Rembrandt-Gemälde erzielen elf Millionen Euro
6. Juli 2023Vor fast 200 Jahren ersteigerte eine britische Familie beim Auktionshaus Christie's zwei Ölporträts des niederländischen Meisters Rembrandt aus dem 17. Jahrhundert. Seitdem blieben die Gemälde der Öffentlichkeit verborgen, in der Kunstszene und Wissenschaft gerieten sie völlig in Vergessenheit.
Am 6. Juli 2023 gehörten die Bilder zu den Höhepunkten des Christie's Old Masters Sale. Während der Schätzpreis für die im Paket verkauften Bilder im Vorfeld der Auktion bei fünf bis acht Millionen Pfund (sechs bis zehn Millionen Euro) lag, wechselten sie schließlich für 9,5 Millionen Pfund (rund 11,1 Millionen Euro) den Besitz.
Ein Klempner und dessen Frau
Die 20 Zentimeter hohen, ovalen Gemälde sind die kleinsten bekannten Porträts Rembrandts. Sie zeigen einen älteren Klempner namens Jan Willemsz van der Pluym und seine Frau, Jaapgen Carels. Die van der Pluyms hatten einst einen Garten in Rembrandts Heimatstadt Leiden erworben, in direkter Nachbarschaft zur Mutter des Malers.
Im Jahr 1635, als beide Werke entstanden, lebte Rembrandt bereits in Amsterdam. Als erfolgreicher Künstler war er für seine großen Porträts bekannt, die er im Auftrag wohlhabender Familien malte. Zwischen dem dargestellten Paar und dem Künstler bestanden auch familiäre Bindungen. Van der Pluyms einziges Kind, der Künstler Karel van der Pluym, heiratete die Tochter von Rembrandts Onkel.
Wechselnde Besitzer
Die Porträts blieben bis 1760 im Besitz der Familie und wurden dann bei einer Auktion in Amsterdam verkauft. Sie gelangten in verschiedene prestigeträchtige Sammlungen europäischer Grafen und Barone, bevor sie 1824 bei Christie's versteigert wurden, gelistet als "Rembrandt - sehr temperamentvoll und fein koloriert".
Henry Pettifer, stellvertretender Vorsitzender für Gemälde alter Meister bei Christie's International, stieß bei einer Bewertung der Kunstsammlung der britischen Besitzerfamilie auf die beiden Gemälde. "Die Familie mochte die Bilder, war sich aber nie sicher, ob sie von Rembrandt stammten und hat sie nie untersuchen lassen", sagte Pettifer der "Washington Post".
"Ich war wirklich verblüfft, als ich entdeckte, dass die Bilder nie wirklich erforscht und in der Literatur über Rembrandt im Laufe von 200 Jahren nie erwähnt worden waren", sagte Pettifer der Nachrichtenagentur AFP. Unter Einbeziehung forensischer Mittel prüften Kunstexperten die Echtheit der Werke. Beteiligt war das Amsterdamer Rijksmuseum, das mit 22 Werken die größte Rembrandt-Sammlung der Welt besitzt.
Genaue Echtheits-Prüfung
Die Forscher rekonstruierten alle ehemaligen Besitzverhältnisse der Gemälde und prüften Rembrandts Unterschriften. Es vergingen fast zwei Jahre, bis das Ergebnis feststand: Es handelt sich bei den Porträts tatsächlich um originale Werke von Rembrandt. Henry Pettifer bezeichnete die wiederentdeckten Gemälde als "eine der aufregendsten Entdeckungen, die wir in den letzten Jahren auf dem Gebiet der alten Meister gemacht haben".
Es ist nicht das erste Mal, dass Christie's mit der Versteigerung von wiederentdeckten Rembrandt-Werken Schlagzeilen macht. Im Jahr 2009 versteigerte das Auktionshaus das "Porträt eines Mannes mit gestemmten Armen" per Telefongebot. Das 1658 entstandene Gemälde war fast 40 Jahre lang nicht öffentlich zu sehen gewesen und wurde für 20,2 Millionen Pfund (zu diesem Zeitpunkt rund 23,5 Millionen Euro) verkauft.
Im Jahr 2016 verhandelte Christie's den Verkauf zweier Rembrandt-Porträts aus der Rothschild-Sammlung an den Pariser Louvre und das Rijksmuseum in Amsterdam. Die begehrten Porträts waren seit 1956 nicht mehr ausgestellt worden und waren ebenfalls unbekannte Werke von Rembrandt.