Freunde, Freunde, Freunde in der Not
24. Februar 2011Die in Nicaragua regierende Sandinistische Front von Präsident Daniel Ortega bekräftigte am Mittwoch (23.02.2011) ihre "vollständige Unterstützung" für den libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi. Jacinto Suárez, bei der sandinistischen Partei zuständig für internationale Beziehungen, bezeichnete Gaddafi als Opfer "einer von westlichen Organen inszenierten Verschwörung". Es sei sicher, dass der libysche Staatschef aus dieser Krise unbeschadet hervorgehen werde. In einem Fernsehinterview mit dem lokalen Sender "Canal 12" fragte Suárez, "warum sollten wir jemandem den Beistand versagen, der unser Freund gewesen ist? Freunde sind Freunde, in guten wie in schlechten Zeiten."
Zwei Tage zuvor hatte Präsident Ortega mit seinem libyschen Kollegen telefoniert und ihm seine Unterstützung angesichts der "fürchterlichen" Situation in Libyen zugesichert. Er habe Gaddafi die " Solidarität des nicaraguanischen Volkes mit dem libyschen Volk und die Solidarität der Sandinisten" übermittelt, sagte Ortega am Dienstag in Nicaraguas Hauptstadt Managua. Damit schloss sich Ortega der Haltung des kubanischen Präsidenten Raúl Castro und der venezolanischen Regierung von Präsident Hugo Chávez an. Es waren bis dato die einzigen Staaten in Lateinamerika, die dem libyschen Regime den Rücken stärkten.
Castro: USA planen NATO-Invasion in Libyen
Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro, der Vorgänger und Bruder des amtierenden Präsidenten Raúl, geht unterdessen davon aus, dass die USA das Unruheland Libyen mit Hilfe der Nato besetzen wollen. "Für mich ist absolut klar, dass die Regierung der Vereinigten Staaten keinerlei Interesse am Frieden in Libyen hat", schrieb Castro, ein alter Freund von Staatschef Muammar al-Gaddafi, in einem am Dienstag veröffentlichten Kommentar für kubanische Staatsmedien. Die USA würden nicht zögern, der Nato den Befehl zu geben, in dieses reiche Land einzumarschieren, glaubt Castro.
Man könne mit Gaddafi einverstanden sein oder nicht, führte der ehemalige Staatschef weiter aus. Doch es werde noch dauern, bis die Wahrheit über die Unruhen in Libyen herauskomme. Er könne sich nicht vorstellen, dass Gaddafi sein Land verlasse, um damit seiner Verantwortung zu entgehen. "Ein ehrenvoller Mensch wird immer gegen jede Ungerechtigkeit eintreten, die gegen ein Volk auf der Welt begangen wird", schrieb Castro
weiter. "Und das Schlimmste wäre, in diesem Moment angesichts des Verbrechens zu schweigen, das die Nato gegen das libysche Volk vorbereitet."
Zurückhaltung in Bolivien
Zurückhaltender zeigt man sich in Boliviens Hauptstadt La Paz. Die bolivianische Staatskanzlei plädierte für eine friedliche Beilegung der Krise, "jedoch ohne jede Einmischung von außen, die politischen Ziele jenseits derer des libyschen Volkes verfolge". Präsident Evo Morales hat sich bislang nicht zu den Ereignissen in Nordafrika geäußert. Er war im vergangenen Jahr nach Tripolis gereist, wo er mit Gaddafi zu einer Unterredung zusammentraf. In seiner Zeit als Gewerkschafter der Kokabauern im zentralbolivianischen Cochabamba hatte Morales einen Ökonomie-Preis des Gaddafi-Regimes erhalten.
Peru setzt Beziehungen zu Libyen aus
Eindeutige Signale sendet dagegen die peruanische Regierung. Angesichts des brutalen Vorgehens libyscher Sicherheitskräfte gegen Demonstranten hat Peru als erster Staat die diplomatischen Beziehungen zu Libyen auf Eis gelegt. Man habe sich entschlossen, die Kontakte zum Regime des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi auszusetzen, weil die Gewalt gegen das Volk kein Ende nehme, teilte die Regierung in Lima am Dienstag überden Kurznachrichtendienst Twitter mit.
Perus Präsident Alan García habe "auf das Schärfste gegen die von der Diktatur ausgeübte Unterdrückung in Libyen protestiert", hieß es weiter. Peru wolle sich bei den Vereinten Nationen für die Verhängung einer Flugverbotszone im libyschen Luftraum einsetzen, um so den Einsatz von Kampfflugzeugen gegen Demonstranten zu verhindern.
Autor: Sven Töniges (dpa, ap)
Redaktion: Oliver Pieper