Papst-Reise endet mit starkem Friedensignal
29. November 2015Papst Franziskus hat die Regierung des Krisenstaats Zentralafrikanische Republik aufgefordert, sich für die Einheit der Bevölkerungsgruppen und den Frieden einzusetzen. Die Menschen dürften keine Angst vor Mitgliedern anderer Ethnien oder Religionen zu haben, sagte Franziskus in der Hauptstadt Bangui. Der Regierung komme dabei eine besondere Verantwortung zu, sagte er vor Übergangspräsidentin Cathérine Samba-Panza. "Ich komme als Pilger des Friedens und als Apostel der Hoffnung", sagte der 78-Jährige.
In seiner ersten Rede sprach Franziskus jedoch nicht direkt von dem Konflikt, der das Land seit über zwei Jahren erschüttert. Dabei stehen sich muslimische Rebellen und christliche Milizen gegenüber. Tausende wurden getötet. Jeder fünfte Einwohner ist vor der Gewalt geflohen. Beiden Konflikparteien werden schwerwiegende Gewalttaten vorgeworfen.
Angst überwinden
Um das Ziel der Einheit in der Verschiedenheit zu erreichen, müssten die Menschen die "Versuchung der Angst vor dem anderen vermeiden, vor dem, was nicht Teil unserer Ethnie, unserer politischen Option oder unseres religiösen Bekenntnisses ist", sagte der Papst bei einer Begegnung mit Regierungsvertretern und dem diplomatischen Corps. Der Besuch fand trotz starker Sicherheitsbedenken in dem krisengeschüttelten Land statt.
An die Reichen in der Zentralafrikanischen Republik appellierte der Papst, sie sollten "nicht um Privilegien besorgt sein, sondern versuchen, den Armen zu helfen". Diese hätten ein Anrecht auf menschenwürdige Lebensbedingungen. Dazu müsse jedoch die Entwicklung ihrer menschlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potenziale gefördert werden. Insbesondere forderte der Papst Zugang zu Bildungs- und Gesundheitswesen, den Kampf gegen Unterernährung und annehmbare Unterkünfte. "Die Würde der menschlichen Person bedeutet, für die Würde der Mitmenschen zu arbeiten", betonte Franziskus.
Mut nicht verlieren
Nach den Gesprächen fuhr Papst Franziskus im offenen Papamobil in ein Flüchtlingslager, das von der Kirche geleitet wird. Dort sprach er den Menschen Mut zu.
Im Camp Saint Sauveur leben vor allem Frauen und Kinder. Franziskus ermutigte sie, den Glauben an die Zukunft nicht zu verlieren und für den Frieden zu arbeiten. Ohne Liebe, Freundschaft und Vergebung könne der Frieden nicht wachsen. Die Grenzen von Kulturen und Religionen dürften nicht verdecken, "dass wir alle Brüder sind, wir alle", so der Papst. Er bete für einen "großen Frieden" in der Zentralafrikanischen Republik, sagte Franziskus.
Franziskus war die Reise in die Zentralafrikanische Republik besonders wichtig. Es ist das erste mal, dass er in ein Krisengebiet reist. Er folgt damit seinem Ziel, an die Ränder der Kirche zu gehen, zu den Armen, Vergessenen und Notleidenden. Die Zentralafrikanische Republik ist einem UN-Index zufolge das drittärmste Land der Welt. Der Konflikt hatte zunächst wirtschaftliche Hintergründe, entwickelte sich jedoch nach dem Sturz des christlichen Präsidenten Francois Bozizé durch muslimische Rebellen 2013 zu einem Konflikt zwischen den Religionsgruppen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen gibt es in dem Land rund 300.000 Binnenflüchtlinge. Allein seit dem Wiederauflammen der Kämpfe zwischen verfeindeten Milizen im September flohen 40.000 Menschen aus ihren Heimatorten.
Vor Abschluss seines Besuchs am Montag wird sich Franziskus in einer Moschee mit Vertretern der muslimischen Gemeinde treffen. Die meisten Muslime sind wegen des Konfliktes jedoch bereits aus Bangui geflohen.
Zuvor hatte Franziskus im Rahmen seiner elften Auslandsreise Kenia und Uganda besucht. Für Franziskus war es die erste Reise nach Afrika, wo die katholische Kirche weltweit am schnellsten wächst.
as/pg (kna, epd, dpa)