Robert-Koch-Preis für zwei Molekularbiologen
21. April 2015Mit dem Robert-Koch-Preis 2015 werden "die bahnbrechenden Forschungsarbeiten beider Molekularbiologen gewürdigt, Zellvermehrungssysteme für Hepatitis-C-Viren entwickelt zu haben", so die Begründung der Robert-Koch-Stiftung.
Die Preisträger
Ralf Bartenschlager ist Leitender Direktor der Abteilung Molekulare Virologie an der Universität Heidelberg. Gleichzeitig leitet er den Forschungsschwerpunkt Infektionen und Krebs am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), ebenfalls in Heidelberg. Er erforscht seit über zwanzig Jahren das Hepatitis C-Virus, entwickelte ein Zellkultursystem, ohne das es die neuen hochwirksamen Medikamente gegen diese Krankheit heute nicht geben würde.
Der zweite Robert-Koch-Preisträger, Charles M. Rice, ist Direktor des interdisziplinären "Centers for the Study of Hepatitis C" an der Rockefeller University in New York, USA. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern hat Rice über 400 Artikel im Bereich Virologie veröffentlicht. Darüber hinaus fungiert er für zahlreiche wissenschaftliche Zeitschriften als Gutachter und ist ehemaliger Herausgeber des "Journal of Virology".
Forschung ermöglichte Entwicklung von Arzneien
Beide Preisträger haben dazu beigetragen, den Lebenszyklus der Hepatitis-C-Viren zu verstehen. Außerdem konnten sie vielversprechende Virusvermehrungsysteme in Zellkulturen für die Grundlagenforschung erarbeiten, die zum Beispiel auch für Arzneimittel-Screening und Prüfsysteme genutzt werden können.
Die offizielle Verleihung des Robert-Koch-Preises findet am 6. November 2015 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften statt.
Die Geschichte der Stiftung
Vergeben wird der Robert-Koch-Preis von der Robert-Koch-Stiftung. Gegründet wurde die "Robert-Koch-Stiftung zur Bekämpfung der Tuberkulose" 1907. Mit der Stiftungs-Gründung sollte der Medizinforscher Robert Koch und seine herausragenden Leistungen gewürdigt werden. 1882 hatte Koch das Tuberkulose-Bakterium entdeckt, ein Jahr später den Cholera-Erreger. Er gilt als der Begründer der modernen Bakteriologie. 1905 war er bereits mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet worden. Der außergewöhnliche Forscher starb im Alter von 67 Jahren in Baden-Baden.
Der Robert-Koch-Preis wurde erstmals 1960 vergeben. Seit 1970 werden jährlich Forscher für international anerkannte Leistungen ausgezeichnet. Vor allem die Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten soll gefördert werden. Dotiert ist der Preis mit 100.000 Euro. Und er ist mit großem Renommee verbunden.
Schließlich gibt es unter den Geehrten zehn spätere Nobelpreisträger, angefangen mit dem Virologen Harald zur Hausen, der 1974 den Robert-Koch-Preis erhielt und 2008 den Nobelpreis für Medizin. Der japanische Arzt und Stammzellenforscher Shinya Yamanaka erhielt den Nobelpreis 2012, vier Jahre nach seiner Auszeichnung mit dem Robert-Koch-Preis. Die Stiftung scheint ihrer Zeit also oft voraus zu sein.