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KonflikteArmenien

Schüsse auf EU-Beobachter in Armenien

15. August 2023

In Armenien geraten unweit der Grenze zum Nachbarland Aserbaidschan EU-Beobachter unter Beschuss. Die Regierung in Eriwan macht das aserbaidschanische Militär dafür verantwortlich. Aserbaidschan weist das zurück.

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Aserbaidschan | Checkpoint Bergkarabach
Blick auf eine aserbaidschanische Kontrollstelle am Eingang des Latschin-KorridorsBild: Tofik Babayev/AFP/Getty Images

Die EU-Mission in Armenien (EUMA) schrieb auf der Online-Plattform X (früher Twitter) lediglich, dass "eine EUMA-Patrouille bei dem Schießerei-Vorfall in unserem Verantwortungsbereich anwesend war". Es sei keiner der Mitarbeiter verletzt worden. Die Mission äußerte sich zunächst nicht dazu, wer das Feuer eröffnete und ob das Auto gezielt angegriffen wurde.

Das armenische Verteidigungsministerium warf Aserbaidschan vor, in der Nähe des Dorfes Werin Schorscha im Gebiet Gegarkunik das Feuer auf ein Patrouillen-Fahrzeug der europäischen Grenzbeobachter eröffnet zu haben. Das Dorf liegt rund sechs Kilometer von der Grenze entfernt. Die Regierung in Baku wies dies als Falschmeldung zurück.

Ende Februar hatte die EU angekündigt, das Personal der zivilen Mission EUMA von 40 auf 100 Einsatzkräfte aufzustocken, um die Region zu stabilisieren. Baku und Moskau übten deutliche Kritik an der neuen EU-Beobachtermission.

Seit Jahrzehnten umkämpfte Region

Armenien und Aserbaidschan streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Region Berg-Karabach, die zwar auf aserbaidschanischem Gebiet liegt, aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Beide Seiten führten bereits Kriege um das Gebiet, das die internationale Gemeinschaft als Teil Aserbaidschans betrachtet. Bei den Gefechten wurden bisher rund 30.000 Menschen getötet.

Im Jahr 2020 kam es zu sechswöchigen Kämpfen mit mehr als 6.500 Todesopfern. Damals vermittelte Moskau ein Abkommen über eine Waffenruhe, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang. Seitdem gibt es weiterhin immer wieder tödliche Auseinandersetzungen an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze.

Russland will Öffnung des Latschin-Korridors

Unterdessen forderte Russland Aserbaidschan auf, die Blockade der einzigen Straßenverbindung zwischen Armenien und der umkämpften Region Berg-Karabach aufzuheben. Moskau habe die Notwendigkeit von Maßnahmen zur "raschen Deeskalation der Lage um Berg-Karabach" betont, erklärte das Außenministerium nach einem Telefonat von Außenminister Sergej Lawrow mit seinem aserbaidschanischen Kollegen Dscheihun Bairamow. Lawrow habe in dem Gespräch die Umsetzung von zuvor vereinbarten Schritten gefordert, "einschließlich der Freigabe humanitärer Routen".

Rally in support of Artsakh in Yerevan
Ende Juli verlangten Tausende Armenier auf einer Demonstration in Eriwan die Öffnung des Latschin-Korridors Bild: Alexander Patrin/TASS/dpa/picture alliance

Aserbaidschan hatte den Latschin-Korridor im Juli geschlossen. Nach Angaben des armenischen UN-Botschafters Mer Margarjan führte die Blockade inzwischen zu einem "schweren Mangel" an Lebensmitteln, Medikamenten, Gas und Treibstoff. Beobachter beschreiben die Lage in Berg-Karabach als katastrophal.

Der Latschin-Korridor war zunächst von aserbaidschanischen Demonstranten blockiert worden, die als Umweltschützer auftraten. Später richtete Baku unter Verweis auf Sicherheitsgründe eine Straßensperre am Eingang der Verbindung ein, seither liegt der Verkehr dort lahm. Wegen der Blockade verlangte Armenien eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates

kle/sti (afp, dpa, efe)