeuge in die Türkei wieder aufgehoben. Die Anzahl russischer Touristen verfünffachte sich daraufhin bis zum Frühjahr diesen Jahres.
Zu Beginn der Sommerferien in einigen Bundesländern reisen auch deutsche Touristen wieder vermehrt in die Türkei. Vor allem bei "kurzfristig Entschlossenen" zeigt sich laut Torsten Schäfer ein Trend zum Türkei-Urlaub.
Ein Grund für die Buchungsfreude sind sicherlich die niedrigen Kosten. Den Begriff "Dumpingpreis" will Schäfer nicht in den Mund nehmen. Er spricht lieber davon, dass "es neben dem schon immer guten Preis-Leistungsverhältnis derzeit preislich sehr attraktive Angebote von den Reiseveranstaltern gibt".