Olympia 2024 in Paris: Mehr als nur eine Eröffnungsfeier
27. Juli 2024Der entscheidende Satz war der unspektakulärste Moment in einem beispiellosen Spektakel. "Ich erkläre die Spiele von Paris zur Feier der 33. Olympiade der Neuzeit für eröffnet", sagte der französische Präsident Emmanuel Macron um 22.53 Uhr am Freitagabend (27. Juli) am Trocadéro gegenüber dem Eiffelturm. Insgesamt 320.000 Zuschauerinnen und Zuschauer auf 124 Tribünen sorgten für die mit Abstand größte Party der olympischen Geschichte - und das trotz Dauerregens in Paris.
Der Gegensatz zur vorangegangenen Eröffnungsfeier hätte nicht größer sein können: Bei den "Corona-Spielen" 2021 in Tokio waren nur 1000 geladene Gäste zugelassen, darunter gerade einmal 15 Staatsoberhäupter. Diesmal verfolgten rund 120 Staats- und Regierungschefs, darunter auch Olaf Scholz die Auftaktveranstaltung. Nicht nur der deutsche Bundeskanzler war von der - wie er auf der Plattform X schrieb - "einzigartigen Eröffnungsfeier" begeistert.
Das Programm, gestaltet vom Team des französischen Schauspielers und Theaterregisseurs Thomas Jolly, war ein Feuerwerk der Kreativität - das mit einem Feuerwerk in den französischen Nationalfarben Blau-Weiß-Rot an der Pont d'Austerlitz eingeläutet wurde. Dort begann die Schiffsparade auf der Seine. Auf 85 Schiffen und Booten fuhren die Teams von insgesamt 206 Nationalen Olympischen Komitees sowie das Flüchtlingsteam des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sechs Kilometer weit über die Seine.
Es war das erste Mal in der Olympischen Geschichte, dass die Aktiven nicht in ein Stadion einzogen. Das deutsche Team befand sich auf dem dritten Schiff hinter der Olympia-Mannschaft Griechenlands und dem Flüchtlingsteam. Judo-Weltmeisterin Anna-Maria Wagner und Basketball-Weltmeister Dennis Schröder schwenkten die (große) deutsche Fahne.
Begleitet wurde die Schiffsparade von zahlreichen Tanz- und Gesangseinlagen. Für den ersten ganz großen Show Act sorgte Lady Gaga: Im Stil einer französischen Revue sang der Superstar aus den USA im Schatten der Kathedrale Notre-Dame das klassische Chanson "Mon truc en plumes".
Es folgte ein Potpourri französischer Kultur und Lebensart. Vom Cancan über die Oper Carmen und das Musical "Les Miserables" bis hin zu Heavy Metal. Von einer Modenschau auf einer Brücke über Abbildungen berühmter Kunstwerke, die in der Seine nahe dem Uferrand standen, bis hin zu Darbietungen im Breakdance, der einzigen neuen Sportart bei den Spielen in Paris.
Nach dem Ende der Schiffsparade wurde die Olympische Fahne von einer Reiterin auf einem Pferd aus Metall über die Seine und dann zum Trocadéro gebracht. Die einzige kleine Panne der gesamten Eröffnungsfeier: Die Fahne mit den Olympischen Ringen wurde zu den Klängen der Olympischen Hymne zunächst falsch herum gehisst.
IOC-Präsident Thomas Bach beschwor die olympische Einheit. "In einer von Kriegen und Konflikten zerrissenen Welt verdanken wir es dieser Solidarität, dass wir heute Abend alle zusammenkommen und die Athleten aus den Gebieten aller 206 Nationalen Olympischen Komitees und die Angehörigen des IOC-Flüchtlingsteams vereinen können", sagte Bach, der anschließend das Wort an Emmanuel Macron übergab. Der französische Präsident erklärte die Spiele in Paris für eröffnet. Damit blieb nur noch ein Geheimnis ungelüftet: Wer entzündet das Olympische Feuer?
Der französische Ex-Fußballstar Zinedine Zidane eröffnete als Fackelträger die letzte Phase des Fackellaufs, der vom Trocadéro über die Seine zum Louvre führte. Internationale und französische Sportstars gaben sich die Fackel in die Hand. Unter ihnen waren der spanische Tennisstar Rafael Nadal, der in Paris seine letzten Olympischen Spiele bestreitet, Ex-Tennisstar Serena Williams und Sprintlegende Carl Lewis aus den USA sowie die frühere rumänische Weltklasseturnerin Nadia Comaneci und der ehemalige französische NBA-Star Tony Parker.
Am Ende entzündeten zwei dreimalige Olympiasieger aus Frankreich auf dem Gelände des Louvre das Olympische Feuer: die frühere Läuferin Marie-José Pérec und der ehemalige Judoka Teddy Riner. Die Feuerschale wurde mit einem Ballon in den Pariser Nachthimmel gehoben.
Für den emotionalen Schlusspunkt sorgte die kanadische Sängerin Céline Dion. Sie leidet am Stiff-Person-Syndrom, einer seltenen Autoimmunkrankheit. Seit 2020 war sie nicht mehr live aufgetreten. Nun sang sie unter dem Eiffelturm das Chanson "Hymne à l'amour" der legendären Edith Piaf. Ein würdiger Abschluss einer begeisternden Eröffnungsfeier.