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Politik

Diktatorensohn Marcos ist neuer Präsident

30. Juni 2022

Der Diktatorensohn Ferdinand Marcos Junior hat sein Amt als Präsident der Philippinen angetreten. Damit kehrt der Familienclan um den früheren Despoten Ferdinand Marcos 36 Jahre nach dessen Sturz an die Macht zurück.

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Philippinen | Amtseinführung Ferdinand Marcos Jr. als Präsident
Amtseinführung Ferdinand Marcos Jr. als Präsident: Menschenrechtler fürchten neue Menschenrechtsverletzungen Bild: Eloisa Lopez/REUTERS

Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen ist am Donnerstag Ferdinand Bongbong Marcos als 17. Präsident der Philippinen vereidigt worden. Der 64-Jährige tritt die Nachfolge von Rodrigo Duterte an, der aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren konnte. In seiner Antrittsrede wiederholte Marcos sein einziges Wahlkampfthema, die "Einheit" der Philippiner.

Mit Blick auf die Diktatur seines gleichnamigen Vaters (1972-1986) rief er dazu auf, die Vergangenheit ruhen zu lassen und nach vorn zu schauen. Am Ende schlug Marcos doch noch indirekt einen Bogen zum Regime seines Vaters, indem er sagte: "Es gibt keine Ausreden. Es wird nun einfach angepackt. So wie es schon einmal vor langer Zeit gemacht wurde."

Das "goldene Zeitalter der Philippinen"

Marcos und seine Familie lehnen eine Entschuldigung für Korruption und Menschenrechtsverletzungen in der Ära von Marcos Senior kategorisch ab. Stattdessen sprechen sie vom "goldenen Zeitalter der Philippinen". Kritiker werfen Marcos vor, seinen Wahlkampf in den Sozialen Medien mit Lügen und Desinformation über das Regime seines Vaters geführt und mit von seiner Familie veruntreutem Staatsvermögen finanziert zu haben.

Menschenrechtler protestieren mit Fahnen und Plakaten gegen die Vereidigung von Ferdinand Marcos Junior
Menschenrechtler fordern bei massiven Protesten in Manila Gerechtigkeit für die Opfer Bild: Basilio Sepe/dpa/picture alliance

Menschenrechtler und Überlebende der Marcos-Diktatur protestierten derweil gegen den neuen Präsidenten und forderten Gerechtigkeit für die Opfer von Marcos Senior. Dieser hatte das südostasiatische Inselreich von 1965 bis 1986 regiert; 1972 hatte er das Kriegsrecht ausgerufen. Allein für die Zeit von 1972 bis 1981 hat Amnesty International etwa 72.000 Verhaftungen, 34.000 Folterungen und 3240 Morde dokumentiert.

Ein Land am Abgrund zur Diktatur

Aktivistinnen und Aktivisten fürchten einen endgültigen Rückfall  in die dunkle Vergangenheit - mit neuen zahlreichen Menschenrechtsverletzungen. Marcos übernimmt bereits ein Land, das durch den von Duterte 2016 begonnenen blutigen "Anti-Drogen-Krieg" mit mehreren Zehntausend Todesopfern am Abgrund zur Diktatur steht.

Der ehemalige Präsident der Philippinen, Rodrigo Duterte
Der brutale "Anti-Drogen-Krieg" des ehemaligen Präsidenten der Philippinen, Rodrigo Duterte, stand unter massiver Kritik Bild: Jam Sta Rosa/picture alliance/AP

Dutertes Tochter Sara wird die Philippinen gemeinsam mit Marcos Junior als dessen Vizepräsidentin regieren. Erst vor wenigen Tagen kündigte der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag an, weitere Ermittlungen wegen der Gräuel im sogenannten Drogen-Krieg führen zu wollen.

sth/rb (epd, kna, afp)