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Säbelrasseln im östlichen Mittelmeer

Thomas Seibert14. November 2014

Die Türkei sieht ihre Interessen in der Region gefährdet, denn auch Zypern arbeitet immer enger mit mehreren Anrainern des östlichen Mittelmeeres zusammen. An einer Eskalation der Lage hat Ankara aber kein Interesse.

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Die Bohrplattform Homer Ferrington im Mittelmeer vor der Küste Zyperns (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa

Das Säbelrasseln war unüberhörbar. Bülent Bostanoglu, Kommandant der türkischen Marine, verkündete in den vergangenen Tagen, seine Soldaten hätten neue Einsatzregeln für das östliche Mittelmeer erhalten, um dort einer möglichen "Situation" beim Aufeinandertreffen mit Kriegsschiffen anderer Nationen begegnen zu können.

Admiral Bostanoglu musste den türkischen Journalisten, die ihn befragten, nicht erklären, welche Situation er meinte. Die Republik Zypern lässt vor den Küsten der geteilten Mittelmeerinsel nach Öl und Gas unter dem Meeresboden suchen, was nach Ansicht der Türkei die Rechte der türkischen Zyprer verletzt. Als Reaktion startete auch die Türkei in den Gewässern vor Zypern eine Ölsuche und schützt diese Aktion mit Kriegsschiffen. Zudem halte die türkische Marine ein Auge auf die Ölsuche der griechischen Zyprer, sagte der Admiral.

Alte Wunden wieder aufgerissen

Die Regierung im griechischen Teil von Nikosia warf der Türkei "provokative Aktionen" vor und zog sich aus den Verhandlungen mit den türkischen Zyprern über eine Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Insel zurück. Gemeinsam mit Griechenland und Ägypten forderte Zypern, die Türkei solle alle Meeresgrund-Untersuchungen in den Gewässern um die Insel einstellen. Ankara denkt nicht daran, dieser Forderung nachzukommen.

Doch in dem Streit geht es nicht nur um die riesigen Öl- und Gasfelder im östlichen Mittelmeer und die Gewinne, die bei deren Ausbeutung winken. Aus Sicht der Türkei ist die Ölsuche ein Versuch der griechischen Zyprer, noch vor einer möglichen Einigung mit den Inseltürken auf die Grundlagen eines gemeinsamen Staates schon jetzt Fakten zu schaffen und die griechische Vorherrschaft auf Zypern festzuschreiben. Die Türkei, die sich als Schutzmacht der türkischen Minderheit auf Zypern versteht, werde keine Art von "Fait Accompli" - vollendete Tatsachen - auf der Insel akzeptieren, sagte der damalige türkische Außenminister und heutige Ministerpräsident Ahmet Davutoglu bereits im September.

Ölbohrung vor Zypern (Foto:Petros Karadjias/AP/dapd).
Probebohrungen vor der Küste ZypernsBild: AP

Angst von einer "feindlichen Allianz"

Dahinter verbirgt sich ein wichtiger Knackpunkt der Verhandlungen über eine Wiedervereinigung Zyperns. Der international anerkannte und zur EU gehörende griechische Südwestteil der Insel sieht sich als rechtmäßiger Vertreter von ganz Zypern, wogegen die Türkei und die Inseltürken darauf bestehen, dass die Souveränität der Insel Zypern geteilt ist. Erst nach einem Friedensschluss zwischen beiden Volksgruppen könnten deshalb Projekte wie die Rohstoff-Suche unter dem Meer angegangen werden, argumentiert Ankara.

Die Regierung der türkischen Zyprer warf den Inselgriechen bereits vor, eine "feindliche Allianz" gegen die Inseltürken und die Türkei aufbauen zu wollen. Ein hochrangiger türkischer Regierungsvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, äußerte sich gegenüber der Deutschen Welle deutlich zurückhaltender. Die Türkei stehe auch weiterhin zur Suche nach einer dauerhaften Lösung für Zypern, sagte er. Ankara unterstütze die Friedensverhandlungen auf der Insel. Allerdings passten die Ölbohrungen im Mittlmeer "nicht zum Geist des Verhandlungsprozesses".

Türkische Soldaten auf Zypern (Foto: Yiannis Kourtoglou/AFP/Getty Images)
Ankara sieht sich als Schutzmacht der türkischen Minderheit auf ZypernBild: AFP/Getty Images

Nicht zu weit gehen

Es scheint, als wolle Ankara die Lage nicht allzu weit eskalieren lassen. Zusätzlicher Streit im östlichen Mittelmerraum würde die Türkei, die bereits erhebliche Probleme in ihren Beziehungen zu Syrien, zum Irak sowie zu Israel und Ägypten hat, noch mehr isolieren und das Verhältnis zur EU weiter komplizieren. Ministerpräsident Ahmed Davutoglu kündigte diese Woche für Anfang Dezember eine Reise nach Athen an, wo er mit seinen Gastgebern auch über den Zypern-Konflikt reden will. Türkische Diplomaten ließen sich in der regierungsfreundlichen Presse mit der Erklärung zitieren, die neuen Einsatzregeln für die Marine seien reine Routine.

Cenap Cakmak, Politologe an der Osmangazi-Universität im westtürkischen Eskisehir, sieht auf allen Seiten des Konflikts um Zypern ein grundsätzliches Interesse daran, den Streit nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. "Alle wollen die Gesprächskanäle offen halten", sagte Cakmak der Deutschen Welle. Das gelte trotz der Verhandlungsunterbrechung auf Zypern.