Ost-Ghuta: Viele Tote, Tausende fliehen
23. März 2018In der Stadt Harasta zogen am Donnerstag Hunderte Kämpfer der extremistischen Gruppe Ahrar al-Scham in Richtung der Provinz Idlib ab. Beobachtern zufolge sind sie dort mittlerweile angekommen. Zuvor hatte die Gruppe eine entsprechende Vereinbarung mit der syrischen Regierung unter Vermittlung von deren Verbündetem Russland geschlossen. Insgesamt sollen 1500 Kämpfer mit 6000 Familienangehörigen die Stadt verlassen.
Mit dem Abzug von Ahrar al-Scham aus Harasta bleiben nur noch zwei Teile von Ost-Ghuta in der Hand der Rebellen: Die Stadt Duma im Norden und ein Gebiet um Samalka und Irbin im Süden. Dort gehen die Bombardierungen weiter. In Samalka wurden der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge am Donnerstag 38 Zivilisten durch Luftangriffe getötet. Kurz vor Inkrafttreten der Waffenruhe in der Nacht zu Freitag habe es zudem bei Luftangriffen auf die Stadt Irbin 37 Tote gegeben. Aktivisten und Rettungshelfer werfen Russland vor, dabei Brandbomben eingesetzt zu haben. Bei den meisten Opfern handelt es sich demnach um Frauen und Kinder. Die Vorwürfe ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.
Aus der schwer zerstörten und belagerten Stadt Duma flohen laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums mehr als 5000 Menschen in die von der Armee kontrollierten Gebiete. Auf der Internetseite des Ministeriums waren Bilder einer Webcam zu sehen, die Liveaufnahmen vom Übergang von Duma in das Regierungsgebiet zeigen sollen. Dort war zu sehen, wie innerhalb weniger Minuten Dutzende Menschen auf einer schmutzigen Straße entlangliefen. Einige schleppten ihre Habseligkeiten, andere trugen Kinder oder schoben Karren.
70 Prozent von Ost-Ghuta sind eingenommen
Der Abzug der Kämpfer von Ahrar al-Scham erhöht den Druck auf die verbliebenen Rebellen, Ost-Ghuta ebenfalls zu verlassen. Bisher feuerten sie Geschosse auf Wohnviertel in Damaskus ab. Bei einem der tödlichsten Raketenangriffe der vergangene Monate wurden in der Hauptstadt am Dienstagabend 44 Zivilisten getötet. Am Donnerstag gab es laut staatlichem Fernsehen vier zivile Todesopfer.
Das Gebiet Ost-Ghuta östlich der Hauptstadt Damaskus umfasst mehrere Städte und Ackerland. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind bei der Armee-Offensive auf Ost-Ghuta seit dem 18. Februar mehr als 1500 Zivilisten getötet worden. Mehr als 80.000 Menschen flohen demnach vor den Kämpfen. Die Angaben der in Großbritannien ansässigen Organisation stammen von Informanten in Syrien und sind kaum zu überprüfen.
ie/mak (afp, rtr)