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Sarkozy Wahlkampf

Bettina Kaps16. April 2012

Mitten in Paris unter freiem Himmel ist der französische Staatspräsident Sarkozy auf Stimmenfang gegangen. Trotz kaltem und sehr windigem Wetter kamen die Menschen in Scharen. Doch war Sarkozy überzeugend?

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Nicolas Sarkozy umringt von Fans bei einer Wahlkampfveranstaltung mitten in Paris (Foto: REUTERS)
Bild: Reuters

Zehntausende hatten sich versammelt, um die Wahlkampfrede des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy für eine zweite Amtszeit zu hören. Angesichts der Umfragen, die bislang eine Niederlage bei der Stichwahl am 6. Mai voraussagen, wollten sie dem Präsidenten und sich selbst vor allem Mut machen.

Die Jura-Studentin Lorine befürchtet zwar, dass die Wahl sehr knapp ausfallen wird, aber die 21-Jährige gibt sich dennoch überzeugt, dass Sarkozy am Ende siegen werde. Sein Programm in Sachen Wirtschaft sei glaubwürdiger als das seiner Gegner, findet Lorine.

François, ein ehemaliger Feuerwehrmann, ist eigens aus dem südfranzösischen Grasse nach Paris gekommen - nur, um dem Präsidenten zuzujubeln. Der Rentner glaubt, dass allein Sarkozy Frankreich vor der Krise bewahren könne. "Er hat uns gerettet. Verglichen mit Italien, Spanien und Portugal geht es Frankreich gut. Ohne ihn als Präsidenten sähe es hier schlimmer aus als in Griechenland."

Für Sarkozy aus Angst ums Geld

Im Gegensatz zu den meisten Menschen, die zu der Wahlkampfveranstaltung strömen, ist Patricia keine begeisterte Anhängerin des Präsidenten. Die 51-Jährige ist früh gekommen. Sie habe eine Stunde auf der Mauer der Seine-Brücke gesessen, sagt sie, und Leute beobachtet. Die Meisten, die vorbeiliefen, seien zwischen 50 und 70 Jahre alt gewesen. "Ich sehe kaum junge Menschen, ganz wenige Afrikaner und gar keine Araber", fasst Patricia zusammen. Das bedeute jedoch, dass sich nur ein geringer Teil der Bevölkerung von Sarkozy angesprochen fühle. "Aber man kann ein Land nicht nur mit einer einzigen Gruppe von Anhängern regieren, das ist unmöglich."

Patricia, eine Anhängerin Sarkozys bei der Wahlkampfkundgebung
Patricia will für Sarkozy stimmen - auch wenn sie nicht von ihm überzeugt istBild: Bettina Kaps

Patricia ist gerade von einem Aufenthalt an der Côte d´Azur im Süden Frankreichs zurückgekommen. Alle ihre Bekannten dort wollten den rechtsextremen Front National wählen oder sich bei der Stichwahl enthalten. Sie rechnet daher mit einer Niederlage des Amtsinhabers. Aber Patricia will dennoch für Sarkozy stimmen, sagt sie, weil sie Angst um ihr Geld hat. Sollten die Sozialisten gewinnen, befürchtet sie nämlich höhere Steuern.

Der Präsident fordert eine neue Rolle der EZB

Der Präsident kennt die Ängste und Hoffnungen der Franzosen nur zu gut. In seiner Rede richtete er sich daher nicht nur an seine Anhänger, sondern umwarb ausdrücklich das gesamte "französische Volk". Immer wieder beschwor er "die schweigende Mehrheit", und sprach ausdrücklich auch die sozial schwächeren Volksschichten an - Menschen, die ganz besonders unter den wirtschaftlichen Problemen leiden. Er warnte sie vor der Versuchung, eine Partei der Extreme zu wählen.

Wahlkampfauftritt Nicolas Sarkozys auf der Place de la Concorde
Videoleinwände sorgen dafür, dass Sarkozys Botschaften Zehntausende erreichenBild: Bettina Kaps

Gleichzeitig versprach Sarkozy erneut, dass er die Kontrollen an den französischen Außengrenzen wieder einführen werde, falls weiterhin unkontrolliert Zuwanderer nach Europa kommen sollten. Auch die wirtschaftlichen Aspekte kamen in seiner Rede natürlich nicht zu kurz. Er wolle "eine Debatte über die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Stärkung des Wachstums auslösen." Wenn die Zentralbank die Wirtschaft nicht dabei unterstütze, "werden wir auch nicht genug Wachstum erzielen", warnte Frankreichs Präsident. Immer wieder dramatisierte er die Lage, betonte, dass die Situation seit Ende des Zweiten Weltkriegs noch nie so ernst gewesen sei und die künftigen politischen Entscheidungen so folgenschwer.

"Franzosen, helft mir!"

Sarkozy betonte, dass allein er die Zukunft Frankreichs sichern und das Land im internationalen Wettbewerb gegen Dumping-Löhne und Billig-Konkurrenz verteidigen könne - und beendete seine Rede mit einem pathetischen Aufruf an die Wähler.

Nicolas Sarkozy auf einer Wahlkampfbühne (Foto: REUTERS)
Gute Laune für die Massen: SarkozyBild: Reuters

"Habt keine Angst, Volk Frankreichs! Habt keine Angst! Die anderen werden nicht gewinnen, wenn Ihr beschließt, dass Ihr gewinnen wollt. Volk Frankreichs, hör meinen Aufruf, Französinnen, Franzosen, helft mir, helft Frankreich", rief Sarkozy. "Jetzt, hier, Place de la Concorde, die Republik lebe hoch, Frankreich lebe hoch!"

Sophie aus Besançon hat die Rede völlig überzeugt. "Nicolas hat die Menschen mitgerissen. Das hat mir neuen Auftrieb gegeben. Ich werde jetzt in den letzten Tagen alles geben, um ihm zu helfen, damit er am Sonntag vorne liegt und am 6. Mai wieder Staatspräsident wird."