Lasogga schießt den HSV ins Halbfinale
2. April 2019"Ein Sieg hier kann Kräfte freisetzen und eine Art Brustlöser sein", hatte HSV-Präsident Marcell Jansen vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale beim SC Paderborn gesagt. Eine Aussage, die sich besonders ein HSV-Spieler, auch wenn er sie wahrscheinlich gar nicht mitbekommen hatte, zu Herzen nahm. Nach zäher erster Halbzeit, in der die Hamburger zwar einige vielversprechende Angriffe zeigten, aber nicht entscheidende zum Abschluss kamen, schlug Pierre-Michel Lasogga nach dem Seitenwechsel zweimal zu: Kopfballtor nach einer Ecke (54. Minute), wuchtiger Schuss ins lange Eck aus vollem Lauf (68.), das war's. Der Hamburger SV gewinnt beim SC Paderborn mit 2:0 (0:0) und steht zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder im Halbfinale des DFB-Pokals. Als Lasogga in der 72. Minute begleitet vom Beifall der mitgereisten HSV-Fans ausgewechselt wurde, war die Partie entschieden.
"Das ist unbeschreiblich. Das ist das erste Mal, dass ich in meiner Karriere im Pokal-Halbfinale stehe", sagte Lasogga anschließend im Interview mit Sky und bliebt auf seinen eigenen Beitrag zum Erfolg angesprochen bescheiden. Statt zu sagen "ich", hieß es "wir". "Das haben wir uns verdient. Im zweiten Durchgang war es enorm wichtig, das wir in Führung gegangen sind. Das war der Dosenöffner, und dann haben wir den Sack mit dem 2:0 zugemacht."
Entscheidende Tore, große Gefühle
Lasogga hat zwar nie eine wirklich erfolgreiche Zeit beim HSV erlebt, aber dennoch so viel für den ehemaligen Spitzenklub geleistet, dass die Fans ihn zu einer Art "Säulenheiligen" erhoben haben. Er war es damals, als er 2014 in der Relegation den einzigen Treffer gegen Fürth erzielte, der die Hamburger letztlich in der Bundesliga hielt. Er arbeitet jetzt, da er nach einer Ausleihe zu Leeds United in die englische zweite Liga, entscheidend am Wiederaufstieg des HSV mit. Mit 13 Saisontoren ist er der beste Torschütze im Team.
Zuletzt bescherte er seinen Fans Gänsehäute und Hochgefühle, als er im Duell gegen den ungeliebten Lokalrivalen St. Pauli zwei Treffer zum 4:0-Derbysieg beisteuerte. Auch im DFB-Pokal ist er so etwas wie die Lebensversicherung der Hamburger: Sechs der letzten neun Pokaltore für den HSV gingen auf Lasoggas Konto.
Andere Voraussetzungen
Darf der HSV, dessen Hauptaugenmerk auf dem sofortigen Wiederaufstieg in die Bundesliga liegt, nun auch im Pokal vom ersten Finale seit 1987 träumen? Damals war es ein anderer – ältere HSV-Fans würden sagen, ein echter "Säulenheiliger", der entscheidend dazu beitrug, dass der Hamburger SV den Pokal gewann und damit seinen bislang letzten Titel holte.
Der vorentscheidende Treffer zum 2:1 (Endstand 3:1) gegen die Stuttgarter Kickers gelang damals in der 88. Minute Manfred Kaltz. Der lange Verteidiger gilt als der erfolgreichste HSV-Spieler der Vereinsgeschichte: 568 Bundesliga-Spiele für die "Rothosen", dreimal Deutscher Meister, dreimal DFB-Pokal-Sieger, dazu der Europapokal der Pokalsieger und der Europapokal der Landesmeister.
Eine Bilanz, die Lasogga mit dem HSV keinesfalls erreichen kann - und es wäre auch unfair, dies von ihm zu erwarten. Die Voraussetzungen in Hamburg sind einfach ganz andere als vor 35 Jahren. Aber ein paar Niveaus niedriger ist Lasogga durchaus in der Lage, an einer anderen HSV-Erfolgsgeschichte mitzuschreiben. Der Bundesliga-Aufstieg und das Erreichen des Pokalfinales wären da sicherlich zwei weitere (kleine) Meilensteine.