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Sagen, Puppen und Toilettenpapier

Miriam Beiseler22. Mai 2004

Neun Wochen Kultur aus Europa und den USA in Bochum und Umgebung: Bereits im dritten Jahr bietet die RuhrTriennale kulturelle Beiträge aus verschiedenen Ländern. Bis zum 24. Juli werden 74 Veranstaltungen geboten.

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Ariane Mnouchkine präsentiert ihr Stück 'Le dernier Caravansérail'Bild: Charles-Henri Bradier

Ein europäisches Festival im Ruhrgebiet – das ist die RuhrTriennale 02-04. Ein Bestandteil, die Ruhrtriennale 2004, bietet dem Publikum auch dieses Jahr wieder einen vielfältigen Kulturmix: Theaterstücke, Lesungen und Konzerte sind nur ein Teil der Darbietungen. Künstlerischer Leiter der gesamten Spielzeit 2002 bis 2004 ist der Belgier Gérard Mortier. Mit der dritten RuhrTriennale endet die erste Saison des dreijährigen Zyklus. Im Jahr 2005 beginnt die zweite Saison – wieder über drei Jahre, diesmal aber unter der Leitung von Theaterregisseur Jürgen Flimm.

Neben der Hauptspielstätte in Bochum, der im letzten Jahr neu eröffneten "Bochumer Jahrhunderthalle" mit fünf Bühnen, bieten noch vier andere Lokalitäten Platz für Kulturhungrige. Duisburg, Hamm, Essen und Mühlheim stellen jeweils einen Bühnenraum. Mit 17 Produktionen wird das Publikum verwöhnt – auf deutsch, englisch und französisch. Rein deutschsprachige Zuschauer verstehen die Präsentationen trotzdem: Auf digitalen Tafeln wird die deutsche Übersetzung angezeigt.

Programmvielfalt

Isabelle Adjani
'Phèdre' Darstellerin Isabelle AdjaniBild: AP

Die positive Kritiken der nationalen und internationalen Presse im letzten Jahr lassen auch dieses Jahr wieder auf gute Performances hoffen. Als "Welttheatertriumph" betitelte die FAZ die Produktion "Phèdre" von Patrice Chéreaus. Auch dieses Jahr hat der Veranstalter der RuhrTriennale, die Kultur Ruhr GmbH, interessante Künstlerinnen und Künstler eingeladen: Filmregisseur Peter Brook und Musiker Vic Chesnutt sind nur zwei von vielen Künstlern.

Ein deutscher Kulturbeiträg kommt unter anderen mit der Inszenierung des uralten Mythos "Orpheus" von Sigrun Fritsch, Ralf Buron und Boris Koneczny auf die Bühne. Eine Stunde lang verfolgt das Publikum die als Oper adaptierte Reise des Orpheus ins Reich der Schatten, um dessen verstorbene Geliebte zurückzuholen.

Liebhaber jeder Kultursparte kommen voll auf ihre Kosten: Die "Junge Triennale" für Kinder und Jugendliche bietet Lieder, Tänze und Gesänge zum Mitmachen. Das Programm ersteckt sich von Konzerten und Requien über Theaterstücke bis hin zu künstlerischen Performances. Außergewöhnlich ist das FIDENA, das "Figurentheater der Nationen".

Außergewöhnliche Inszenierungen

Annette Dabs ist künstlerische Leiterin der FIDENA. "Die FIDENA ist ein fester Programmpunkt der RuhrTriennale 02-04. Auch in den letzten beiden Jahren waren wir schon dabei." Mit 150 internationalen Akteuren und verschiedenen Materialien präsentieren die Mitglieder ihre Stücke. Neben Puppen und Schauspielern kommen Farben, Licht, Schatten und auch Toilettenpapier zum Einsatz. In der "Kleinen rosaroten Geschichte" wird eine Hommage an das täglich benutzte Papier auf die Bühne gebracht. Der Zuschauer darf gespannt sein, in welche Rolle das Papier spielen wird.

Das Festival zieht auch internationales Kulturpublikum an: Rund acht Prozent der Besucher reisen aus dem Ausland an – mehr als die Hälfte stammen aus dem direkten Einzugsgebiet der Spielorte. Für Kulturfestivals ungewöhnlich, aber in Bochum und Umgebung vorhanden, ist der Anteil von jungen Besuchern: Rund ein Viertel aller Besucher ist jünger als 35.