Sacharow-Preis für Opposition in Belarus
22. Oktober 2020Der diesjährige Sacharow-Preis für geistige Freiheit geht an die Opposition in Belarus. Das EU-Parlament würdigt damit den friedlichen Einsatz der Gegner des belarussischen Staatschefs Alexander Lukaschenko für Demokratie. Die Auszeichnung richtet sich nach Angaben des Parlaments an die demokratische Opposition in Belarus - vertreten durch den Koordinierungsrat, politische Aktivistinnen wie Swetlana Tichanowskaja und Persönlichkeiten aus der Zivilgesellschaft wie die politisch engagierte Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch.
Verleihung am 16. Dezember
Damit ist das EU-Parlament die erste Institution, die die Proteste auf internationaler Ebene mit einer Auszeichnung würdigt. Verliehen werden soll der Preis, der herausragende Kämpfer für die Menschenrechte ehrt, am 16. Dezember. Sein Name geht auf den sowjetischen Physiker, Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921-1989) zurück.
Seit der Präsidentenwahl am 9. August gibt es in Belarus regelmäßig Proteste. Das Land steckt in einer schweren innenpolitischen Krise. Die EU erkennt Lukaschenko nicht mehr als Präsidenten an und hat Tichanowskaja und der Demokratiebewegung breite Unterstützung zugesichert. Belarus sieht die ehemalige Präsidentschaftskandidatin als Gefahr für die nationale Sicherheit und hat die Bürgerrechtlerin deshalb zur Fahndung ausgeschrieben. Tichanowskaja lebt derzeit im Exil in Litauen.
Der Oppositionspolitiker Valery Tsepkalo sieht die Bewegung gegen Lukaschenko durch den Sacharow-Preis erheblich gestärkt. Die Auszeichnung bedeute, dass das belarussische Volk nicht allein "diesem diktatorischen Regime" gegenüberstehe, sagte Tsepkalo der Deutschen Welle. "Das belarussische Volk spürt vielmehr die Unterstützung von Seiten der europäischen wie auch der globalen Gemeinschaft." Er hoffe, dass dass derzeitige Regime innerhalb von einigen Monaten beendet sein wird, so Tsepkalo in dem DW-Interview weiter. Dann erhalte das Volk die Möglichkeit, einen freien, demokratischen und souveränen Staat aufzubauen.
Neben der belarussischen Opposition waren auch die 2016 ermordete honduranische Aktivistin Berta Cáceres und weitere Umweltaktivisten sowie der Erzbischof der nordirakischen Stadt Mossul, Nadschib Michail Musa, in der engeren Auswahl für die Auszeichnung.
sti/mak (afp, dpa, epd, kna)