Putschversuch in Madagaskar wohl gescheitert
18. November 2010Noch am Mittwoch hatte Oberst Charles Andrianasoavina mit einem Teil der Militärführung die Regierung von Madagaskar für abgesetzt erklärt. Am Donnerstag (18.11.2010) zogen sich die Aufständischen dann in eine Kaserne in der Nähe des Flughafens der Hauptstadt Antananarivo zurück.
In der Stadt selbst blieb es zunächst ruhig. Weder gab es Gefechte um den Regierungssitz, noch unternahmen regierungstreue Soldaten Versuche, die abtrünnigen Offiziere aus dem Stützpunkt zu vertreiben. Präsident Andry Rajoelina hatte sich unmittelbar nach dem Putschversuch unbeeindruckt gezeigt und sagte, der Großteil der Streitkräfte stehe hinter ihm. Ein regierungstreuer General sagte, der Konflikt werde innerhalb der Armee gelöst.
Der amtierende Präsident hat selbst geputscht
Nur wenige Bewohner schienen zunächst etwas von dem Putsch erfahren zu haben. Die umstrittene Abstimmung über die neue Verfassung war am Mittwoch auch nach der Ausrufung des Staatsstreichs größtenteils friedlich fortgeführt worden. Das Ergebnis soll in einigen Tagen veröffentlicht werden. Initiiert wurde das Referendum von Rajoelina.
Rajoelina war im vergangenen Jahr selbst in einem putschähnlichen Coup gegen den gewählten Präsidenten Marc Ravalomanana an die Macht gekommen. Daraufhin hatten Ravalomanana und zwei weitere Ex-Präsidenten zu Verhandlungen aufgerufen, um die politische Krise zu beenden.
Umstrittene Abstimmung
Rajoelina hatte stattdessen jedoch das umstrittene Referendum angesetzt. Kritiker befürchteten im Falle einer Zustimmung der Wähler einen Blankoscheck für den Präsidenten, weil er kein Datum für seinen Rücktritt oder Voraussetzungen für die nächsten Wahlen genannt habe.
Der ehemalige Präsident Albert Zafy, der Madagaskar von 1993 bis 1996 regiert hatte, erklärte unterdessen, er unterstütze die Putschisten in ihrem Versuch, Rajoelina zu entmachten. Deren Korruptionsvorwürfe an die Adresse der Regierung stimmten. Die Regierung von Präsident Rajoelina leiste keine gute Arbeit und lasse es an Respekt für die Menschen fehlen.
Autor: Martin Muno (dapd, rtr, afp)
Redaktion: Dirk Eckert